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Nachdem Keanu Reeves den Verlautbarungen nach mit „John Wick“ sein Comeback als Actiondarsteller feierte und auch Genrefreunde zufriedenstellte, folgt nun eine erwartbare Fortsetzung, die die schon im ersten Teil allesamt nicht neuen Elemente variiert.

Ebenso wie im Vorgänger erweist sich hierbei das Mittel der Überinszenierung ohne Sinn und Verstand aber eben auch ohne Selbstironie und Witz als Stolperstein. Die Selbstzweckhaftigkeit und die schablonenhaften Figuren verhindern jeglichen Spannungsaufbau und ziehen weite Teile des Films ins Lächerliche. 

Es umweht diese Fortsetzung stets der Eindruck, als hätten spätpubertierende und überzuckerte Zitationswüstlinge freie Hand bekommen, ohne jedoch  eine wirkliche Kenntnis oder gar ein Verständnis für die bewusst oder unbewusst verwursteten Vorbilder zu zeigen. Oder anders: Wir haben es hier mit einer Comicverfilmung einer extrem plakativen, wahrscheinlich nicht handgezeichneten Vorlage zu tun, die niemals existiert hat. Die Figuren wirken allesamt albern, die gewünschte Bildgewalt verfängt nicht, da sie schlicht keine Aussage treffen sondern einfach nur „geil aussehen“ will und die musikalische Ebene könnte aus dem Zufallsgenerator stammen. Gääähn.

Bereits zu Beginn macht der vermeintliche Actionkracher klar, dass er in Scheißegalien produziert wurde. Heerscharen an Haudraufen kommen fein der Reihe nach von irgendwo ins Bild gefahren, sie kommen mit dem Taxi, um dann Waffenlos den Kampf gegen den so berüchtigten John with the Wig aufzunehmen. Das Hintenanstellen wird seit Jahrzehnten im Actionfilm bemängelt und persifliert, fiel aber selten so dumm auf wie in dieser Anfangssequenz, die einfach müde macht. Hier hatte ich eigentlich schon keinen Bock mehr und war kurz davor, mir doch lieber den mittelmäßigen „The Last Stand“ einzuwerfen, in dem Peter Stormare deutlich besser aufgehoben war als hier als irgendwie mit Teil eins verwandter Russe. Vollkommen unmotiviert. - Die Sequenz und Stormare.

Besonders öde kommt dann noch eine Ausrüstungsszene, in der Anzüge, Waffen und ein Gebäudeplan geshoppt werden. Und wieder lässt einen das Gefühl nicht los, als hätten durchschnittlich begabte Sechzehnjährige das Drehbuch verfasst. Falls in diesen oder folgenden Szenen eine Form von entschuldigender Ironie angedacht war, hat diese durch die permanente Verklemmung Ladehemmungen. Die Verfolgungsjagd durch die U-Bahnstation ist dafür umso reicher an unfreiwilliger Komik, die Schlägereien und Shootouts bedenklich mittelmäßig inszeniert.

Trotz der kruden, aber von CGI-Sterilität geprägten Schießereien und der versuchten Mythologisierung seiner Hauptfigur scheitert „John Wick: Kapitel 2“ hauptsächlich an dem Versäumnis, eine klare Geschichte zu erzählen, der man folgen möchte. Der Film leidet unter dem Versuch cool zu sein und überschreitet so manches Mal die Grenze zu Lächerlichkeit, da er in diesem Unterfangen durchgehend zu bemüht ist. Ganz so wie ein Mann in der Midlifecrises, der mit seinen „Kids“ auf ein Konzert ihres momentanen Helden fährt und sich dort ein Bandshirt kauft, um es dann gleich anzuziehen und sich dann locker mit den Fingern schnippend unter das junge Volk zu mischen.
Vielleicht warte ich noch fünf Jahre, dann dürfte ich auch soweit sein. Und vielleicht finde ich dann auch einen Zugang zu John Wick, dem ultracoolen Superfighter und höre mir diesen supergeilen Rumms-Bumms-Soundtrack an, wenn ich mit meinem breitbepuschten GTI die Milfs in der Neubausiedlung wuschig mache. Ein Film für Freibadprolls in ihren Vierzigern! Ein Film zwischen Nackenmatte, einem verwaschenen, sieben Jahre alten Ed Hardy-Shirt und der Saunaclub-Weihnachtsfeier beim Griechen „Akropolis“ 
(„Ich nehm‘ die Grillplatte für zwei! Kein Reis, Tzatziki extra, wie immer... Habt ihr schon den neuen Film mit Kiejanu Riews gesehen? Non-Stop Action, Alter! Richtig geil!“)



Kennt eigentlich noch jemand die Band „Creed“? Die machen jetzt nicht zufällig Filme, oder?

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