Review

Ich will die Euphorie um diesen Film jetzt doch einmal bremsen.

Teilweise werden hier maßlose 10er Bewertungen rausgehauen und ich frage mich warum. Ist es, weil Michael Reeves früh verstarb und man ihm so eine letzte Ehre erweisen will? Er ruhe in Frieden, aber das macht seine Filme nicht besser. 1968 drehte er Witchfinder General im Alter von gerade mal 25 Jahren. Es sollte sein dritter und letzter Streifen sein, weil er im Februar des nächsten Jahres an einer Schlafmittelüberdosis zu Grunde ging.

Witchfinder General ist ein ganz amüsantes Werk, das er uns hinterlassen konnte, es aber in den Himmel zu loben, finde ich aus objetiver Sicht einfach nicht gerechtfertigt. Das fängt mit der Story an, die flach ist wie ein Mantarochen. Wir haben den jungen Richard Marshall (Ian Ogilvy), der sich in eine junge Dame verliebt. Sie führt eine Vater-Tochter-ähnliche Beziehung mit dem Dorfpriester, der der Hexerei verdächtigt wird. Leider ist der berüchtigte Hexenjäger Matthew Hopkins (Vincent Price) unterwegs, der ihn nach anfänglichem Zögern hinrichten lässt. Richard erfährt das und hat nun das Ziel, Matthew zur Strecke zu bringen. Dieser treibt allerdings schon anderweitig sein Unwesen und es dauert, bis es zum Finale zwischen den beiden kommt.

Flach, aber an sich schön und gut, diese Storyline. Sie wird aber immer in dermaßen offensichtlicher Form zurechtgebogen, dass es bald unerträglich wird. Richard rettet seinem Truppenchef das Leben, sodass dieser ihn nicht gleich bestraft, als er ausreißt. Dann wird er zum Captain ernannt, um den König gefangenzunehmen. Dieser ist selbstverständlich schon geflohen und Richard kann sich jetzt auf den Weg machen, um Hopkins zu schnappen, weil er sowieso schon on the road ist. Und so weiter...Blödsinn ist das teilweise.

Extrem schlecht sind die Schnitte und die Bildqualitäten im Film. Das Blöde ist, dass er durch seine Zensur so zerstört wurde, dass er in ungeschnittener Form nahezu ungenießbar ist. Ich sah die englische DVD. Man erkennt jedesmal, wenn es sich um eine geschnittene Szene handelt, weil die Qualität unfassbar schlecht wird. Somit verlieren diese Szenen sehr an Attraktivität. Dafür kann Reeves natürlich wenig, aber es erschwert eine objektive Bewertung. Die Farben sind oft zu dunkel gehalten und stimmen nicht mit den Farben des Himmels überein. Teilweise hat mich das fast zu Tode genervt.

Doch zu anderem: Die Dialoge sind schlecht. Das verstehe ich an Low-Budget-Produktionen oftmals nicht. Man könnte doch die mangelnden technischen Möglichkeiten durch tiefgründige oder intelligente Dialoge wieder gut machen. Michael Reeves hatte dieses Anliegen offenbar nicht. Er war eher stolz auf seine harten Szenen, die wie gesagt im Nachhinein verhunzt wurden. Diesen Stolz gestehen ich ihm zu. Die Gewaltszenen sind gut gemacht und teilweise wirklich furchteinflößend. Lob an dieser Stelle.

Schauspielerisch kann nur Vincent Price überzeugen, der die Rolle ursprünglich gar nicht erhalten sollte. Er favorisierte Donald Pleasance, seine Finanziers trieben ihn jedoch zur Wahl von Price. Die anderen Rollen sind allesamt mittelmäßig gespielt, es fehlt an Authentizität. Überhaupt kommt die Dramatik der Thematik nicht annähernd rüber. Hopkins und sein Gefährte wirken nicht wirklich bedrohlich, zumal man den Gefährten zwischendurch auch noch gegen den Witchfinder aufständisch werden lässt. Ogilvy spielt seine Rolle auch nicht sehr dramaturgisch, er scheint sich dermaßen über sein Engagement gefreut zu haben, dass er keinerlei Hass darstellen konnte. Als alles vorbei ist, verliert er dann endlich – dann aber völlig unpassend – die emotionale Fassung und lässt seinen Gefühlen freien Lauf.

Versteht mich nicht falsch, ich finde nicht, dass "Witchfinder General" ein schlechter Film ist. Aber wie er hier umjubelt wird, ist nicht gerechtfertigt, daher habe ich vor allem meine Kritikpunkte dargelegt.

Fazit: Ein kurzweiliges Inquisitionsfilmchen, das zeitweise ganz amüsant und unterhaltsam ist. Die Gewaltszenen sind gut gemacht und hart, es gibt aber leider keine Fassung, in der sie akzeptabel erhalten sind. (fürchte ich) Die Schauspieler sind insgesamt Mittelmaß und die Härte und Dunkelheit der angesprochenen Thematik kommt außerhalb der blutigen Szenen nur sehr bedingt rüber. Alles in allem nichts Besonderes, nichts, das man gesehen haben muss. Deshalb 4 Punkte. Euer

Don

Details
Ähnliche Filme