Review

Aus Sicht einiger hart urteilender Kritiker hätte der Titelgebende von vornherein verschwunden bleiben können und tatsächlich ist eine Laufzeit von knapp 120 Minuten ein wenig zu ausladend für eine Titelfigur, die über weite Teile nicht sonderlich sympathisch rüberkommt.

Ein Ermittler (Kyle Chandler) befindet sich auf der Suche nach dem vermeintlich verschollenen Erfolgsautoren Sidney Hall (Logan Lerman). Dieser soll im Land herumstreunen und mancher Orts versucht haben, seine eigenen Bücher zu verbrennen.
Doch was bewegt einen einst so aufstrebenden Schreiberling zu solchen Aktionen?...

Regisseur und Co-Autor Shawn Christensen übernahm das Projekt 2014, nachdem die Idee bereits seit 2008 im Raum stand. Er entschied sich für eine fast durchgehend verschachtelte Erzählweise, die anfangs leichte Verwirrung stiftet, da die Phasen um Sidney, im Alter von 18, 25 und 30 recht fragmentartig daherkommen. Erst später wird einigen Gegebenheiten mehr Raum zugestanden.

Leider handelt es sich bei der Hauptfigur um einen Durchschnittstypen ohne markante Ecken und Kanten, während sein soziales Umfeld mit kontrollierender Mutter (Michelle Monaghan), Love Interest (Elle Fanning) und einem Footballspieler auf dubiosen Abwegen (Blake Jenner) recht überschaubar bleibt. Aufgrund der nicht linearen Erzählweise bleiben einige Geheimnisse wie der Inhalt einer Dose oder eventuelle Wahrnehmungsstörungen einige Zeit aufrecht erhalten, anderweitig mäandert das Treiben im Mittelteil ein wenig vor sich hin, zumal manche Entwicklung früh erahnbar ist und folgerichtig nur bedingt Spannung erzeugt.

Gegen Finale gibt es hingegen das volle Pfund an Abgründen, was einerseits eine durchaus tragische Komponente beinhaltet, andererseits auch ein wenig Kitsch mit sich bringt, den es in dieser Form nicht gebraucht hätte. Auch die zaghaften Auflockerungsversuche, die im ersten Drittel noch ab und an vorzufinden sind, weichen im Verlauf zusehends, was angesichts der durchaus vorhandenen Chemie zwischen den Mimen schade ist.

Diese sind durch die Bank um Bodenständigkeit bemüht, wobei die Figur von Fanning als Schülerin ungewollt psychotisch anmutet und erst im Erwachsenenalter glaubhaft daherkommt. Lerman holt relativ viel aus der undankbar simplen Figur des Titelgebenden heraus, während Kyle Chandler als charismatischer Ermittler und Yahya Abdul-Mateen II als Mentor sehr positive Eindrücke hinterlassen.

Auf den Gesamteindruck dieses Dramas trifft dies nur sehr bedingt zu. Handwerklich ist wenig anzukreiden, der zurückhaltende Score trifft grundlegend den Ton, doch die Story, bei der es vorrangig um Schuldgefühle und damit verknüpfte Schicksale geht, redet zu häufig um den heißen Brei herum, wodurch sich teilweise einige Längen einstellen. Emotional packt er allenfalls im finalen Akt, wobei er dort an einigen Stellen übers Ziel hinausschießt.
Sehbar, aber nichts was nachhaltig wirkt.
5,5 von 10

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