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Für den Abschluss seiner „Frontiers“ – Trilogie hat es sich Drehbuchautor Taylor Sheridan nicht nehmen lassen, erstmals selbst auf dem Regiestuhl Platz zu nehmen. Wie bereits bei „Hell or High Water“ treffen hier Elemente des Neo-Westerns auf Drama und Krimi in weitgehend ruhiger Erzählweise.

Wyoming, ein Indianerreservat nahe der kanadischen Grenze: Jäger und Fährtenleser Cory (Jeremy Renner) stößt während der Suche nach einem Puma auf die Leiche der achtzehnjährigen Natalie. Die nicht ortskundige FBI-Ermittlerin Jane (Elizabeth Olsen) bittet Cory bei den Untersuchungen um Hilfe, der das Trauma seiner vor drei Jahren verstorbenen Tochter noch nicht ganz überwunden hat…

Ausgangslage für die Geschichte sind wahre Begebenheiten, wonach es eine Reihe an Verbrechen gegenüber jungen Indianerinnen gegeben hat. In diesem Kontext ist das Gerangel um Rechtsbefugnisse verstärkt in den Vordergrund gerückt, denn zwischen Reservaten, Bundespolizei und dubiosen Einheiten einer Art Ersatzpolizei kam es immer mal wieder zu Konflikten.

Mit Cory findet sich indes ein äußerst tauglicher Sympathieträger, der den Prozess der Trauerbewältigung noch nicht ganz abgeschlossen hat und nun angespornt wird, dem Freund und trauernden Vater Martin (Gil Birmingham) Empathie gegenüber zu bringen und gleichermaßen den Verantwortlichen aufzuspüren. Entsprechend verloren wirkt da Agentin Jane anfangs, die weder entsprechende Winterkleidung mitführt, noch eine Ahnung davon hat, wie die Menschen in der eisigen Einöde ticken: „Sollten wir nicht auf Verstärkung warten?“ „Hier ist nicht das Land der Verstärkung, Jane. Hier ist das Land in dem man auf sich allein gestellt ist.“

Und das offenbart Kameramann Ben Richardson in vielen seiner starken und atmosphärischen Panoramaansichten. Es sind raue, verlorene Orte mit zumeist verlorenen, einsamen Seelen und wenig Hoffnung. Untermalt wird die Szenerie von einem grundsoliden Score von Nick Cave und Warren Ellis, der sich meist zurückhält, jedoch stets die emotional passenden Töne findet.

Leider legt Sheridan im Verlauf nicht allzu viel Wert auf Ermittlungsarbeit, indem er nach einer Stunde mit einem ausladenden Rückblick mit Tathergang die Katze aus dem Sack lässt.
Stattdessen frönt er etwas zu sehr dem heldenhaften Fährtenleser, was unweigerlich zu einigen Logiklücken führt (Schneesturm). Gegen Ende wird immerhin noch ein wenig Action eingestreut und auch die letzten Szenen, die in ihrer betonten Ruhe wieder zum Ausgangspunkt zurückführen, stimmen versöhnlich.

Getragen wird die Geschichte eindeutig von Jeremy Renner, der in angemessener Zurückhaltung eine starke Präsenz mitbringt und sämtliche Mitstreiter an die Wand spielt. Olsen werden immerhin eine Handvoll emotionaler Momente eingeräumt, während Graham Greene für einige lakonische Humoreinschübe zuständig ist.

So offenbart Taylor Sheridan einen würdigen Abschluss seiner Trilogie und noch vielmehr ein durchaus versiert angegangenes Regiedebüt. Atmosphäre ist durchweg gegeben und obgleich die Kriminalanteile nicht allzu viel Spannung erzeugen, entwickelt die Erzählung einen gewissen Sog, der bis zuletzt für Kurzweil und ein wenig Nachdenklichkeit sorgt.
7,5 von 10

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