Review

Giallo-Shorty für die Castingmappe

Kurzfilme muss man mit einem anderen Massstab messen wie Langfilme. Das dürfte jedem klar sein. Aber trotzdem sollte mir ein Shorty trotzdem (oder vielleicht gerade) inhaltlich irgendetwas geben. Tolle Optik oder Nostalgie hin, sichtbares Regie- & Styletalent her - selbst wenn es in wenigen Minuten schwer ist, eine Message, Story oder Überraschung zu tragen oder aufzubauen, reicht für mich ein cooler Stil & mein Lieblingsgenre einfach nicht zu einer wirklich sehr guten Wertung. In Sachen Optik, Technik & visuelle Virtuosität, könnte ich "Slit" locker 2-3 Punkte höher bewerten. Und der Regisseur hat definitiv Potential & liebt das Genre wie wir Fans, ist sicher selber einer. Der Film hat Herz, dito seine Macher. Und trotzdem schlitzt er sich so nur den Weg zu meinen Augen, nicht zu meinem Herzen... aber Augenschlitzen ist seit Salvadaor Dalis andalusischem Hund ja auch schon was!

Klar herrscht in den meisten Giallos Style over Substance, die Optik, die Musik & die Atmosphäre machen hier die Musik. Und all das setzt "Slit", eine nahezu dialoglose (sehr fein!) Geschichte von zwei Lesben (ebenfalls sehr fein!), deren buntes Apartment von einem Schlitzer heimgesucht wird, gnadenlos auf den Punkt um. Doch trotz einem recht simplen Twist, oder zumindest kleiner Überraschung am Ende, & Bildern, die in einem coolen Groove schwelgen, fehlt es halt an der Verbindung zu den Opfern, an der Handlung oder der Innovation. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur viel zu streng. Denn jeder Giallo-Fan sollte sich "Split" ganz sicher nicht entgehen lassen. Die Optik ist exquisit, die Mädels scharf & in seinen besten Momenten kreuzt er Ajas "Maniac" mit Argento zu einem Paradebeispiel technischer Exzellenz & moderner Nostalgie. Für die Mappe des Regisseurs sicher ein profitabler & nach Höherem rufender Neuzugang. Als Aperitif für eine Slasher-Night keine üble Wahl. Ganz und gar nicht. Doch eben ein relativ schnell vergessener Hingucker. 

Fazit: netter Skill-Show-Off & Throwback in die guten alten Tage der Gialli - bunt, blutig, sexy. Wenn auch etwas sinnlos & zu einfach. Viel Eyecandy, wenig Inhalt - aber auch das passt zum Thema/Genre.

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