Allen Unken-, Schmäh- und allgemeinen Buhrufen zum Trotz sind die Karriereentscheidungen des Jackie Chan in den letzten Jahren wohl dennoch überaus gerechtfertigt und erfolgreich in der Hinsicht, dass nicht nur die Popularität auch im hohen Alter von mittlerweile über 60 Lenze fortgeführt wurde, als auch tatsächlich noch gesteigert. Abgesehen von den Kritiken in den analogen Medien oder nunmehr die in der digitalen Gesellschaft ist die Berühmtheit weiterhin ungebrochen, trotz eines Marktes, der sich gerade im nunmehrigen Heimat- und Produktionsland der Volksrepublik China stetig am Wandeln und stetig am Wachsen dazu noch ist. Chan hat quasi die Kunst geschafft, sich gegen die rasch wechselnden Genres in der jeweiligen Gunst der Zuschauer zu bewähren als auch der Modernität zu widerstreben und sowohl das Gleiche wie ehedem zu versuchen als damit (für seine neue Produktionsfrma Sparkle Roll Media, hier im Verbund mit den ebenso blutjungen jungen Taihe Entertainment & Shinework Pictures) auch zu reüssieren.
Zudem ist der Fleiß ungebrochen, Kung-Fu Yoga quasi nur eine Arbeit von vielen angekündigten und vielen in den letzten Jahren produzierten und weiterhin gerade auch im Ausland gefragten, ist keine Müdigkeit in Sicht und keinerlei Ermattung zu erkennen. Das vorliegende Werk dabei als 'Fortsetzung' eines bereits vor einem Jahrzehnt mehr oder weniger gescholtenen, dem des The Myth [ 2005 ] nämlich, wobei hier auch wieder Regisseur Stanley Tong an Bord ist und seinen Star auf einen bis dato ungeahnten finanziellen Höheflug, mit einem Einspiel allein und hauptsächlich in China von dann doch überraschenden 250 Mio. USD (bei einem angezogenen Budget von 65 Mio. USD) und dies selbst vor und gegen die überaus starke Konkurrenz der Tsui Hark / Stephen Chow Kollaboration Journey to the West: The Demons Strike Back führt:
Jack Chan [ Jackie Chan ], Professor der Archäologie im Terracotta Warriors Museum in Xi'an wird von der indischen Kollegin Ashmita [ Disha Patani ] vom National Museum Institute in Rajasthan gebeten, ihr bei der Suche nach einem vor Jahrhunderten in Tibet verlorenen Schatz der sagenumworbenen Magadha-Region behilflich zu sein. Zusammen mit seinem bewährten Team, den Assistenten Xiaoguang [ Zhang Yixing ] und Noumin [ Miya Muqi ] sowie dem Schatzjäger Jones Lee [ Aarif Lee ] und dem Freund Jianhua [ Eric Tsang ], macht sich Jack in das vereiste Gebiet auf, nur um dort festzustellen, dass Ashmita eigentlich Jemand Anderes und mit Randall [ Sonu Sood ] und seinen Schergen noch Jemand hinter den Artefakten her ist.
Myth selber hatte schon seine Bedenken ausgelöst, ein Abenteuerfilm gepaart mit etwas Historical Drama und Liebesgeschichte, dazu noch eine Zeitreise, die sowieso schon phantastisch und am Ende gar noch zu Schweben und dem Herumirren in den Sphären, einem Finale quasi in der Schwerelosigkeit eines luziden Traumes ist. Gepaart mit einen unrunden Besetzung, in dem das Talent vor der Kamera auch quasi nur nach der scheinbaren Beliebtheit zusammengewürfelt und aus Südkorea und dem Bollywood von Indien noch zusätzlich zusammengeholpert ist, plus ein Regisseur, der als ehemaliger Stuntexperte Ende der Achtziger und in den frühen Neunzigern schon gefragt und dies auch zu Recht war, aber sonst eher die Eintagsfliege gerade im Dramaturgischen und auch generell sehr spärlich am Arbeiten nur ist. [The Myth ist die bis dato letzte Arbeit gewesen, also über eine Dekade bereits her.]
Dem hiesigen Erfolg zuträglich war dabei sicherlich auch das damals schon gewählte Umfeld von Archäologie, Schatzsuche, dem Erkunden fremder Gebiete und dem Hinabsteigen in altertümliche Gräber, da gerade dieses Setting, dass nunmehr einfach noch mal verwendet wird, heutzutage in China überaus gefragt ist und mit (Online)Novellen und entsprechenden Adaptionen in Film und Fernsehen die rapide steigenden Nachfrage auch bedienend. Der richtige Film also zum richtigen Zeitpunkt, was glücklicher Zufall und sicherlich auch Hintergedanke mit, aber nicht alleinige Absicht oder zumindest nicht derlei wirkend bzw. nicht nur die sprichwörtliche Kuh melkend ist. Denn im Grunde macht Chan hier bloß das, was man von ihm kennt und mehr oder weniger gelingt – Armour of God III: Chinese Zodiac ist im Vergleich hierzu Gold wert und müsste eigentlich im Nachhinein noch mal gelobt werden – und entsprechend schätzt, plus einen Abstecher in das Bollywoodkino, den er seit längeren auch plant und dessen Zutaten wie die optische Pracht, Gesang, Tanz usw. entsprechend schätzt. Den Blockbuster für die gesamte Familie, sehr einfach gestrickt und auch sehr simpel wirkend, wobei sich die Handlung schon aus den Bildern und sicherlich nicht aus den zumeist einfältigen oder zumindest einfältig(st) wirkenden Monologen und Dialogen ergibt. Eine Action-Komödie (mit wenig Action und wenig Komödie), als kunterbuntes Unterhaltungsfest, dass trotz (und nicht vielleicht auch wegen) aller Kommerzialität und Simplizität quasi wie immer aus dem Ärmel geschüttelt wird, aber dennoch nur in den Händen von Chan so existiert und so immer die ureigene, mittlerweile allerdings stark abgeschwächte, nahezu saft- und kraftlose Handschrift trägt. [Alle anderen ähnlich gelagerten chinesischen Kinohits der jüngsten Vergangenheit wie Mojin – The Lost Legend, Chronicles of the Ghostly Tribe oder auch Time Raiders sehen wesentlich anders aus, und sind dabei teils auch international ausgerichtet; allein daran liegt die Unterschiedlichkeit nicht.]
Stören tun dabei allerdings abermals die fortschreitende Infantilisierung, die allgemeine Niedlichkeit, die den Werken seit längeren so jeglichen Biss nimmt, keine Kanten, keine Ecken, nicht einmal der Ansatz davon, sondern nur übersättigt - farbenfrohes Brimborium mit vielerlei aufgemotzten Postkartenansichten, in dem so alles Friede, Freude, Eierkuchen, und glattgebügelt und weichgespült auch oder eher nur für die Allerkleinsten im Bunde ist. Den Auftakt macht gar eine längere Computersequenz, die das Kino von Morgen drohend vorwegnimmt und in dem der alternde Recke von heute für alle Zeiten haltbar künstlich gerendert und faltenfrei verjüngt wird. Ein böses Omen, ist doch anschließend nur scheinbar und kurz die wahre Leichtigkeit vorhanden und wird in einzig jeweils einer frühen Übungsszene beim Training am Wooden Dummy und bei einem freundschaftlichen Sparring (vor CGI-Wölfen) mehr Körperlichkeit und Hand-to-Hand Combat demonstriert als in den letzten Filmen zusammen, was immer noch wirksam und überraschend mit ist.
Alles Andere nach diesem Appetizer ist nicht der Rede wert, bzw. speist sich aus dem üblichen Gekreische (der hübsch-unwichtigen Frauen), dem Weggerenne aller Beteiligten, die selbst wenn es auf Konfrontation geht, sich so richtig gar nicht berühren, wenn man mal auf Tritten auf den Fuß des Gegners absieht. Eine mittige Auoverfolgungsjagd in Dubai mit lauter grellen Plastikschlitten (und einem CGI-Löwen auf dem Rücksitz) ist sicherlich aufwändiger im Geschehen und verfügt über eine teilweise entfesselte Kamera, die der Hatz gleich über drei parallele, aber auf unterschiedlichen Höhen gelegene Straßen folgt, ist aber in seinen Karambolagen und Kollisionen schon heftig aus dem PC unterstützt und teilweise auch unangenehm upgespeedet, was zusätzlich für Verdruss sorgt; während Szenen (mit CGI-Hyänen) später komplett vor der Green Screen ablaufen und das 'Finale' dann (schluss)endlich in das erwartete Gesinge und Getanze der gesamten Figurenschar ausbricht.