Nach dem fast schon shyamalanschen Twist (gnihihi) am Ende von Der Teufel in Miss Jonas war ich natürlich gespannt wie das Gummiband meiner Unterhose, wie die Geschichte fortgesetzt wird. Also nicht so sehr, ehrlich gesagt, habe ich in den letzten Wochen doch etwas abgenommen. Egal. Trotzdem wollte ich wissen, was nun mit Miss Jonas geschehen ist. Rein aus filmischen Gesichtspunkten konnte das Sequel ja gar nicht schlecht(er als das Original) sein. Auf dem Regiestuhl: Erwin C. Dietrich. Vor der Kamera: Christa Free, Marianne Dupont & Michel Jacot. Musik: Walter Baumgartner. Also fast alles gleich wie beim Vorgänger, nur Peter Baumgartner hatte keine Zeit (oder keine Lust), weshalb Andreas Demmer die Kamera übernommen hat. Doch dann der Schock! Das ist ja gar kein Sequel! Da gibt’s auch weder eine Miss Jonas noch ein Fräulein Torte! Beschiss!
Doch nein, halt, ich urteilte vorschnell, wird später doch noch eine Verbindung zum Teufel-Folm hergestellt. Die Christa Free (die mit dem "Tittenhupf-Effekt") spielt eine junge Frau namens Christa Lindberger (wie originell!), die sich als Modell versucht. Mit Erfolg & sehr anschaulich. Als roter Story-Faden dient der schäbige Privatschnüffler Jim Bent (Michel Jacot), der vom reichen Geschäftsmann Larosh (Rudolf Schreier) für 50000 Franken beauftragt wird, die Christa aufzuspüren, weil der alte Sack, ähm, geil auf sie ist. Der gute Jim cruised dann relaxed durch die Stadt, trifft diverse Mädels, redet mit ihnen & legt sie flach (oder umgekehrt), bis er schließlich die Christa Lindberger findet, die - Achtung! - sich nun Christa Free nennt & gerade Der Teufel in Miss Jonas dreht. Voll die Meta-Ebene, die der gute Herr Dietrich da reingepackt hat. Chapeau!
Die Christa sitzt dann auch mal im Kino & guckt sich den Streifen an. Ihr Sitznachbar erkennt sie prompt & erwartet leichtes Spiel, legt ihr erst die Hand um die Schultern & betatscht dann ungefragt ihre Möpse. Christa ist empört, steht auf & geht, woraufhin der Mann, gleichermaßen empört, ihr nachruft: "Seien Sie doch froh, wenn überhaupt einer anbeißt!" Also echt! An geilen Bonmots herrscht hier sowieso kein Mangel. "Ich bin ein munteres Vögelchen." (Selbsteinschätzung von Christa) "Sie hat jeden Abend gebümst." (Senegalesische Mitbewohnerin über Christa) "Kraul weiter!" (Nein, das ist kein Motivationsruf im Schwimmbad) "Die Kamera ist zwar eine Bestie, aber bevor sie zuschnappt, wirfst Du ihr Deinen Busen zum Fraß vor." (Gutgemeinter Rat des Kameramanns, den die Christa natürlich sofort befolgt) Erwin C. Dietrich spielt den Produzenten.
Insgesamt gefällt mir diese "Fortsetzung", die alternativ auch unter dem Titel Christa - Beichte eines nymphomanischen Call-Girls (un)bekannt ist, ein Stück besser als das Original. Sie ist einfach etwas spritziger, kurzweiliger & abwechslungsreicher. Und dass es keine einzige Szene in Zeitlupe gibt, ist nach dem Slo-Mo-Overkill beim Vorgänger ebenfalls sehr erfreulich. Marianne Duponts Rolle ist leider nur klein, aber ihre Nackt-Tanz-Performance kann sich sehen lassen. Zwischendurch gibt es immer wieder hübsche Impressionen der Stadt (Zürich, nehme ich mal an). Und gegen Ende haut Dietrich noch eine WTF-Szene raus, die sprachlos macht. Da nimmt eine Frau Schauspielunterricht bei einem exzentrischen Künstler & muss Tiere nachahmen, nackt natürlich. Erstmal so "muh, muh" & "meck, meck", doch als das Huhn drankommt, steckt er ihr große Federn in den Popo & sie wedelt mit den Ärmchen & macht "gack, gack, gack". Frau Free ist übrigens weit öfter bekleidet als im Vorgänger, trotzdem bekommen ihre üppigen Talente mehr als genug Screentime.