Auch lange bevor der Deutsche Markt mit Animeproduktionen aus dem Ghibli-Studio verwöhnt wurde, fand der eine oder andere japanische Zeichentrickfilm aus früheren Zeiten seinen Weg ins Free-TV, z.B. dieser hier mit dem Titel "Der Zauberer und die Banditen".
Erzählt wird die Geschichte des Jugendlichen Sasuke, der mit seiner Schwester und vielen artigen Tieren zusammen eine Waldhütte bewohnt. Die friedliche Idylle wird jäh unterbrochen, als Sasuke in einem Gewässer von einem Wasserungeheuer attackiert wird. Bei diesem Kampf fällt eines der Tiere dem Ungeheuer zum Opfer und Sasuke ist noch zu schwach, um das Monster besiegen zu können. Schlimmer wird es sogar noch, als sich herausstellt, dass das Ungeheuer in Wirklichkeit eine Hexe ist, die vor vielen Jahren von einem mächtigen Magier mit einem Bannzauber belegt worden war. Dieser Zauber ist nun gebrochen und die Hexe plant nun wieder das Volk wie einst zu unterjochen.
Für Sasuke steht fest: wenn er mit der Hexe abrechnen will, und das will er schon allein, um Rache zu üben, dann muss er die Zauberkunst erlernen. Eine alte Legende besagt, dass auf der Spitze eines Berges ein mächtiger Magier lebt, der denjenigen ausbildet, der es schafft den Berg zu erklimmen. Der Weg ist steinig und voller Gefahren, doch Sasuke schafft es und trifft den Zauberer, welcher Sasuke tatsächlich ausbilden will.
Während Sasukes Ausbildung läuft, gründet die Hexe eine Banditenorganisation, die in den Dörfern Furcht und Schrecken verbreitet. Raub und Mord stehen an der Tagesordnung. Ein örtlicher Prinz möchte sich dieser Bande annehmen, doch der geheime Unterschlupf ist ihm nicht bekannt.
Nachdem Sasuke die Ausbildung erfolgreich abschliesst, kehrt er zu seiner Schwester zurück, welche kurz darauf von den Banditen entführt wird. Zusammen mit dem Prinz nimmt Sasuke nun endlich den Kampf gegen die Banditen und die Hexe auf. Der Tag der Rache naht.
"Der Zauberer und die Banditen" ist eine herrliche Mischung aus Fantasy, Action und Abenteuer, bei der der Humor, die Romantik und auch Tragik nicht zu kurz kommen. Von Anfang bis Ende wird uns ein Erlebnis präsentiert, das das Herz eines jeden Filmfans höher schlagen lässt. Bedenkt man das Alter des Films, er stammt immerhin aus dem Jahre 1959, so ist es um so erstaunlicher, dass diese Mischung fast perfekt funktioniert. Denn gerade was Actionsequenzen angeht, kennt man aus solch einer Zeit eher langsame Darbietungen, man denke beispielsweise an den Samuraikampf aus "Rashomon" (welcher zugegebenermaßen kein Actionfilm ist). Hier ist es anders. Die Action ist neben der sehr interessanten und spannenden Handlung das A und O des Films. Das finale Duell zwischen Sasuke und der Hexe gehört für mich zu den Höhepunkten der eins-zu-eins-Kämpfe im Bereich Film. Die beiden Kontrahenten attackieren sich mit sehr eindrucksvollen Zaubern, die letzte "Verwandlung" der Hexe baut sogar noch etwas Grusel in den Film ein. Hier würde ich sogar sagen, dass der Film schon nichts mehr für kleine Kinder ist.
In der Begenung zwischen dem Prinzen und dem Gehilfen der Hexe sieht man auch einen Kampf mit Waffen und ohne Zauberei. Über mangelnde Abwechslung braucht man sich also nicht zu beschweren.
Lustige Momente bescheren uns Sasukes tierische Freunde, wie z.B. ein Bär, der einen Sumo-Kampf gegen zwei Banditen führt. Auch Sasukes Ausbildung beim Zauberer auf dem Berg fällt nicht selten humorig aus.
Zu den Animationen habe ich bis jetzt noch kein Wort verloren. Es gibt auch nicht viel zu schreiben. Der Film ist nun mal alt und man kann nichts Großartiges erwarten. Wer hier Zeichnungen erwartet, die an "Prinzessin Mononoke" heranreichen wird bitter enttäuscht. Besonders bei einigen Gesichtern der Banditen wirds ulkig. Andererseits kann ich mir vorstellen, dass der Film damals eben up-to-date war und besseres nicht geboten werden konnte. Letztendlich ist das aber vollkommen gleichgültig, nur weil ein Film gezeichnet ist, sollte er nicht auf die Zeichnungen reduziert werden.
Fazit: "Der Zauberer und die Banditen" ist Unterhaltung auf sehr hohem Niveau und Fantasyfans sollten ihn sich unbedingt ansehen. Ein Juwel im Sektor des Unterhaltungsfilms, gleichermaßen für Jung und Alt geeignet. Für mich gewinnt er sogar den (möglicherweise unangebrachten) Vergleich mit "Prinzessin Mononoke", da er eine zugänglichere Story und eine richtige Schurkin bietet. Für die volle Punktzahl reicht es dennoch nicht, da hätte der Film dann doch ein kleines bisschen düsterer ausfallen müssen, aber 09/10 Punkten sind ja auch ganz gut.