Das Frauenhaus (1977)

Das Frauenhaus oder auch Blue Rita war einer der letzten Filme, die Vielfilmer Jess Franco zusammen mit dem einschlägig bekannten Schweizer Erwin C. Dietrich gedreht hat. Und was soll ich zu meiner Überrschung sagen-es handelt sich hier vielleicht sogar um den besten aus dieser Phase.

Wo man schon wieder an Frauengefängnis incl. Folterungen etc. denkt, entpuppt sich auf einmal ein quitschbuntes Trash-Vergnügen, das man so erstmal nicht erwartet hätte. Angefangen beim spacigen Design bis hin zu knallfarbenen Accessoires wird für's Auge eine Menge geboten. Selbst dieses obskure Wahrheitsserum oder was auch immer-ist auch egal-welches den mit Sexentzug bestraften männlichen Insassen über den Körper gegossen wird, strahlt in leuchtendem Giftgrün in die Kamera. Fast könnte man diesen Film mit seinen Kindern gucken, da man sich in einem Comic wähnt. Aber das geht bei einem waschechten Franco natürlich nicht! Ich kenne kaum einen Film, der nicht mit einer Altersbeschränkung ab 18 freigegeben wäre. Immer noch laufen ständig nackte Frauen durchs Bild, die manchmal auch auf die ein oder andere Weise kopulieren-jedoch bei Weitem nicht in dem Ausmaß wie man es von anderen Werken des Maestros aus dieser Zeit gewohnt ist. Es kommen immer dann einige Längen auf, wenn Franco beginnt, seinem Lieblingsthema zu fröhnen-nämlich sich stundenlang hinziehenden Striptease-Einlagen seiner Hauptprotagonistinnen. Aber welcher ältere Herr lehnt sich nicht auch mal gern zurück und genießt?
Nun, bei all den abwechslungsreichen Vorzügen, die dieser Film uns bietet, fallen die Story und die wirklich schwachen (um es milde auszudrücken) Darstellerleistungen auch nicht mehr ins Gewicht. Zum Schluss wird uns sogar eine Wahnsinnswendung präsentiert, mit der man nicht rechnen konnte...und vielleicht auch nicht wollte, da die Geschichte nicht wirklich interessiert, aber so absurd und aberwitzig erzählt wird, dass das auch keine Rolle spielt.
Obwohl ich kein Fan der Filme von Jess Franco aus dieser Periode seines Schaffens mit dem Schweizer Dietrich bin, muss ich sagen, dass ich zur Abwechslung positiv überrascht war.
Sein aus dieser Zeit mit bester Film und einer seiner interessanteren.

5,5 / 10 Punkte