So, kommen wir nun einmal zu einem ganz kuriosen Werk deutscher Schaffenskunst. Filme für ein schwules Publikum gibt es viele, doch selten hatte es ein deutscher Film so derart tief in die Herzen dieser Szene geschafft, wie "Im Himmel ist die Hölle los". Doch woran liegt das wohl? Das habe ich mich vor kurzem mal wieder gefragt und als ich die DVD dann im Regal unserer Videothek erblicken konnte, musste sie, trotz der eher heterosexueller Einstellung meinerseits, nun endgültig einmal ausgeliehen werden. Und nach Anblick dieses Filmchen ist die Beliebtheit auch sonnenklar zu erklären, denn selbst mir hat dieser schrille Streifen unheimlich viel Spaß gemacht.
Im Grunde ist "Im Himmel ist die Hölle los" ein Film wie er deutscher kaum sein kann, nur das dieses mal alles noch eine Spur extremer ist und vor allem der Skurrilität vollkommen freien Lauf gelassen wird. Die Story ist dabei gar nicht mal so schlecht, wenn auch natürlich auf typischen Komödienniveau. Es geht um ein Mädchen namens Mimi, das auf Willi Wunder, den beliebtesten deutschen Showmaster überhaupt, steht und es sich nicht nehmen lassen will ihn zu treffen, als dieser mit seiner Show nach Käseburg kommt, ihrer Heimatstadt. Doch Willi ist eigentlich ein Ekel vor dem Herrn und auch Mimis Mutter setzt alles daran, dass Mimi nicht an Willi herankommt. Doch Mimi gibt nicht auf... Fast könnte man meinen, dass "Im Himmel..." sozusagen die rein schwule Version von "Kein Pardon" ist, doch "Kein Pardon" ist nicht nur später entstanden, sondern zielt auch unterm Strich auf ein ganz anderes Zielfeld. Nein, "Im Himmel..." ist im Grunde wirklich die Skurrilität in Sachen Film, die sich um keinerlei Tabus schert und seinem Zielpublikum, welches natürlich hauptsächlich ebenfalls aus meist schrägen Persönchen bestehen dürfte, mit einem durchgeknallten Allerlei aus bunten, abgefahrenen Ideen bei Laune zu halten. Und das dürfte auch wirklich vorzüglich funktionieren, auch wenn man der Geschichte jetzt nicht unbedingt Tiefgang oder ähnliches andichten würde. Für das Ziel der Unterhaltung funktioniert sie jedenfalls prächtig.
Und das liegt natürlich vor allem an dem wunderbaren Witz, der sich zwar stetig an Albernheiten zu übertreffen versucht, dabei aber durch die Bank weg genauso charmant wie abgefahren bleibt. Angefangen schon bei der Idee, dass alle kleine Mädchen von großen, ausgewachsenen Darstellerinnen performiert werden, allen voran natürlich Billie Zöckler, die sich hier permanent auf eine wunderbare Art und Weise vorführt, sich dabei für nichts zu schade ist und dennoch so herrlich naiv herüberkommt, dass man daran einfach nur seinen Spaß an ihr hat. Dann natürlich allerhand schwule Figuren, die sich ebenfalls durchgehend selbst auf die Schippe nehmen und mit Genuss wirklich jedes einzelne Klischee, was es ja vor allem hier bei uns so gibt, durchspielen und dabei sichtlich Freude haben. Da hätten wir z. Bsp. Frau Sommer, die natürlich ganz bewusst mit einem Mann besetzt wurde, Schauspieler Walter Bockmayer, der in seiner Art dabei wirklich so etwas von wunderbar übertreibt, dass er wohl noch mit die meisten Lacher einspielt, genauso wie Ralph Morgenstern, der hier natürlich absolut in seinem Element ist.
Aber es sind nicht nur die Figuren und ihre Gestaltung auch das ganze Drumherum ist einfach, auf eine absolut unterhaltsame Art und Weise, gaga ausgefallen. So ist die Farbgebung der einzelnen Szenen natürlich vollkommen schrill und pink ausgefallen und so gut wie keine Szene liegt irgendwie im Dunklen. Alles ist auf absolute Übertreibung gebürstet, von der ersten bis zur letzten Minute. Dazwischen dann auch die Schlagersongs, einer schräger als der Andere, mit Texten wie "Im Himmel ist ein Wölkchen frei", "Meine Mutter ist ne dumme Sau und spielt nur immer Mann und Frau" und so weiter und so fort. Ja, wie schon erwähnt, dieser Film bedient wirklich absolut jedes Schwulen-Klischees und das mit einer derartigen Verliebtheit zum skurrilen Detail, dass man dabei einfach seinen Spaß haben muss, egal ob man nun Homosexuell ist oder nicht, wobei ersteres hier garantiert noch dazu beitragen kann, noch mehr Spaß daran zu haben, als ohnehin schon.
Zum Abschluss nun noch einmal ein Wort zu den Darstellern, denn ohne sie, würde dem Film einfach etwas fehlen. Angefangen bei Dirk Bach, den ja viele leider nicht leiden können, ich persönlich aber immer noch mit zur Elite der deutschen Comedyszene zählen möchte, auch wenn seine übertrieben alberne Art sicher manchmal etwas gewöhnungsdürftig ist. Wirklich albern gibt er sich hier allerdings nur selten einmal, ungemein lustig ist seine Performance des ekelhaften Showmoderators aber allemal. Des weiteren, wie schon erwähnt, Billie Zöckler, die hier so wunderbar naiv in ihrer Rolle herüberkommt, dass man einfach manchmal regelrecht Brüllen muss vor lachen. Des weiteren Ralf Morgendstern als Willis Agent, Barbara Valentin als herrschsüchtige Mutter, Marianne Sägebrecht als Reporterin und viele weitere, angesagte Gesichter mehr, die sich hier einfach allesamt wunderbar in ihren Rollen geben, so naiv die ganze Performance manchmal auch wirken möchte. Viel anders hätte man es hier jedenfalls nicht machen können, ohne das es unpassend gewirkt hätte. Gut so!
Wertung: Der absolute Partyfilm in der Schwulenszene, aber auch für Heterosexuell eingestellte Menschen ein Fest der skurrilen Fantasien, die einfach durch die Bank weg unterhalten können. Genüsslich kaut die Geschichte ein Schwulenklischee nach dem anderen durch, treibt sie auf die Spitze und schafft es damit durchaus mehrere Menschenschläge zu unterhalten. Die einen lachen über sich selber, die anderen lachen mit ihnen, ohne dabei Spott oder ähnliches zu empfinden, womit dieses Potpourri der skurrilen Ideen unbestritten seine Daseinsberechtigung hat, auch wenn Feinde des deutschen Humor damit wohl genauso wenig anfangen können, wie Schwulenhasser. Aber diese beiden Menschengruppen, vor allem Letztere, sind eh nur zu bedauern. Von daher viel Spaß, egal auf welchem Ufer man nun letztendlich stehen mag!
Wertung: 7,5/10 Punkte