Nach dem Publikumserfolg seiner Serien „Buffy“ und „Angel“ schuf Joss Whedon mit „Firefly“ den nächsten potentiellen Hit. Tatsächlich lief die Serie gut, wurde jedoch nach einer Staffel eingestampft, denn es protestierten Jugendschützer – zu unmoralisch.
Dabei ist dies gerade ein Teil der Serie, denn bei der Crew der Serenity, eines Raumschiffs der Firefly-Klasse, handelt es sich um Outlaws. Nach langen Kriegen regiert die Allianz das Weltall, Mal Reynolds (Nathan Fillion) kämpfte vor fünf Jahren auf der Verliererseite. Daher bricht er mit Vorliebe Gesetze der Allianz und hat Schmuggel zur Haupteinnahmequelle seiner Crew gemacht, deren Erlebnissen man in „Firefly“ folgt...
Viele Zuschauer wurden auf „Firefly“ erst durch den Kinofilm „Serenity“ aufmerksam, für den Joss Whedon Gelder zusammenkratze, um offene Fragen der Serie zu einem Ende zu führen. Gegenüber dem schon überzeugenden Film ist die Serie tatsächlich noch ein Stück besser, denn sie lebt von den Charakteren, denen man in 13 Folgen plus Pilotfolge natürlich näher kommt als bei einem zweistündigen Film. Neben Mal wären da noch seine rechte Hand Zoe (Gina Torres), ihr Mann, der Pilot Wash (Alan Tudyk), die quirlige Mechanikerin Kaylee (Jewel Staite), Waffenexperte Jayne (Adam Baldwin) und Inara (Morena Baccarin), die als Companion, eine Mischung aus Begleitdame und Edelprostituierte, arbeitet. Zusätzlich kommen in der Pilotfolge noch als Dauergäste der Prediger Book (Ron Glass), der Doktor Simon (Sean Maher) und seine Schwester River (Summer Glau) an Bord, an der die Allianz Experimente durchführte.
So lebt die Serie von den amüsanten Macken der Figuren, von Kaylees naiver Technikbesessenheit bis hin zu Jaynes brutalem Waffenfetischismus. Die Wortgefechte, die sich die einzelnen Crewmitglieder liefern, haben dabei teilweise Screwballqualität, denn in „Firefly“ ist niemand um einen frechen Spruch verlegen. Gerade Mals Sprüche sind stets der Hammer, denn er schwankt stets zwischen Selbstironie und Selbstüberschätzung, zeichnet sich aber stets durch zweifelhafte Moral aus. So besiegt er einen Gegner im Fechtduell, hält ihm die Klinge an den Hals und meint: „Mercy is the mark of a great man.“ Anschließend verpasst er seinem Opponenten eine Stichwunde am Arm mit der Bemerkung: „Maybe I’m just a good one.“ „Firefly“ ist vollgestopft von derartigen Gags und unterhält auf diese Weise blendend.
Doch nicht nur moralisch, sondern auch optisch ist „Firefly“ ein Gegenentwurf zu den klinisch reinen Sci-Fi-Serien Marke „Star Trek“, denn Joss Whedon mischt Sci-Fi mit Westernelementen. Schon allein das Design der Serenity erinnert zum Großteil an ein Pferd, Kostüme und Waffen tragen ebenfalls starke Züge eines Western. Doch die Symbiose aus Wildwestmythen und High-Tech funktioniert wunderbar, nie beißen sich die Elemente, sondern funktionieren wunderbar als harmonisches Ganzes.
„Firefly“ kommt dabei auch ohne große Action aus. Klar, kommt es immer wieder zu Konfrontationen, doch auch diese sind meist in der Tradition des klassischen Western gehalten: kurze Shoot-Outs, ein paar Kneipenschlägereien und gelegentlich mal eine längere Schießerei (z.B. bei der Erstürmung eines fremden Schiffs in der Folge „War Stories“). Trotzdem sind sämtliche Actionszenen wunderbar gemacht, überzeugen auch ohne übermäßig große Schauwerte durch tolle Choreographie und wirken immer wieder als kleine Highlights.
„Firefly“ reißt auch einige fortlaufende Handlungsstränge an, z.B. das Geheimnis um Rivers Vergangenheit oder den Aspekt, dass Mal und Inara trotz aller Sticheleien füreinander empfinden. Die Einstellung der Serie führte leider dazu, dass man im Film radikal viel auflösen musste (und dabei längst nicht alles), doch zum Glück wirkt „Firefly“ trotzdem nicht allzu unfertig. Jede der Folgen hat eine in sich geschlossene Handlung und meist sind diese Geschichten amüsant und temporeich, wenngleich sich auch immer mal wieder die eine oder andere schwächere Episode dazwischen befindet („Trash“ z.B. beginnt mit einem amüsanten Wiedersehen mit einer alten Bekannten, versandet jedoch relativ bald). Meist sind die Episoden sehr gelungen, teilweise kann Whedon sogar noch ernste Töne in seine sonst so locker-lustige Serie einbauen (z.B. in der Folge „Out of Gas“).
Schauspielerisch ist „Firefly“ ebenfalls auf hohem Niveau, vor allem für TV-Verhältnisse. Adam Baldwin und Alan Tudyk waren ja früher bereits in Nebenrollen im Kino zu sehen (Baldwins Rolle spielt auch etwas auf seinen Part in „Full Metal Jacket“ an), doch auch die Newcomer spielen wirklich Klasse. Ganz klares Highlight ist allerdings Nathan Fillion, dem nach seinen Hauptrollen in „Firefly“, „Serenity“ und „Slither“ hoffentlich noch eine aussichtsreiche Kinokarriere bevorsteht.
„Firefly“ gehört klar zu den besten TV-Serien der letzten Jahre: Cooles Styling, viel Humor und erstklassige Darsteller zeichnen Joss Whedons Kreation aus. Klar sind auch ein paar schwächere Folgen dabei, doch es macht stets Spaß den ausgeflippten Charakteren bei ihren All-Abenteuern zu folgen.