Puppentanz und laute Geräusche
Die beiden "Conjuring"-Filme sind für mich zwei der besten Horrorfilme des aktuellen Jahrzehnts, der Ableger "Annabelle" dagegen war die meiste Zeit lauwarm. Wie schlägt sich nun also das Prequel des Prequels? "Annabelle: Creation" ist eindeutig besser als sein Vorgänger, besser als ein Film mit derartiger Vorgeschichte jedes Recht hätte. Doch der Sprung ist nicht so groß wie etwa letztes Jahr zwischen den beiden qualitativ beinahe gegensätzlichen "Ouija"-Teilen. Für ein paar Schocks und leicht erhöhten Puls reicht es, für eine nun annehmbare Erklärung der unnötig komplizierten Entstehungsgeschichte der teuflischen Puppe ebenso. Doch an die zwei Conjuring-Teile oder eine wirklich starken Grusler, kommt "Annabelle 2" insgesamt leider nicht ganz heran. David F. Sandberg, der letztes Jahr schon mit "Lights Out" sein Können bewies, macht mit der Vorgeschichte der Nebengeschichte Einiges richtig, jedoch bei weitem nicht genug um vollkommen zufrieden zu sein. Story: der Ursprung des Bösen. Wie kam der gehörnte Dämon in die Puppe und was hat eine Gruppe Waisenkinder damit zu tun...
"Annabelle 2" ist ein Jump Scare-Gewitter der besseren Art und wunderschön retro gleichermaßen. Die jungen Darstellerinnen stehlen die Show und mit so süßen Kindern zittert man natürlich gleich doppelt mit. Hinzu kommt ein wirklich gruseliges Haus am A von Nirgendwo und eben Annabelle, die allein mit ihrem starren Blick für Rückenschauer sorgt. Puppenterror ala "Chucky" sollte aber niemand erwarten, hier geht es eher um den Dämon hinter der Puppe und seine neue Beuteschar und deren unschuldige Seelen. Ich würde heftig lügen, würde ich behaupten, dass ich nie Angst oder Herzklabaster während diesem Oldschool-Schocker gehabt hätte. Allerdings stieß mir dann immer im nächsten Moment etwas übel auf bzw. wirkte insgesamt unrund. Der Dämon hinter Annabelle wirkt halb so schaurig wie die meist regungslose Puppe, viele Szenen wirken wie aneinandergereiht und zusammenhanglos, im Finale bzw. zwischendrin versucht man Verbindungen im Conjuring-Universum zu erzwingen. Oft versucht Sandberg tolle Ideen und Schocksettings unterzubringen, ohne dass diese Relevanz oder Sinn hätten, nur um diese abzuhaken. Zudem nutzt sich selbst der feiner geplante Jump Scare irgendwann ab. Schneller als den Machern lieb sein dürfte. Für mehr als solide Gruselkost, die durchaus ohne Hänger und mit ein paar blutigeren Momenten auffährt, reicht es dennoch locker. Nun sollte, zumindest mit "Annabelle" nun aber Schluss sein.
Fazit: besser und konstant gruseliger als Annabelles erster Auftritt, aber das Conjuring-Universum muss sich trotzdem etwas mehr einfallen lassen als Dämonenfratze aus dem Computer plus lautes Buh. Trotzdem freue ich mich ziemlich doll auf "The Nun" (für mich die mit Abstand alptraumhafteste Figur dieses filmischen Universums) und "The Crooked Man".