Da mir Youtube erfreulicherweise beim Lückenfüllen behilflich ist, werden die weißen Flecken auf der Landkarte auch immer weniger (was rede ich da eigentlich, natürlich werden sie mehr, für jeden geschauten Film dort finde ich fünf neue, die ich noch schauen muss).
So kam ich endlich auch in ein 69minütiges Zeitfensterchen, um mir diesen Nachzieher-Schnellschuss zu dem großen „King Kong und die weiße Frau“ endlich zu geben.
Wer irritiert aufs Produktionsjahr starrt, wird bestätigt, „Son of Kong“ wurde hastig noch 1933 in die Kinos geschmissen, nachdem der große Klassiker erst im März veröffentlicht wurde. Zwei Tage vor Weihnachten hieß es dann Vorhang auf für den kleinen Sohnemann des großen Affen, hier wurde tatsächlich in kürzester Zeit also ein Sequel hervorgewürgt.
Wobei: inhaltlich kann es diesen Status immerhin halten, denn mit Kong-Showmaster Carl Denham (Robert Armstrong) und Captain Englehorn (Frank Reicher) sind zumindest zwei Hauptfiguren auch hier wieder mit dabei – die gut gestimmte Fay Wray hat allerdings ihren Posten an Helen Mack abgetreten, die mit ihren 20 Jahren und einer eher mechanischen Rolle nicht wirklich viel anfangen kann.
Der Plot steigt dort ein, wo der erste Film endete: Kong ist tot, die halbe Stadt New York in Trümmern und Denham als Macher wird von Prozessen und Schadensersatzforderungen verfolgt. Was liegt da (man ist ja pleite) näher, als mit dem altbekannten Schiff sein Glück in der Ferne zu suchen. Irgendwo in Südostasien trifft man dann auch auf Mack, die da noch einen Papa und einen freudlosen Job als Amateurshowgirl hat. Nachdem der Bösewicht in diesem Stück, Captain Helstrom, dann den Vater noch umgebracht und den Besitz der schönen Hilda zerstört hat, hängt sie sich als blinder Passagier an Denham – der dummerweise inzwischen Helstrom aufgegabelt und eingeladen hat, denn der weiß von einem Schatz auf Skull Island. Also ist man wieder auf dem Weg zur Kongschen Insel, doch kurz vor der Ankunft gibt es noch eine zünftige Meuterei, so dass man auf dem Eiland ausgesetzt wird, wiederum mit Helstrom.
So kommt es, wie es kommen muss, erst nach weit über 42 Minuten hat der stop-motion-animierte Gorilla, der hier für Kong doubelt, seinen ersten Auftritt. Willis O’Brien, der schon im Original zauberte, hat auch hier seine Finger drin, wie sehr liegt allerdings im Nebel der Zeiten begraben, denn er war parallel ein Opfer einer familiären Tragödie, bei der er seine Frau und beide Kinder verlor, so dass er später über den Film nie mehr sprach.
Dennoch ist „Little Kong“ auch hier verblüffende und handwerklich solide Arbeit, da der Affe aber nur gut vier Meter groß ist, hat man auch die Gegner angepasst und so kämpft er nun ausgiebig gegen einen Riesenbären und eine Langhalsechse. Sonst ist von den Riesendinos der Insel nur wenig zu sehen, einmal greift ein Triceratops an und am Ende nimmt noch eine Wasserechse einen beachtlichen Happen. Dennoch sind die letzten 25 Minuten wesentlich besser als die ersten 40, die man ggf. auch als sturzlangweilig bezeichnen könnte.
Ganz schlimm ist die ausgiebige Nummer mit der Affenband und die Showgirleinlage von Hilda, doch am meisten stört wohl der gewollt komische Ton, der immer wieder aufkommt. Sogar Kong wird davon nicht verschont, bietet manchmal Slapstick in den Kloppereien und glänzt mit Slapstick-Mimik.
Unpassend dazu ist auch Armstrongs Anlage Denhams, der die meiste Zeit nur rumgrummelt und brummelt. Armstrong gefiel zwar angeblich die stärkere Charaktertiefe in diesem Film (auch kein Wunder, er ist praktisch in jeder Szene dabei), aber als Identifikationsfigur taugt er nicht sonderlich, hat null Chemie mit Mack (die er ständig nur mit „Kid“ anredet) und das Liebesgeständnis am Ende kommt auch aus heiterem (Drehbuch-)Himmel, wirkt aber bei sichtbaren 23 Jahren Altersunterschied dennoch leicht unpassend.
Mack selbst arbeitet – notgedrungen, da sie stets recht beherrscht agiert für eine Frauenrolle dieser Zeit – hauptsächlich mit Blicken, die ihre Performance noch einmal in die Nähe des Stummfilms rücken. Ihr ungewohnter Ernst (etwa gegenüber dem Mörder ihres Vaters) ist an sich reizvoll, aber der Film kann nichts daraus machen und so ist sie am Ende einfach nur „die Frau des Films“. Frank Reicher ist solide wie immer, aber Frank Marston ist leider mehr ein halb versoffener als tiefsinniger Bösewicht, weswegen er keinen besonderen Eindruck hinterläßt.
Tricktechnisch ist der Film mehr als solide, die Dinos gut animiert, allerdings hatte das Original eine bessere Abstimmung von Hintergründen, Stop-Motion-Abschnitten und Darstellern, was ggf. der hektischen Produktionsphase geschuldet ist.
Viel Exposition, ein zu kurzer Mittelteil (die Meuterei etwa verkommt zur Zeitschinderei) und ein gutes, letztes Drittel (inclusive tragischem Finale) machen daraus einen sympathischen, aber nur mittelmäßigen Film, der etwa gegen Harryhausens „Mighty Joe Young“ deutlich abfällt, aber als Tandem-Snack mit dem Original durchaus noch seinen Randplatz verdient. Stop Motion-Fans werden durchaus zufrieden sein, allerdings kann man sich den Zusammenschnitt der von Willis O’Brien animierten Szenen auch kompiliert separat anschauen und erspart sich am Anfang so manche Länge. (5/10)