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Vincent Price in einer seiner grimmigsten Rollen, als sadistischer Scharlatan, der unter dem Vorwand Gottes Werk zu verrichten Unschuldige quält und dafür Geld kassiert. DER HEXENJÄGER ist eher ein Kostümfilm und eine hammerharte Geschichtsstunde als etwa Horror, aber in jedem Fall ein für seine Entstehungszeit heftiges Machwerk, in dem ordentlich Blut (so grell rot wie Nagellack) fließt. Die jeweilige Kritik an den Mühlen der grausamen "Justiz" der frühen englischen Neuzeit (wer einmal verdächtigt wird, ist quasi schon verurteilt und kann eigentlich nur noch gestehen) und an religiöser Verblendung sind aber nur ein Vorwand, um möglichst viele hilflose Frauen schreien zu lassen. Der Film sollte sich als Vorhut zu Adrian Hovens beiden noch eine Spur krasseren Hexenfolter-Exploitern erweisen - und genau wie dort sind auch hier schon die grausamen Momente in ihrer Härte dem Unterhaltungswert abträglich.
8
Mit "Der Hexenjäger" hat Michael Reeves den Auslöser und gleichzeitig den qualitativen Höhepunkt der damaligen Welle an Hexen-Filmen geschaffen. Im Gegensatz zu späteren Derivaten verliert sich der Film nämlich nicht im grafischen Ausschlachten, sondern führt anschaulich den Kampf des Mittellosen gegen das damals übermächtige klerikale Regime (hier phänomenal repräsentiert von Vincent Price) vor Augen. Das Ende dieses Kampfes ist niederschmetternd und bringt für keine der beiden Seiten den Sieg. Fazit: Glaubhaftes Portrait einer finsteren Zeit.