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Eine Jugend und das Erwachsenwerden in den Slums von Rio

Als in den Sechziger Jahren der Platz für die Ärmsten in Rio de Janeiro knapp wurde, baute die Regierung gut fünfzehn Kilometer entfernt eine neue Siedlung, die Obdach für die Ärmsten bieten sollte. Dort gab es nicht einmal Asphaltwege, und die staubige Siedlung bekam von ihren Bewohnern den Namen „City of God“ verliehen. Mit der Zeit wuchs diese Siedlung immer weiter, die Lebensverhältnisse ihrer Bewohner aber wurden nicht wirklich besser. Die Folgen sind die üblichen: blühende Kriminalität, übermäßiger Drogenkonsum, stetiger Mord, zwischendrin Menschen, die sich mit aller Kraft versuchen, sinnvoll durch das Leben zu schlagen, ohne den rechten Pfad zu verlassen.

Einer von ihnen ist Rocket, den der Film von den frühen Sechzigern bis in die Achtziger Jahre begleitet, und dessen Stimme aus dem Off uns durch die verschiedenen Episoden des Films führt. Rocket hat einen Traum, er will Photograph werden, und mit seiner Kamera streift er durch die Slums, wobei sein Lebensweg immer wieder den der kriminellen Bewohner kreuzt. Da sind sein Bruder, Shorty, Benny, Lìl Ze, Carrot und viele andere mehr, sogar kleine Kinder, die sogenannten „Runts“, die in frühen Jahren schon mit Diebstählen anfangen. Nicht alle überleben die immer wiederkehrenden Auseinandersetzungen, und alle versuchen doch nur eines, irgendwie zurechtzukommen mit den unwürdigen Verhältnissen, oder ihren Traum vom Glück am Schopf zu packen.

Dem Regisseur, Fernando Meirelles, gelingt großes Kino, wenngleich man dem Film an mehreren Stellen anmerkt, wer des Filmemachers große Vorbilder sind. Die Story wird nicht stringent erzählt, sondern in verschachtelten Einzelschicksalen, die dann doch alle ineinandergreifen – das hat der Herr sich bei Herrn Tarantino angeguckt. Hier und da auch ein Kameratrick wie kreisende Fahrt mit eingefrorenem Bild, aber diese Mätzchen lenken nicht von der eindringlichen Geschichte ab. Gewalt wird nicht verherrlicht, aber es wird immer wieder, meist völlig beiläufig, gemordet, der Wert eines Menschenlebens ist in einer solchen Umgebung höchst gering. Und wenn ein Heranwachsender als Mutprobe gezwungen wird, ein Kind zu erschießen, dann wissen wir: das ist nicht das Amerikanische Saubermannkino. Der größte Verdienst dieses Films ist die offene Herangehensweise an die Probleme der Jugend in den Slums, die nicht stattfindende Verharmlosung der Lebensumstände, denn so kommt die Moral auch recht galant daher, daß nämlich auch im größten Elend noch eine Möglichkeit zum Glück existiert, um die man nur kämpfen muß. Schmutziges Kino, harte Geschichte, teils ein wenig zu lang, aber immer packend – 8/10.

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