Review

Verdammt scharf... am Thema vorbei!

Ich dachte, meine (schändliche) Unkenntnis dem originalen Anime-Meilenstein gegenüber, würde mir mehr Objektivität & dem Film mehr Freiheit/Pluspunkte geben... doch selbst ohne Vorbelastung & Unfair-Vergleich fällt das Fazit zu "Ghost In The Shell" maximal durchwachsen aus. Wie kann ein so mega stylischer & optisch kreativer Rausch, einen so kalt lassen? Außer ein paar schönen Blenderbildern bleibt so gut wie gar nichts hängen... da verbietet sich fast ein Vergleich zum Original oder dem später dieses Jahr erscheinenden "Blade Runner 2049", der diese nun gelegte Hürde im Schlaf überspringen wird. "Ghost In The Shell" handelt von Major, einem weiblichen Cyborg (ScarJo) dessen Hirn von einem Menschen ist & die für eine mysteriöse Firma arbeitet, die von einem Cyberterroristen angegriffen wird. Doch dieser hat mehr Geheimnisse als allen lieb ist & konfrontiert den guten "Geist im Panzer" mit ihrer vernebelten Vergangenheit...

Dass die Story an etliche Sci-Fi-Filme von "Matrix" bis "Robocop" erinnert, dafür kann der Film nichts, das kann man ihm nicht als fehlende Kreativität anhängen. Immerhin war das Original vor fast all seinen Nachahmern aus dem Westen da. Ebenso wenig habe ich über die Darsteller zu meckern (wobei keiner so cool ist wie Takeshi Kitano), geschweige denn den Look. So eine atemberaubende Zukunftswelt hat man lange nicht mehr gesehen & da wurde die Vorlage wirklich bestechend umgesetzt, inklusive einiger ikonischer Sequenzen, die eins zu eins übernommen wurden & selbst Nichtkennern bekannt vorkommen sollten. Bei dieser Stadt, diesem Style, diesem Cyberpunk, wird einem nicht langweilig & "Fest für die Augen" wäre noch eine Untertreibung. Da muss sogar sexy ScarJo mal nur zweite Geige spielen. Die Optik ist DIE grosse Stärke des Films. Sehr nice!

Doch was bringt die feinste Hülle, wenn der Geist darin benebelt & planlos umhertaumelt? Große Philosophie hatte vom Hollywood-Remake wohl keiner erwartet, aber dass es so belanglos & knöcheltief bleibt, das war nicht unbedingt zu erwarten. So cool wie alles scheint, so kalt lässt es einen. Nicht nur vorhersehbar, sondern schlicht null Interesse für die Figuren entwickelte sich. Spätestens beim Finale war das letzte Achselzucken aufgebraucht. Für mich spielt "Ghost In The Shell" mitten im Schnitt der Remakes der Traumfabrik - und das ist kein Merkmal von großartiger Qualität. ScarJo passt in die emotionslose Rolle, allen Unkenrufen zum Trotz, und irgendwie könnte man bei einer (von den Machern unübersehbar) erhofften Fortsetzung auf einen guten Film, der aus Fehlern lernt, hoffen. Andererseits kann ich keinem vorbehaltlos einen Kinobesuch anraten. Was bei solch bombastischen Bildern schon ein heftiger Tritt für den Rest des Films ist. Ich könnte mir vorstellen in Sachen Anspruch, Innovation & Atmosphäre ist das Original fast schon das genaue Gegenteil von diesem seelenlosen Nice-Try. Und selbst ohne Vergleich: "GitS" bleibt für mich blass & nur formal inspiriert, runtergedummt & kein bisschen fordernd. Fast schon langweilig. 

Fazit: selbst als eigenständiger Sci-Fi-Actioner kalt wie ein Android, vage wie Hollywoods greifbarste Visitenkarte. Ultrahübsch, ohne Frage, bringt aber sehr wenig, wenn einem die Hochglanzshow am hübschen Cyberpopo vorbei geht. Und meine Kumpels, allesamt Fans des Originals, waren noch enttäuschter als ich, der recht niedrige Erwartungen hatte... das müsste schon alles sagen. Jeder der hinter die geile Fassade guckt, findet nur Leere.

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