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Halleluhja! Endlich wieder eine SF-Serie, die keine verbreiteten (und vor allem als kommerziell erfolgreich beweisenen) Klischees breit tritt. An dieser Stelle meine besten Grüße an FOX, die mittlerweile dafür bekannt sind, dass sie innovative Serien die nicht sofort alle Zuschauerrekorde brechen, in kurzer Zeit wieder absetzen. Dass die Entscheidung sehr umstritten ist, zeigt die enorme Menge an Fans, die sich bereits kurz nach der Nachricht der Absetzung mit FOX, Sponsoren und anderen Entscheidungsträgern in Verbindung setzte. Trotz allem – umsonst…!

Es handelt sich hier bei Firefly um eine sehr interessante Mischung der Genres Western und SF. Die Action kommt meistens nicht zu kurz, allerdings darf man kein Feuerwerk an Effekten und Weltraumballereien erwarten. Der Schwerpunkt liegt hier eindeutig auf der Atmosphäre und nicht auf der Action. Und dies Konzept ist meiner Meinung nach aufgegangen. Dabei entsteht auch stets ein gewisses Abenteurerfeeling durch die abwechslungsreichen Charaktere. Einfach, weil sie sich so schön ergänzen und jeder seinen eigenen Hintergrund und seine Spezialfähigkeiten besitzt. Aber fangen wir mal richtig an…

Hintergrund/Szenario: Die Handlung spielt in dem uns bekannten Sonnensystem. Die Menschheit hat die restlichen Planeten bzw. deren Monde weitgehend besiedelt. Von der Erde spricht man nur noch als „die Erde von einst“. Die Firefly ist das Raumschiff von Mal Reynolds, der dieses Schiff kaufte, nachdem er damals auf seiten der Unabhängigen gegen die Allianz den Krieg verloren hatte. Nun nimmt er und seine 8-köpfige Crew jeden legalen oder illegalen Auftrag an, egal ob Schmuggel, Diebstahl oder Personenschutz. Captain Reynolds achtet für gewöhnlich jedoch immer auf eine gewisse moralische Grundlage – für Geld Unschuldige erschiessen, wäre für ihn offensichtlich nicht denkbar. Die Allianz herrscht über die besiedelten Gebiete und mimt nun sozusagen die Staatsgewalt in Firefly. In Hinblick auf China als zukünftige Großmacht ist chinesisch als „Weltsprache“ allgegenwärtig. Spätestens, wenn die Charaktere anfangen zu fluchen – und es gibt kaum 10 Minuten ohne Flucherei - werdet Ihr wissen, was ich meine. Hochtechnologie findet man nur in den grösseren Städten, bzw. den Hauptplaneten. Die Grenzgebiete machen da eher einen recht anarchischen Eindruck. Hier gibt es Räuberbanden, Viehhändler, Schurken, Schmuggler, verkommene Saloons, usw.

Man kann sich darüber streiten, ob die Vorstellung der Zukunft realistisch ist, oder nicht. Auf jeden Fall ist die Vision stimmig und macht Laune – mehr braucht es IMHO auch nicht.

Darsteller: Hier kann Firefly punkten! Jeder der neun Charaktere hat eine eigene Hintergrund, und eigenen Wünsche und Ambitionen. Die Charaktere werden glaubwürdig gezeichnet, mehr noch – man liebt sie alle aufgrund ihrer Eigenheiten. Im Laufe der Serie werden die Hintergründe genauer behandelt – leider nur bis zum unrühmlichen Ende der Serie durch FOX. Also: Glaubwürdig und mit viel Herz gespielt. Was kann man mehr erwarten?

Kamera: Die Kameraführung ist etwas gewöhnungsbedürftig. Im Grossen und Ganzen hat man mehr Wert darauf gelegt, eine authentische Atmosphäre zu schaffen, als immer die „Lehrbucheinstellung“ zu finden. Viele Szenen sind nicht perfekt ausgeleuchtet, die Kamera wackelt und hält manchmal auch etwas daneben. Es wird viel mit Zooms und Schärfefiltern gearbeitet. Dies alles hilft dabei, eine gewisse B-Movie Western Atmosphäre zu erzeugen. Aber diese kleinen Unperfektheiten sorgen alle dafür, dass die Kamera nicht so steril und abgehoben wirkt, wie bei Star Trek und Co.

SFX: Über jeden Zweifel erhaben. Man sollte hier auch noch erwähnen, dass die SFX – ähnlich wie die Kameraführung im Allgemeinen – viele kleine Gimmicks aufweist, wie z. B. Zooms (die ausser in der neuen Battlestar Galactica Serie ansonsten fast nie zu sehen waren), der Einsatz von Filtern und anderen Werkzeugen. Dies erzeugt den Eindruck, als ob es sich hier um real gedrehte Szenen handelt, und nicht um Compteranimationen. Tolle Arbeit!

Ausstattung/Requisiten: Auch hier steht die Atmosphäre an erster Stelle. Alles auf dem Schiff sieht alt, dreckig und benutzt aus. Ich habe mich auf Anhieb wie zu Hause gefühlt. ;-) Nein, im Ernst: Man bekommt wirklich den Eindruck, als ob die Charaktere auch auf dem Schiff leben. Sterile, einfarbige Gänge wie einem Krankenhaus findet man hier nicht auf der Serenity. Die Städte wimmeln vor Menschen und Aktivität. Einer der wenigen Filme, in denen meine Freundin nicht sofort „Und warum haben die alle immer so saubere Klamotten an?“ schrie, und das will was heissen.

Soundtrack: Der Soundtrack ist sicher auch nicht jedermanns Sache, wobei ich ihn genial finde. Er stellt eine Mischung aus countrystyletypischen Themen, zu einem Drittel vermischt mit chinesischen Einflüssen und Instrumenten. Die Musik untermalt die Grundstimmungen der Szenen ausgezeichnet, und der ein oder andere Ohrwurm ist auch dabei. Auf jeden Fall innovativ – keine 08/15-Orchesteruntermalung und auch keine billigen Acidsynthies. Man merkt, dass hier versucht wurde, etwas neues zu schaffen und nicht altbewährte Rezepte aufzuwärmen.

Fazit: Als SF-Fan muss man es fast lieben. Lediglich Actionpuristen kommen hier nicht auf ihre Kosten. Die Serie baut auf Atmosphäre, Situationskomik und glaubwürdige, symphatische Charaktere. Hier gibt es keine Ausserirdischen und keine epischen Raumschlachten. Ok, es wird schon ab und zu geballert, aber hauptsächlich sprechen hier die Kanonen der Crew und nicht die Bordwaffen. (Kunststück, die Firefly hat als Transportschiff sowieso keine fetten Laserkanonen!)

Also: Seht Sie Euch alle an und stimmt mit ein in den Trauergesang – dank des kommerziellen Strebens eines amerikanischen Medienkonzerns namens FOX werden wir wohl nie erfahren, wie sich diese außergewöhnliche Serie weiterentwickelt hätte. Da bleibt einem nur, sich mit den erschienenen 14 Episoden und dem Kinofilm zu begnügen.

9 von 10 Punkten sind absolut gerechtfertigt. Stellenweise sind die Episoden ein wenig vorraussehbar, ansonsten hätte ich auch ohne zu Zögern eine 10-Punkte Wertung im Auge gehabt. Absolute Empfehlung an richtige SF-Fans!!!

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