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Alle Jahre und dies in schnöder Regelmäßigkeit wieder kommt auch in Südkorea der Drehbuchautor auf den Tenor, die Geschichte eines unschuldig Verfolgten und damit den alten Trick von Hitchcock zu erzählen; die Jagd auf einen Einzelnen, der sich aus dem Gestrüpp falscher Verdächtigungen und seinem Zustand als Bauernopfer und Spielball fremder Interessen befreien muss und gleichzeitig auch solange die Flucht nach vorn anzutreten hat, bis das Feld wieder frei ist und der Tag neu beginnt. The Suspect war eines dieser MacGuffin - Beispiele, zuvor Troubleshooter, oder Running Man, was zeigt, dass es die einheimischen Filmemacher in der Hinsicht noch können und die Theorie zweifellos anzuwenden verstehen, was (komplett auf diese eine Ausgangsidee heruntergebrochen) als Fazit auch für diesen Film hier gilt. Hier allerdings noch ein so viel Mehr anwesend ist, was ihn nicht nur von den Erwähnten abhebt und über weite Strecken gänzlich anders dastehen lässt, als es von vornherein zu erwarten wäre und die gängige Konventionalität sonst ist:

Trotz einer ehedem vielversprechend scheinenden Karriere im nationalen Takewando-Team hat es der noch junge Kwon Yoo [ Ji Chang-wook ] nicht geschafft, bisher etwas aus seinem Leben zu machen. Arbeits- und interessenlos ist er nicht nur noch von seiner Mutter [ Kim Ho-jung ] abhängig, sondern auch sozial verschüchtert und weitgehend bloß in seinen Online-Beschäftigungen als Zocker beschäftigt. Als er eines Abends im örtlichen Internetcafe am Nachbartisch ein liegen gelassenes Handy vorfindet und von der Besitzerin telefonisch gebeten wird, ihr es gegen eine kleine Belohnung doch zurück nach Hause zu bringen, tappt er ahnungslos in eine Falle. Am folgenden Morgen von der Polizei wegen Vergewaltigung und Mord und dies mit hieb- und stichfesten Beweisen verhaftet, wird er verurteilt und ins Gefängnis überstellt, wo er sich den Repressalien des Gangsterbosses Ma Deok-soo [ Kim Sang-ho ] ausgesetzt sieht. Kwon, dem verblüffenderweise die Flucht aus den Mauern gelingt, hofft auf die Hilfe seines Anwalts Min Cheon-sang [ Oh Jung-se ].

Interessanter als das scheinbar schlichte Konzept selber und seine (erneute) Verlagerung in die (hyper)Moderne, in die Big Budget Aktualität, in das Actioninferno mit traditionellen Ansätzen ist die Wahl des Regisseurs, die hier mit Park Kwang-hyeon ein bis dato selten genutzter und etwas untergegangener, eigentlich fast vergessener, allerdings mit Welcome to Dongmakgol als Debüt vor Ewigkeiten Aufsehen erregender Mann doch ist. Dongmakgol als Publikumsliebling, als Kritikererfolg, als stiller Blockbuster auch und dennoch Festivalhit, was sich oftmals widerspricht und hier die glorreiche Ausnahme ist. Seitdem kam aber nichts mehr, außer kurzzeitigen Ankündigungen, zu Nicht-Veröffentlichungen, was in der schlichten Übersicht der Filmographie zu einem Hiatus von ganzen 12 Jahren und nur zwei Einträgen, mit nunmehr also dem Manipulated City (Alternativtitel) als urplötzliche Rückkehr zum Filmgeschäft und dies mit einem scheinbar gänzlich anderen und wesentlich kommerzielleren Produkt dann führt.

Die Mitwirkung von Park auch am Drehbuch, dort zusammen mit Oh Sang-ho, und seine differenzierte, in Teilen spielerisch überdreht bis überraschend wahnhafte Herangehensweise an das nicht gerade neue Thema verleihen dem Film dann auch schnell – sowieso ist der Einstieg in die Handlung flott und ohne großartige vorherige Einführung oder anderweitig länger dauernde Ouvertüre gegeben – eine gewisse Besonderheit, die die Aufmerksamkeit trotz des anfänglichen sich Hinein Pendels in den Genrerahmen immer auf Zug hält und dennoch jederzeit verblüffen kann. Die Auftaktszene selber, quasi eine live-Action Version eines der Computerspiele von Kwon, in dem er als Anführer einer Eliteeinheit eine gegnerische Stadt stürmt, um dort eine Bombe zu entschärfen, ist bereits over the top, d.h. auch wie in einer anderen Welt mit anderen physikalischen Gegebenheiten spielend inszeniert und kann dadurch ein wenig überbordend bis abschreckend wirken, eine hochkinetische Schießerei, in der erst der Vorplatz zu und dann ein Hochhausgebäude selber von unten nach oben eingenommen und per andauernden Bleihagel und Explosionen der Leichenberg hochgestapelt wird. Die Szene erhält später allerdings ihren Kontext noch in der realen Welt (bzw. was man hier im minimal futuristischen Abgleich davon hält) und verdeutlicht bis dato auch dennoch die Unterschiede zwischen Sein und Schein und dem Agieren Hier und Jetzt und in der Phantasie, wobei der Protagonist anfangs offline als das völlige Gegenteil seines Spielecharakters wirkt, aber später und nach und nach auch in der tatsächlichen Existenz Profil gewinnt und immer mehr wie sein ehemaliger Avatar erscheint, ohne aber die frühere Zerbrechlichkeit und das Weiche in Antlitz und Gefühl einzubüßen.

Überhaupt ist die Figur auch durch seine Verkörperung durch den bislang eher im Fernsehen vertretenen, noch jungen Ji Chang-wook durchaus ansprechend vertreten, was nicht unbedingt selbstverständlich, in seiner Rolle als Identifikation für den Zuschauer und da in nahezu allen Szenen vertreten allerdings auch recht wichtig ist. Gerade auch das Hineintappen in die Falle, der Gerichtsprozess, die Episode im Gefängnis sind einnehmend für Späteres (und später Abgehobenes) und obwohl keinen wirklichen Erkenntnisgewinn bringend, auf ihre Art und Weise und oftmals nur kleinere Details und ihre Montage im Gesamtkomplex aber dennoch von elementarer Bedeutung; wobei die ruhige Herangehensweise und auch der Wert auf Emotionales (die kurze Traumszene in der Isolationshaft, der Abschied am Ende) seitens der Inszenierung nicht zu vernachlässigen ist.

Nicht zu überschätzen ist auch das Wagnis des Regisseurs, ein strenger Miyazaki - & vor allem Mirai Sh?nen Conan Fan, seine zuweilen überaus ausgelassene, auf keinerlei Einschränkungen Rücksicht nehmende Vision hier komplett durchzuziehen, ohne die Bodenhaftung und ohne den Faktor Mensch in dieser Welt aus Wahrheit, aus Lug und Trug, aus manipulierten und alternativen Fakten, aus ständiger Überwachung und steter Paranoia aus den Augen zu verlieren. Und sich trotz auch einer zweiten grandios unzurechnungsfähigen Actionszene im Finale (eine Verfolgungsjagd mit der halben anwesenden Polizei und den ebenso in Überzahl den Flüchtigen jagenden Gangstern, in der u.a. ein ganzes Fernsehstudio und besonders deren Parkhaus mit Stahlseil, Sprengsätzen und wild gewordenen, teils fremdgesteuerten Karosserien auseinander genommen wird und sich leicht hektisch Karambolage an Karambolage reiht) lieber auf das Dramaturgische und Emotionale konzentriert, dessen Unschuld hier arg bedroht ist und noch 10min vor dem Abspann haushoch zu verlieren scheint.

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