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Es ist keine leichte Jugend, die Tom (Bill Milner) in einem Londoner Problemviertel durchlebt - der Sohn einer verstorbenen Prostituierten wächst bei seiner Oma auf und wird von seinen Klassenkameraden eher als Softie angesehen. Doch dies läßt den schmalen jungen Mann eher kalt, hat er doch schon lange ein Auge auf seine Klassenkameradin Lucy (Maisie Williams) geworfen.
Als er eines abends ganz zufällig an ihrer Wohnungstür in einem großen Wohnblock vorbeispaziert, nimmt er verdächtige Geräusche wahr: es hört sich an, als ob Lucy überfallen und vergewaltigt wird. Doch bevor der eher wenig mutige Tom reagieren kann, wird die Tür aufgerissen und mehrere vermummte Männer kommen heraus - der Zeuge gibt Fersengeld, wird jedoch von hinten angeschossen. Als er wieder zu sich kommt, liegt er im Krankenhaus und hört vom behandelnden Arzt die beunruhigende Nachricht, daß durch den Schuß, der sein Mobiltelefon getroffen hatte, Teile seines Handies in sein Gehirn eingedrungen seien. Mit diesem inoperablen Zustand müsse er ab nun klarkommen.
In den darauffolgenden Tagen, in denen er Lucy besucht und ihr versichert, das nächste Mal nicht davonzurennen sondern um sie zu kämpfen, bemerkt Tom merkwürdige Geräusche und Visionen, die er zunächst nicht einordnen kann. Dann aber erkennt er, daß er Zugriff auf Mobiltelefone in unmittelbarer Nachbarschaft hat und einige Handyfunktionen sogar mit bloßen Gedanken auslösen kann. Als er entdeckt, daß der Klassenfiesling Eugene (Charley Palmer Rothwell) hinter der feigen Vergewaltigung steckt, beschließt Tom, sich mittels seiner speziellen Fähigkeiten zu rächen...

Sie muten auf den ersten Blick wie Superkräfte an, jene telepathie-ähnlichen Fähigkeiten, über die der Hauptdarsteller plötzlich nolens volens verfügt, doch ist Regisseur Adam Randall weit davon entfernt, seinen Protagonisten irgendwo im Marvel-Universum anzusiedeln - vielmehr ist Tom ein eher schüchterner Bursche, der oftmals mit sich selbst ringt und seine Kräfte erst einzuschätzen lernen muß. Dann aber setzt er sie zielgenau ein und läßt die bösen Buben und ihre kriminellen Hintermänner seine Macht spüren - der auch von der Presse iBoy genannte anonyme Rächer ist geboren. Doch ganz so glatt
läuft die Sache dann doch nicht, und die Gegenseite bekommt bald Wind von Toms Fähigkeiten.

iBoy ist ein solider kleiner Thriller, der vor einer düsteren Kulisse die kriminellen Machenschaften jugendlicher Gangs beleuchtet, die ganz plötzlich und auf unerklärliche Weise von einem vermeintlichen Insider gestört werden. Hierbei werden einige durchaus nette Ideen verwirklicht, wie ein geparktes Auto, das Diebe einsperrt oder ein Vortrag, in dem zum Gaudium der Schüler ein peinliches Video hinter dem nichtsahnenden Lehrer über den Monitor flimmert. Auch ein Vermieter, der Schulden eintreiben will, muß feststellen, daß sich Kontostände in Sekunden ändern können, genauso wie die Polizei ziemlich genaue Tipps über Drogenverstecke erhält.
 
Doch der Urheber all dieser Aktionen genießt nicht etwa seinen "Ruhm", sondern versucht damit nur der ahnungslosen Lucy Gerechtigkeit zu verschaffen, wobei er ihr jedoch keinesfalls reinen Wein einschenken darf, was ihm wiederum Kopfzerbrechen bereitet. Daß Toms keineswegs auf den Mund gefallenes Love Interest der Sache dann doch noch auf die Spur kommt, liegt auf der Hand und dieser sich schon früh andeutende Umstand nimmt dem Plot trotz aller Turbulenzen ein wenig die Spannung. Am Ende bekommen die relativ klar in gut und böse eingeteilten Filmcharaktäre (von denen sich nur Rory Kinnear als zynischer Gangsterboss Ellman auszeichnen darf) dann was sie verdienen, und somit endet das moderne Märchen dann auch.
 
Fazit: iBoy ist leicht konsumierbare Kost mittleren Unterhaltungswerts für zwischendurch, ohne Ambitionen, ohne Tiefgang, dafür aber auch ohne Längen, so schnell vergessen wie gesehen: 6 Punkte.

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