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Die Besatzung der Internationalen Raumstation untersucht einige Bodenproben vom Mars, mit der sie Wissenschaftsgeschichte schreiben. Denn sie finden darin erstmals extraterrestrisches Leben, einen kleinen Organismus, den sie sogar zum Leben erwecken können. Die Lebensform, die kurzerhand Calvin getauft wird, wächst im Labor der Station schnell heran und entpuppt sich als gleichermaßen stark, widerspenstig und intelligent, schließlich auch als gefährlich. Calvin kann trotz strenger Sicherheitsvorkehrungen aus dem Quarantänebereich entkommen. Die Besatzung muss nun nicht nur um das eigene Leben fürchten, sondern auch, dass die womöglich invasive Spezies irgendwie zur Erde gelangt.

Die extraterrestrische Lebensform in „Life“ heißt zwar Calvin und sieht anders aus als Ridley Scotts Alien, doch ansonsten plagiiert Regisseur Daniel Espinosa munter beim britischen Altmeister, der seine „Alien“-Franchise nur wenige Monate nach dem Kinostart von „Life“ um ein weiteres Prequel erweitern wird. Dem Schweden, der zuletzt das Krimi-Drama „Kind 44“ verfilmt hat, ist dennoch ein packender Sci-fi-Horrorfilm gelungen, weil er offensichtlich über ein gutes Händchen für Spannung und Atmosphäre verfügt und weil er vor allem in visueller Hinsicht die neuesten technische Möglichkeiten voll ausschöpft, die Scott vor fast vier Dekaden nicht zur Verfügung standen.

Da die Story in ihren Grundzügen bereits im Vorhinein bekannt ist und sich früh abzeichnet, welchen Weg Espinosas Film einschlagen wird, macht sich der Regisseur erst gar nicht die Mühe, mit einer längeren Exposition zu starten und dann zum Fund der extraterrestrischen Lebensform überzuleiten. Stattdessen kommt er zügig zur Sache und präsentiert einen außerirdischen Organismus, der zwar nicht so furchteinflößend wie Scotts „Alien“ aussieht, aber insofern sehr spannend ist, weil zunächst unklar ist, wozu dieser fähig ist und in was er sich mit seinem schnellen Wachstum entwickeln wird. Das übertüncht die verbauten Stereotype ähnlich gut wie der durchaus überraschende finale Twist. Die menschlichen Akteure bleiben dagegen trotz des prominent besetzten und darstellerisch versiert agierenden Casts etwas profillos.

Es ist aber nicht nur das zügige Tempo Espinosas, das für gelungene Unterhaltung sorgt, sondern insbesondere die starke Inszenierung. Da ist die gespannte Atmosphäre, die vor allem daraus resultiert, dass Espinosa die gegebene Situation perfekt ausspielt. Auf der einen Seite wird eine klaustrophobische Stimmung in der Station erzeugt, da sich die Lebensform, nachdem sie erst ins Lüftungssystem entkommen ist, jederzeit an jedem Ort befinden könnte und es für die Crew somit kein Entrinnen gibt. Andererseits wird die Spannung auch dadurch hochgehalten, dass es sich bei der Station gewissermaßen um das letzte Bollwerk handelt, von wo aus die Lebensform die Erde erreichen könnte. Und dann sind da zuletzt natürlich noch die atemberaubenden Bilder, die gelungene Animation des Aliens und besonders die eindrucksvolle Kameraführung in der Schwerelosigkeit. Die sichtlich von „Gravity“ inspirierten Bilder, welche die Schwerelosigkeit förmlich spürbar werden lassen, machen „Life“ nicht zuletzt zu einem visuellen Genuss.

Fazit:
Offenkundig inspiriert von „Alien“ und „Gravity“ ist „Life“ nicht zuletzt ein visueller Leckerbissen, der inhaltlich zwar größtenteils aus bekannten Versatzstücken besteht, dafür aber mit einem gelungenen Spannungsaufbau und einer dichten Atmosphäre punktet.

70 %

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