Jess Franco. Ein Synonym für Filme der erotischen Art. Der Mann hat in Fankreisen seinen Kultstatus längst inne und selbst für Mainstream-Zuschauer hatte er die ein oder andere Perle abgedreht. Was den Meister aber auch nach so vielen Jahren so faszinierend erscheinen lässt, ist wohl die Tatsache, dass er Erotikfilme ohne viel Inhalt und -zumeist auch - ohne viel Budget gedreht hat. Hier bekommen wir es mit einem Vertreter von letzterem zu tun, denn "Blue Rita", zu deutsch "Das Frauenhaus", ist eine Sleaze-Granate unbeschreiblichen Ausmasses.
Blue Rita ist die Chefin eines Nachtclubs in Paris, indem es hinter den Kulissen nicht immer so zimperlich zugeht wie im Lokal selbst. Niemand der ahnungslosen Gäste würde hinter der Fassade eines renomierten Nachtclubs einen Spielplatz für Sadisten - auch Folterkammer genannt - vermuten. Die - zumeist männlichen - Gefangenen bekommen von den Mädchen des Blue Rita eine Lektion in Sachen Prostitution und werden anschliessend in den Folterkeller verschleppt. Dort können sich dann die Angestellten des Nachtclubs so richtig an ihren männlichen Gespielen austoben, um so an Informationen zu gelangen....
Nun gut, die Geschichte ist recht dünn, aber ich errinnere an dieser Stelle noch einmal, dass wir hier in einem Jess Franco-Film sind. So fallen die Folterszenen zwar nicht sonderlich hart aus, aber höchst erotisch. So werden die Gefangenen zb. mit einer grünen Flüssigkeit (Ganz normale Farbe, aber nun gut, sprechen wir halt von einem Zaubertrank) so rattig gemacht, dass sie vor Lust fast platzen (Klingt komisch, ist aber so). Tja, hier sind wahrlich schlechte Zeiten für das männliche Geschlecht angebrochen. Zu erwähnen sei hierbei noch, dass fast sämtliche Frauen aus dem Nachtclub nicht gerade Männerfreunde sind und es wohl auch nie werden.
Optisch ist das ganze sehr schön in Szene gesetzt worden. Der Film ist in einfache Farbtöne unterteilt worden. Mal grün, mal gelb, aber optisch immer sehr ansprechend. Der Film könnte ebenso gut in die quietsch-bunten 60 Jahre passen. Von der Optik wird eigentlich nur abgewichen, wenn sich das Geschehen ausserhalb des Nachtclubs befindet. Das Paris in Blue Rita ist recht schlicht geraten und beschränkt sich auf ein paar Hinterhöfe. Schade eigentlich, denn gerade aus einer Kulisse wie Paris hätte man mehr rausholen können. But remember: Wir sind immer noch in einem Jess-Franco-Film.
Musikalisch ist der Film bester Siebziger-Jahre Trash. Die psychodelische Musik passt immer wie die Faust aufs Auge und wird konsequent durch den ganzen Film geführt. Man könnte glatt den Eindruck haben, dass sich dieses Gedudel sogar auf die Stimmung des Zuschauers auswirkt, denn je länger der Film dauert, desto interessierter verfolgt man das Geschehen. Das Saxophon ist dabei der ständige Begleiter und nach einer Weile fühlt man sich bei diesen Klängen wirklich wohl. Man könnte sogar meine, dass selbst schärfste Kritiker bei Betrachtung von Blue Rita zum Jazz-Fan mutieren. Ob gewollt oder ungewollt.
Darstellerisch ist der Film tatsächlich nicht so mies wie in anderen vergleichbare Franco-Filmen. Zwar sind die Akteure auch hier meilenweit davon entfernt auch nur den kleinsten Hauch von Schauspielerei zu zeigen, aber besonders von Franco ist man schlimmeres gewöhnt. Auch hatte der Meister des Sleaze eine gute Hand, was die Wahl seiner Actricen angeht. Durch die Bank recht ansehnliche Mädels gesellen sich in das psychodelische Treiben und auch das ist bei Herrn Franco nicht immer selbstverständlich. Ein weiterer Grund also dem Film eine Chance zu geben.
Der Sleaze-Gehalt in diesem Film ist wie schon erwähnt äusserst hoch und Franco hatte hier wohl keinerlei Auflagen, was die "Nudity" anging, denn so ungezügeltes Treiben ist auch für seine Verhältnisse nicht selbstverständlich. Da ging es bei Franco auch mal reichlich ruhiger zu. Auch hatte der Mann ein paar Gute Einfälle, so kommen bei den Liebesspielen zb. eine Gasmaske, ein durchsichtiges Bett und jede Menge Ketten zum Einsatz. Für Freude bei Freunden des "schmutzigen" Films ist also gesorgt.
Fazit:
"Blue Rita" ist wohl eine der ungewöhnlichsten Arbeiten Jess Francos. Das zeigt unter anderem auch die ungewöhnliche optische Gestaltung, die in einfachen Farbtönen gehalten wurde. Wie gut das aussieht, dessen waren sich anscheinend nur wenige Regisseure bewusst, aber gerade in die schrillen Siebziger Jahre passte diese Gestaltung perfekt. Ein wenig psychodelische Musik und ein paar hübsche Darstellerinnen tun ihr Übriges. Ich muss zugeben, dass der Film schon sehr erotisch gemacht wurde und damit stellt er eine Sleaze-Grante sondergleichen dar. Wenn man nur ansatzweise ein Freund von Erotikfilmen der Siebziger oder von Jess Franco ist, dann darf man sich den Film einfach nicht entgehen lassen.