Aus dem Winzerleben im Burgund…06.05.2019
Wenn man sich nicht für Wein interessiert, und damit meine ich nicht nur das reine Konsumieren dieses vielschichtigen Getränks, dann ist dieser Film langweilig und eine Zeitverschwendung, denn es passiert nicht viel abseits der Weinproduktion, und die nebenher erzählten Geschichten kommen dem Betrachter dann sicher wie kleine Klischeebausteine aus Fernsehproduktionen vor. Wenn man aber dem Wein verfallen ist, und auch dabei meine ich auf gar keinen Fall den alleinigen Genuß des Rebensaftes, dann ist man hier knapp zwei Stunden bestens bedient und voll bei der Sache, und die nebenher erzählten Geschichten sind unaufdringlich, liebenswert und so gar nicht typisch.
Nun gehöre ich in die zweite Kategorie, und da kann ich nur sagen: der Film ist ein Hochgenuß! Erzählt wird die Geschichte dreier Geschwister, die nach dem Tod des Vaters eine Entscheidung darüber fällen müssen, was mit dem väterlichen Weingut geschehen soll, sind doch 500.000,00 € Erbschaftssteuer zu bezahlen. Tja, was der eine mühsam aufbaut, gilt bei den Kindern als Einnahme, die es sogleich zu versteuern gilt…so kann der Staat gleich mehrfach abkassieren. Als Unternehmer rufe ich hier ein lautes „bäh“ in die Runde! Was also sollen die drei tun…verkaufen? Weiter Wein produzieren? Gute Parzellen verpachten? Das alles wird im Laufe der Lese entschieden, und am Ende sind alle Beteiligten zufrieden, sogar der Staat, denn der kassiert in jedem Fall. Nochmals „bäh“!
Wunderbare Bilder eines Weingutes gibt es über den Jahreslauf zu sehen, man wähnt sich in einem Touristenwerbevideo des Burgunds. Und das ist auch gut so, denn ich kann mich daran nicht sattsehen. Ich mag es, wenn Menschen ihre Nase ins Weinglas halten, um Nuancen zu erspüren, ich mag kleine Geschichten aus dem Leben, auch wenn hier sehr viele unter einen Hut gebracht werden müssen. Zum Glück bleibt die Story gen Ende hin neutral, es gibt kein typisches Happy-End, es geht halt weiter, die nächste Weinlese steht an. Und so hätte ich den sympathischen Darstellern gerne noch ein paar weitere Jahre bei ihrer Arbeit zugesehen, ein Glas Burgunder in der Hand, denn so ein Film wie dieser vermittelt Ruhe und Freude nach einem langen Arbeitstag…9/10.