Wenn man an Filme denkt, in denen ein homosexuelles Paar endlich einmal ohne die ganzen Klischees normaler dargestellt wird , fällt einem da nur "Brokeback Mountain" ein. Der vorliegende Film schafft es sogar noch ein wenig stilvoller und alles wie ein vorgetragenes, visuelles Gedicht vorzuführen.
In den 1980er Jahren war Homosexualität noch verpönt und es war selbst in Deutschland noch als geistige Krankheit eingetragen. Mit diesem Wissen, werden auch die Handlungen einiger Protagonisten plausibler.
So wirkt es teilweise doch, dass sich das anbahnende Liebespaar seine Homosexualität "aussucht", was jedoch geschickt platziert wird. Bekanntlich ist, dass die sexuelle Orientierung für einen Menschen bei der Geburt bestimmt wird und man absolut keinen Einfluss darauf hat.
In der besagten Zeit durfte diese Neigung jedoch nicht offen ausgelebt werden. Aus diesem Grund hatte man sich auferlegt, eine Partnerin zu suchen, mit der man den vorgeschriebenen Weg gehen würde. Natürlich ist dieser Weg in keine Richtung fair. Es ist nicht der Frau gegenüber fair, die sich wahrscheinlich in diesen Mann verliebt und es ist dem Mann gegenüber nicht fair, der von der Gesellschaft gezwungen wird, solch ein Konstrukt zu leben.
Diesen Spagat schafft "Call me by your name" hervorragend darzustellen. So gibt es niemals den erhobenen Zeigefinger, aber immer wieder eine Dramatik, die als Unterton mitschwingt.
Zwar ist Elio gerade erst einmal 17 Jahre und Oliver reichlich älter, dies wird aber nicht zum Thema des Films gemacht, da alles einvernehmlich geschieht und man sich vor allem auch nicht aussuchen kann, in wen man sich verliebt.
Dieses aufkeimende Interesse des jungen Mannes ist auch sehr gut dargestellt und mit der Zeit ist es für ihn auch selbstverständlich, seine Liebe zu leben. Auch Olivers Mimik, als Elio ihn nach einer gemeinsamen Nacht scheinbar ignoriert, ist sehr gut dargestellt.
Das realistische Ende rundet diesen Film hervorragend ab, der bemerkenswert mit vier Sprachen (Englisch, Italienisch, Französisch und Deutsch) jongliert. Man fühlt sich als Zuschauer im Urlaub in Italien und kann dem Geschehen sehr gut Folgen.
Besonders hervorragend ist auch die Schlusssequenz mit der Einstellung auf Elio selbst. Solch eine emotionale Szene wurde selten so gut gespielt.