Review

iHaveCNit: The Disaster Artist (2018) gesehen in OmU

Der 1. Februar 2018. Ganze 4 interessante Filme, von denen ich aber 3 für einen Kinobesuch ausschließen konnte. Da wäre „Maze Runner 3“, weil ich weniger der Typ für diese Young-Adult-Buchverfilmungen bin, auch wenn die Trailer von Teil 1-3 doch ordentlich und interessant aussehen. Dann wäre da noch Paul Thomas Anderson Oscar-Bait-Film „Phantom Tread“ bzw. „Der seidene Faden“, in dem die männliche Meryl Streep, Daniel Day-Lewis ein vermutlich eher ruhiges, ereignisarmes Psychogramm eines exzentrischen Schneiders und die Beziehung zu einer Frau darstellt, was für mich eher Heimkinomaterial ist. Wie auch klassische Actioner wie das neue Gerard-Butler-Actionvehikel im Fahrwasser von „Heat“ - „Den of Thieves“ bzw. „Criminal Squad“.

Meine Wahl fiel auf „The Disaster Artist“, in dem wir basierend auf dem Buch von Greg Sestero ein biografisch aufbereitetes Making-Of von „The Room“ bekommen und auch einen Einblick auf die Persönlichkeit des Tommy Wiseau und seine Freundschaft zu Sestero. Wer mich kennt, weiß, dass ich mir gerne Kritiken von Chris Stuckmann auf Youtube ansehe und hier kommt man auch nicht um diesen Reiz von „The Room“ herum, der die erste „Hilariocity Review“ von Stuckmann gewidmet bekommen hat. Hier pflückt er richtig schlechte Filme sehr köstlich und süffisant auseinander, ohne dem Werk als solches respektlos gegenüber zu treten. Ich habe mir auch vor „The Disaster Artist“ den „The Room“ angesehen und muss wirklich sagen, dass er richtig schlecht ist, von der Umsetzung sowie auch vom Schauspiel. Von einem regelrechten Flop mit 1800 USD-Einnahmen gegenüber einem geschätzten Budget von 6 Millionen Dollar hat sich in US-Fankreisen ein regelrechter Kult entwickelt, der über Jahre zu ausverkauften Mitternachtsvorstellungen führt und dafür sorgt, dass man über diesen Film auch 15 Jahre nach seinem Erscheinen immer noch gesprochen wird – sogar länger wie von Filmen, denen man das allgemeine Prädikat „Meisterwerk“ um den Hals hängt. Also haben es Tommy Wiseau und Greg Sestero doch zu einer Form der Berühmtheit in Hollywood gebracht. „The Room“ wurde damals sogar in diesem Umfang gezeigt, mit dem man sich für die Oscars qualifizieren könnte. Es ist klar, dass einem Film wie „The Room“ diese Ehre verwehrt bleibt, doch „The Disaster Artist“ kann zumindest den Goldjungen für das beste adaptierte Drehbuch gewinnen, weil er dort nominiert ist. Schade, dass es in Hollywood derzeit mehr um Anschuldigen von Künstlern im Bezug auf sexuelles Fehlverhalten als um deren Werke geht, denn das Werk von James Franco, der hier Regie führt und Hauptdarsteller ist, hätte es in meinen Augen verdient, dass wenigstens der Film und auch er für „Best Actor“ nominiert worden wäre. Wäre er nominiert worden, wäre meine Wahl klar auf ihn gefallen bei all den Diskussionen um Gary Oldman oder auch einen Daniel Day-Lewis.

Greg Sestero ist ein eher schüchterner Kamerad und sofort Feuer und Flamme, als er den extrovertierten Draufgänger Tommy Wiseau kennenlernt. Beide haben den Traum, als Schauspieler groß raus zukommen, doch ihnen bleibt der Zugang verwehrt, so dass beide auf die Idee kommen, selbst einen Film namens „The Room“ zu drehen. Bei den Dreharbeiten ist es vor allem Tommy, der als Hauptdarsteller, Regisseur, Drehbuchautor in Personalunion mit absoluter Ahnungslosigkeit und Talentlosigkeit doch den großen Traum hat, mit „The Room“ erfolgreich zu sein.

Der Film ist so vieles in seinen 105 Minuten. Ein Biopic über die Kunstfigur Tommy Wiseau und seine Freundschaft zu Greg Sestero – Der Film schafft es wunderbar, den Mythos von Tommy aufrecht zu erhalten und zeitgleich glaubwürdig Motivationen und Intentionen von Tommy darzustellen – und auch die nicht immer konfliktfreie aber doch im Herzen starke Freundschaft zu Greg Sestero. Wundervoll, wie James und Dave Franco miteinander vor der Kamera agieren und das nicht nur, weil sie Brüder sind. Der Film ist auch ein verfilmtes Making-Of und zeigt uns vor allem, wie es am Set zugegangen sein muss, als man sich die Schlüsselszenen vorgenommen hat. Vor allem im Abspann wird deutlich, wie detailreich der Film mit dem Film umgeht und vor allem ein James Franco quasi mit Tommy Wiseau verschmilzt. Der Film ist eine Liebeserklärung an das Filmemachen und an das Träumen, aber auch an das Scheitern. Schade, dass die vielen kleinen Gastauftritte von Leuten wie Zac Efron, Christopher Mintz-Plasse, Josh Hutcherson, Sharon Stone, Jackie Weaver und auch Seth Rogen etwas blass bleiben. Aber alles fügt sich wunderbar in diesem feinen Film von James Franco ein, der es hier geschafft hat, dass man nun auch einen der schlechtesten Filme aller Zeiten, „The Room“ mit einer Liebeserklärung wie „The Disaster Artist“ auf besondere Art und Weise schätzen kann.

„The Disaster Artist“ - My First Look – 9/10 Punkte.

„The Room“ - My First Look – 1/10 Punkte.

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