Season 1
Mann gegen System. Ausgestattet mit hinterhältigen Mordversuchen, klugen Ausweichmanövern und raffinierten Gegenschlägen erzählt James Delaneys Kampf gegen die Britische Ostindien-Kompanie dem aufmerksamen Beobachter aktueller Agententhriller-Serienware nicht unbedingt Neues. Der rußige Gutenacht-Look des 200 Jahre alten London und die grimmige Hauptfigur hingegen behaupten etwas Originäres. Die herbe Hafenkulisse mit Kontrasten aus schäbigen Unterkünften auf der einen und edlen Bauwerken auf der anderen Seite zeugt von einer erlesenen Produktionsqualität. Hardy, der die Hälfte seiner Zeit wie der Grim Reaper im schwarzen Mantel mit schwarzem Hut verbringt und die andere hosenlos im Nachthemd, seine Ganzkörper-Tribals offenbarend, knüpft zähneknirschend und aus tiefster Kehle grummelnd an viele seiner Filmrollen an – ein geschändetes, kaputtes, vom Leben gezeichnetes Wesen, das einem bereits geschlagenen Boxer ähnelt, der jederzeit aus dem Nichts mit einem Uppercut wieder in den Kampf zurückfinden könnte.
Da der übrige Cast nicht minder kernige Typen hervorbringt (etwa Stephen Graham oder Franka Potente mit entstellendem Make-Up, Kostümen und Figureneigenschaften), verbreitet sich die Schwärze über die gesamte Serie. Damit verbunden ist eine zähflüssige Fortentwicklung des Plots, der manchmal regelrecht auf der Stelle zu verharren scheint; und doch ist es überraschend, welche Entwicklungen sich binnen acht einstündiger Episoden fast unbemerkt ergeben haben.
Ähnlich wie bei der ersten Staffel von „Boardwalk Empire“ hat man das Gefühl, der Inhalt werde der hochwertigen Machart noch nicht ganz gerecht, könnte aber den Grundstein gelegt haben für ein packendes Gesamtwerk. Staffel 2 ist bereits bestätigt.
weitere Staffelbesprechungen können folgen.