Review

kurz angerissen*

Der „Sir“ im Michael Caine sieht sich in diesem Spartenklassiker reinster Anarchie ausgesetzt. Peter Benchley verarbeitet im Drehbuch anfänglich Motive seines größten Erfolges, des „Weißen Hais“, die sich zu einem wilden Genrecocktail vermischen. Klamotte auf hoher See? Kaum hat man sich mit dem Gedanken abgefunden, schnappt eine Hand aus dem Wasser und sorgt für familienuntaugliche Splatter-Deko. Schnitt, britische Büroräume. Wieder Schnitt, das Innere eines eisernen Vogels, eine betäubte Sau ist auch an Bord. Und wumms, da brennt der Vogel auf dem Sandstrand und ein Spencer-Hill-Beamte hält die Hand auf, um Gebühren einzustreichen. Caines Figur ist während all dieser skurrilen Ereignisse darum bemüht, Fassung zu wahren und den Jungen, den er dabei hat, auf dem rechten Weg zu halten, denn die rasanten Wechsel zwischen Comedy-, Abenteuer-, Drama-, Thriller- und Horrorstimmung, zwischen Bürostuhl-Ursprung und Bermuda-Wahnsinn, sind doch eher magenunfreundlich arrangiert.

Als die Figur schließlich nach einem durch den berühmten Schlag auf den Hinterkopf verursachten Ohnmachtsblackout wiedererwacht, muss sie feststellen – das war nur der Anfang. Auf der titelprägenden Insel haben sich sämtliche Regeln und Gesetze in den Urlaub verabschiedet, der gefesselte Mann sieht sich einer brabbelnden und geifernden Kommune ausgesetzt, die ihre eigene Kommunikation entwirft – und die versagt sich zunächst mal Hauptfigur wie Zuschauer gleichermaßen. Das Resultat ist schmutzig-realistischer Surrealismus mit Wie-komme-ich-hier-raus-Faktor Güteklasse A, bevor irgendwann klar wird, dass es um eine Flucht nicht so gut bestellt ist.

Mit der Zeit nimmt Käptn Kapische immerhin wieder das Ruder in der Hand, derweil Michael Ritchie lange in Kontexten verweilt und so das Gefühl erzeugt, man wachse in die inzestuöse Piratengemeinde hinein. Dennoch erscheint das Tempo, mit dem der Junge dem Charme der Zahnlosen und Lumpenhaften erliegt, übermenschlich. Nachvollziehbar, dass man diesen Gemütswandel als dramaturgischen Katalysator benötigt, allerdings gehen damit unzählige Timing- und Kontinuitätsschwächen einher, die der Dramaturgie wiederum eher schaden.

Und doch hat die Posse retrospektiv ihre Vorzüge, gerade weil sie sich so vehement aller gut gemeinten Ratschläge erwehrt, spätestens wenn das Negerlein-Prinzip am Ende auf radikalste Art und Weise vereinfacht wird. Der Mief des Superflops bleibt haften, womöglich trägt der aber sogar noch zum Sehvergnügen bei?

*weitere Informationen: siehe Profil

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