Wenn die Koreaner eines über die letzten vielen Jahre bewiesen haben, dann ist es die Beherrschung der Befriedigung der Zuschauerbedürfnisse, das Wissen um das Wollen des Publikums und das entsprechende Angebot an Film (und Fernsehen), und dies mit einer oftmaligen Eleganz und gleichzeitigen Stabilität, die gerade auch in Asien Ihresgleichen sucht und (im positiven Sinne) schon an die hollywoodeske Perfektion der Unterhaltung heranführt. Einer der Bereiche, bei denen diese Erfahrung und das Talent ausgelebt wird, in das Genre des Crime, dass seit bestimmt der Jahrtausendwende und auch noch etwas davor gelegen auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt und beliebt, gefragt und begehrt und oftmals mit Staunen angesichts der Meisterschaft dahingehend betrachtet wird.
Die meisten Arbeiten aus dieser Gattung mit überdurchschnittlichen Ergebnissen gesegnet, darüber hinaus wieder die wahren Ausreißer nach oben hin, wobei das vorliegende Beispiel trotz epischer Breite, auch einem großflächigen Außeneinsatz in den Slums von Manila und einer Starbesetzung gerade in den beiden Hauptrollen nicht ganz an die oberste Güteklasse heranreichen tut, aber in seinem Geschick dennoch staunenswert, vielleicht ein wenig zu clean gerade im Abgang, in der Auflösung des Ganzen und zu abgesichert in den Seilen hängend, ohne das groß Spektakuläre ist:
Um hinter die Schliche des nach außen hin offiziellen Geschäftsmannes Jin [ Lee Byung-hun ] zu kommen, der mit einem milliardenschweren Pyramidensystem ganz das große Geld verdienen will und dazu sich auch fleißig der Bestechung bedient, greift sich Kim Jae-myeong [ Gang Dong-won ] vom ermittelnden Intellectual Crime Investigation Team dessen führenden Computerspezialisten Park Jang-goon [ Kim Woo-bin ], um mit dessen unfreiwilliger Hilfe vor allem an die nötigen Beweise und auch das gebunkerte Geld heran zu kommen. Als Jin mitsamt seiner rechten Hand und Advertising Executive Kim Mi-yong a.ka.a Mother Kim [ Jin Kyeong ] den Braten riecht und sich samt erschwindelter Erlöse über China und Vietnam nach den Phillipinen absetzt, wird es für den nunmehr schwer gebeutelten Kim, seine Assistentin Sin Gemma [ Eom Ji-won ] und beider Vorgesetzten, dem Chief der National Police Agency [ Jeong Won-joong ] äußerst schwer, das Scheitern zu erklären. Währenddessen bastelt Jin in Manila bereits an dem nächsten Coup, dder die Erlöse verdoppeln soll und mehr...
Hauseigen erinnert der Film dabei an den letztjährigen Erfolg Inside Men, an Jo Eui-seoks Vorgänger Cold Eyes, der sich wiederum als Remake vom im HK - Kino angesiedelten Eye in the Sky verstand, und dort aus der Ecke kommend an die gerade aktuellen Z Storm und S Storm, ein illustre Truppe an 'Inspiration' also, wobei die hiesige Arbeit auf jeden Fall eigene Schwer-, nur überraschenderweise nicht wirklich Höhepunkte setzt. Ein Überwachungs-, Geschäfts-, Finanz- und Korruptionsthriller, der sich in den Zeiten von Armut, Gier, undurchdringlichen Investmentaktionen, und dem Versprechen nach einem besseren, wohlständigeren Leben durchaus im Hier und Jetzt befindet, sich aber länger auf ein Duell von Protagonist und Antagonist ausruht, die mehr als prominent besetzt sind, aber als Funktion verbleiben.
Zwei Ansprachen eröffnen die Handlung, eine reine Motivationsrede von Polizist Kim an sein kleines Team, bei dem er sich auf eine Anekdote mit Churchill beruft und an die Ehre der Kollegen und Untergebenen, an ihre Pflicht appelliert. Gleich darauf folgt eine öffentliche Präsentation von Philanthrop Jin, der sich als ganz großer Zampano, als Heilsbringer mit Botschaft und Emotionalität hervortut und das Innere seiner Zuhörer, seiner 'Familie', oder doch eher seiner 'Sekte' in Abhängigkeit und Glauben streichelt. "Money has become marijuana" heißt es später mal im Film, und tatsächlich sind die große Gewinne hier zwar rauschbringend, aber ebenso nur Schein, Vortäuschung der Tatsachen und für den kurzen Moment. Beide Männer an der Spitze eines Unternehmens, wobei Jin sichtlich mehr Mittel zur Verfügung hat und nicht wirklich erkenntlich ist, dass er tatsächlich der Gejagte ist und Kim tatsächlich auch der Jäger ist, wobei die erste Hälfte des Filmes auch in einer großen Vernichtungsaktion aufgelöst wird, in der der Eine Alles und der Andere nichts erreicht.
Vom Gefühl her, der Konzentration auf gleichzeitig Verwirrung und Details, dem Hervortreten in den Lichtschein eher zweier Nebenrollen wirkt dies bis dato fast wie die erste Folge einer Serie, mitsamt horizontalen und parallelen Erzählen, in der eigentlich nur noch ein paar Rückblenden zum Strecken und Ausdehnen einer etwaigen Einleitung zu einem späteren epischen Ganzen fehlen. Die Gesamtlaufzeit bleibt mit 135min gehoben, aber nicht ausdauernd, wobei gerade das Vorhandensein zweier Frauen in diesem Männerfeld trotz Betrachtung beider an jeweils Zweiter Rangfolge hinter Protagonist / Antagonist und trotz einer Spiegelung ihrer Positionen seltsam blass bleibt. Drehbuch und Regie sind übersichtlich, angenehm zu schauen, mit einem leisen, unaufgeregten Start, der dennoch oder deswegen den Zuschauer an die Hand nimmt und durch das weitere Prozedere von allgegenwärtiger Überwachung, vielseitiger Kollaboration und einem sozialen, monetären, kriminellen Netzwerk, mit einem abschließenden größeren Actionfinale führt.