Asher musste als Kind nicht nur mit ansehen, wie sein geliebter, älterer Bruder zu Tode geprügelt wurde, sondern ist selbst seit diesem Vorfall taub und stumm. Jahre später will er sich nun an dem Mann rächen, der für all dies verantwortlich ist – seinem Vater Ivan. Dieser gibt sich jedoch nicht so einfach geschlagen und ein erbitterter Kampf zwischen Vater und Sohn entbrennt. Ein Kampf, in dem es scheinbar keinen Gewinner geben kann...
Rein inhaltlich handelt es sich bei "My Father Die" im Prinzip um eine stinknormale Rache-Story, wie man sie schon unzählige Male gesehen hat. Jedoch hat Regieneuling Sean Brosnan durch seine Umsetzung der Geschehnisse eine wirklich beeindruckende Independent Produktion auf den Weg gebracht, die dem ein oder anderen nachhaltig im Gedächtnis bleiben dürfte. Ganz nebenbei zeichnet Brosnan auch noch für das Drehbuch verantwortlich und ist zudem auch als Darsteller mit an Bord. Es ist schon beeindruckend was hier auf die Beine gestellt wurde, denn die sehr ungewohnte Mischung aus Action und Drama ist mit einigen poetischen Ansätzen angereichert wurden, so das sich im Endeffekt ein äußerst stimmiges Gesamtbild erkennen lässt, das auch nach Beendigung der Sichtung im Kopf des Zuschauers nachhallt. Im Mittelpunkt steht Asher der als kleiner Junge mit ansehen musste, wie sein älterer Bruder vom eigenen Vater brutal erschlagen wurde. Mit dieser Rückblende beginnt dann auch der Film, wobei während der gesamten Laufzeit immer wieder diverse Rückblicke in Erscheinung treten, die allesamt in schwarz/weiß auf dem Bildschirm erscheinen.
Von der ersten Minute an wird damit auch klar, das die Welt und das Leben von Asher mit Tristesse und Schmerz angefüllt sind. Insbesondere dieser Aspekt wird des Öfteren in den Vordergrund gerückt, wobei das Ganze in eine räudige und extrem dichte Grundstimmung verpackt wurde. Es präsentieren sich tolle und eindrucksvolle Bilder, die gleichzeitig auch ein Höchstmaß an Intensität freisetzen, obwohl das Szenario keinesfalls mit visuellen Gewaltspitzen durchzogen wird. Härtere Passagen werden lediglich im Ansatz gezeigt und das ist auch gut so, da Brosnan so die Fantasie des Betrachters anregt und dementsprechend die Härte auch dessen Vorstellungskraft überlässt. Manchmal ist weniger eben mehr und genau so ein Fall liegt mit "My Father Die" vor, denn die Geschichte an sich löst schon eine ziemlich hohe Gewaltspirale in der Vorstellung aus, ohne das man diese noch zusätzlich mit überspitzten Gewalt-Exzessen anreichern müsste. Hier wurde wirklich alles richtig gemacht, denn auch ohne einen visuellen Härtegrad verfehlt die Geschichte auf keinen Fall ihre Wirkung.
Man kann sich nur ansatzweise den innerlichen Zustand der Hauptfigur Asher vorstellen der seit dem Vorfall in seiner Kindheit nicht mehr spricht. Und genau diese Sprachlosigkeit ist es, die in vorliegendem Fall stellvertretend für eine Art Ohnmacht steht die sich beim Zuschauer einstellt. Diese legt sich wie eine zentnerschwere Last auf die eigenen Schultern und scheint teilweise dermaßen erdrückend zu sein, das man unter ihr zusammen brechen möchte. Es scheint in dieser Story keinerlei Hoffnung zu geben und die Hauptfigur scheint lediglich ihre Rachegelüste noch am Leben zu sein. Stellvertretend dafür dürfte ein Blick in die Augen von Asher genügen, die größtenteils seltsam leer und ausdruckslos wirken. Manchmal vermeint man aber auch einen äußerst kleinen Hoffnungsschimmer zu erkennen und in wenigen flüchtigen Momenten vermag man sogar ein freudiges Strahlen zu erkennen. Dafür muss man jedoch stark auf die Mimik von Hauptdarsteller Joe Anderson achten, der übrigens eine bemerkenswerte Performance an den Tag legt. Das kann man allerdings auch auf die gesamte Darsteller-Riege beziehen, denn in dieser Beziehung bekommt man richtig gute Leistungen aller Akteure geboten. Am Ende kommt es dann zum unweigerlichen Showdown zwischen Vater und Sohn und die Geschichte beinhaltet dann noch einmal eine ordentliche Portion Tragik, wie man es nicht anders vermuten konnte. Gleichzeitig ist aber auch an dieser Stelle wieder dieser Hauch von Poesie zu verspüren, der schon die gesamte Laufzeit über die Abläufe begleitet.
Durch diesen Umstand wirkt "My Father Die" einerseits äußerst brutal, aber auf eine gewisse Art und Weise auch wunderschön, wobei es sich aufgrund der Geschehnisse allerdings um eine harte und kompromisslose Schönheit, die man jedoch jederzeit erkennen kann. Das macht dieses Werk dann auch sehr ungewöhnlich und sehenswert, denn eine solch krude Mixtur bekommt man wahrlich nicht jeden Tag zu Gesicht. Mir persönlich hat das Langfilm Debüt von Mr. Brosnan richtig gut gefallen und ich kann nur eine dicke Empfehlung an all jene aussprechen, die sich auch gern mal eine etwas andere Independent Produktion anschauen wollen.
Fazit:
Für mich ist "My Father Die" ein absolut gelungener Erstling und man kann nur hoffen, das man auch in Zukunft noch einige Filme von Sean Brosnan zu sehen bekommt. Der gute Mann hat ganz offensichtlich das nötige Gespür für die besondere Note, wobei er allerdings bestimmt nicht jeden Geschmack bedienen wird.
8/10