Review
von Leimbacher-Mario
Ich hoffe Tigermädchen sind vom Aussterben bedroht
Der Ausbilder einer Security-Firma sagt mitten im Film so etwas wie "Jetzt habe ich genug von diesem geistigen Dünnschiss". Und spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte ich mich ohne zu zögern seiner Meinung angeschlossen. Denn ich empfand "Tiger Girl" als eine Qual. Ein möchtegern-cooler & alibi-spontaner Film ins Nirgendwo. Vertane Lebenszeit & einer meiner anstrengendsten Kinobesuche des Jahres. Ähnliche Anti-Werbung für den deutschen Film wie die schlimmsten Rom-Coms, doch dabei sich sogar noch wichtig nehmend & künstlerisch nennend. Nein, das war gar nichts. Gerade bei deutschen Filmen darf man nicht nach schlechten Trailern gehen & ich hatte mir eigentlich einen kleinen, feinen, gemeinem Geheimtipp erhofft... leider konnte ich mit Jakob Lass' sehr spezieller & planloser Coming-Of-Age-Drämödie nur ganz selten etwas anfangen. Trotz kurzer Laufzeit konnte ich den Abspann kaum erwarten & ich war froh ein Double Feature an dem Abend gekauft zu haben, denn es konnte nur noch bergauf gehen...
"Tiger Girl" erzählt die Geschichte der höflichen & recht zielgerichteten Maggie, die durch die Überlebenskünstlerin Tiger auf den falschen aber (zuerst) spaßigen Weg gerät... Natürlich in Berlin, natürlich mit rotziger Mucke, natürlich möglichst improvisiert. Spielt alles keine Rolle, wenn am Ende ein Mix aus Langeweile, nichtssagender Gewalt (immerhin mit durchschlagenden Soundeffekten) & unlustigen Sprüchen dabei rauskommt. Dabei sind die Bilder Berlins, trotz nicht zu übersehender Abnutzungserscheinungen, noch mit das Feinste. Dazu pumpt der Soundtrack frech & passt zum Thema. Die jungen Darsteller geben zumindest ihr Bestes & sind Gesichter die man so schnell nicht vergisst. Warum ging mir der Film trotzdem so auf den Sack, passenderweise gesagt auf gutem Strassendeutsch? Weil die Geschichte ins Leere läuft, die Atmosphäre trotz Impro gestellt wirkt, die Texte absolut nervtötend (kein Wunder, wenn spontan ausgedacht) & die Charakter allesamt unsympathisch bis zum geht nicht mehr sind. Natürlich zum Großteil gewollt, genauso wie gewöhnungsbedürftige Bruch des Films vom Street-Spaßvogel zum Schläger ohne Gnade. Trotzdem zieht das bei mir nicht.
Vielleicht bin ich nicht die Zielgruppe. Zu weit entfernt von Zeitgeist & Jugend. Glaube ich mit Mitte 20 aber eher weniger. Sind es doch ganz filmische, erzählerische & technische Spassbremsen, die der Film immer wieder in meine Richtung trat. Auf mich wirkte er unglaublich wenig authentisch & eher verkrampft radikal, gewollt mutig, gezwungen jugendlich. Alles andere als ein nstürlicher Revoluzzer. Eher eine aufgesetzte Nervensäge & Rebel With A Cause. Fogma ist wohl nichts für mich. Eindeutig. "Tiger Girl" ist leider noch nicht der deutsche Überraschungshit wie in den letzten Jahren ein "Tschick", "Der Nachtmahr" oder "Victoria". Eher das Gegenteil dieser Perlen des deutschen Kinos. "Tiger Girl" ist Perlen vor die Säue & Kino, das man sich entgehen lassen sollte.
Fazit: wenn "Victoria" auf "Hanni & Nanni" in stupide trifft - dann kommt so ein Murks heraus. "Tiger Girl" ist schmerzhaft - in all den falschen Bereichen. Aggro-Rebellinnen für die Tonne. Zwischen Gähn & Schäm.