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Wie sein vielsagender Filmtitel bereits verlauten lässt, sollte Nightmare on Elm Street 6 - Freddy's Finale (1991) eigentlich Freddys letzte Schandtat sein, doch 3 Jahre später kehrte er mit Freddys New Nightmare (1994), wenn auch handlungsbezogen von der ursprünglichen Nightmarereihe losgelöst, von den Toten zurück, da Mastermind Wes Craven mit der allgemeinen Entwicklung seines Franchises unzufrieden war. Vor allem dieser sechste Teil war ihm ein Dorn im Auge, da aus seiner Sicht aus dem einst gnadenlosen Albtraumschlachter eine sprücheklopfende Witzfigur geworden ist, welche die Zuschauer eher zum Schmunzeln anregt als das er ihnen das Fürchten lehrt. Zugegeben, mit seiner Einschätzung hat Wes nicht ganz unrecht, denn im Laufe der Jahre ist der kommerzielle Popcorn-Unterhaltungswert seiner Fortsetzungen zwar stets gestiegen, vom Grauen und der einzigartigen tief bösen Stimmung des Erstlings ist aber nicht mehr viel übrig geblieben und dieser Trend findet in Freddys Dead - The Final Nightmare seinen unbestrittenen Höhepunkt.  Aber ist Nightmare on Elm Street 6 deswegen der berühmt berüchtigte Griff ins Klo, oder ist der Streifen doch besser, als sein auch nach den Kritikern vernichtender Leumund? Von meiner Seite aus ein klares ja, denn wer sich mit den beschriebenen Gegebenheiten arrangiert, wird mit solider Slasherkost belohnt, welche zwar kein Meilenstein der Filmgeschichte darstellt, aber mit einigen kreativen Einfällen punkten kann.

Zuerst wurde übrigens kein geringerer als Peter Jackson (Braindead, The Frighteners, Der Herr der Ringe) damit beauftragt, das Drehbuch zu schreiben, doch seine Idee, dass Freddy in seiner Traumwelt alt und schwach wird, während ihn zugedröhnte Teenager verprügeln, fand (zum Glück) bei den Produzenten keinerlei Gehör. Auch der erste Storyentwurf von Michael De Luca wurde abgelehnt, hier sollte der sechzehnjährige Jacob Johnson, Sohn von Alice aus Nightmare 5 - Das Trauma (1989),  Freddys Hauptwidersacher spielen und die Nightmare 3 - Dream Warriors Charaktere Taryn, Joey und Kincaid waren als Unterstützung für ihn angedacht. Die Produzentin und Regisseurin Rachel Talalay entschied sich letzten Endes für die Geschichte um ein Springwood, 10 Jahre in der Zukunft. Freddy Krüger (Robert Englund) hat mittlerweile alle Kinder von Springwood getötet. Nur ein einziger Jugendlicher (Shon Greenblatt) konnte überleben, welcher bei seiner Flucht aus der Stadt sein Gedächtnis verliert und daraufhin von einer sozialen Einrichtung für Straßenkinder aufgenommen wird. Auf der Suche nach seinen verblassten Erinnerungen kehrt er mit der Pädagogin Maggie (Lisa Zane) und den drei Problemfällen  Spencer (Breckin Meyer), Tracy (Lezlie Deane) und Carlos (Ricky Dean Logan) nach Springwood zurück. Während die Gruppe nach und nach die mysteriösen Hintergründe zu John Does und auch zu Maggies Vergangenheit findet, freut sich Krüger über das "Frischfleisch" und mordet munter weiter. Dank einer heimtückischen List findet er sogar einen Weg aus Springwood auszubrechen und im Heim der Straßenkinder kommt es zum finalen Duell auf Leben und Tod, in welchem auch die familiären Wurzeln von Gut und Böse eine tragende Rolle einnehmen sollen...

Einem Schwerhörigen, dem Freddy über ein manipuliertes Hörgerät mit dem Kratzgeräusch seiner Krallen den Kopf platzen lässt, oder ein Zugekiffter, der vor dem TV einschläft und in einem Nightmare Videospiel von Krüger zu Tode geprügelt wird, während dieser seine Aktionen mit süffisanten Sprüchen feiert und den punktemäßigen Highscore knackt - An einem mangelt es Nightmare 6 wahrlich nicht und das ist die Fantasie! Leider verlieren die durchaus innovativen Tötungsmethoden dank partieller Überzeichnung und durch die etwas langatmige Umsetzung ein wenig an Schrecken, was mit einem Tick mehr Vehemenz und Zielstrebigkeit vermeidbar gewesen wäre, den schwierigen Spagat zwischen Spaß und Ernst meistert Rachel Talalay mit ihrer Inszenierung jedenfalls nur bedingt. Außerdem wäre ein erweiterter Bodycount wünschenswert gewesen, 3 von mir gezählte Todesopfer sind für einen Nightmarefilm recht dürftig und auch der moderate Härtegrad in Freddys präsentierten Gewalttaten kann als ausbaufähig deklariert werden. Nichtsdestotrotz ist Nightmare on Elm Street 6 - Freddy's Finale verdammt kurzweilig, da Robert Englund in seiner Paraderolle mal wieder vollends überzeugt und durch schwarzen Humor, Boshaftigkeit und dank zahlreicher erinnerungswürdiger One-Liner für einen erhöhten Unterhaltungsfaktor sorgt. Ein dickes Lob sei auch der Make-up Abteilung und den Special Effects Verantwortlichen zugesprochen, welche mit detailreicher Maskenarbeit und aufwendiger Tricktechnik dem Streifen eine sehenswerte Optik verpassen. Das angekündigte Finale wurde ursprünglich komplett in 3D gedreht und durch das Aufsetzen der 3D Brille von Maggie im Film sollte das Kinopublikum animiert werden, selbiges zu tun. Trotzdem entschied sich der Verleih dafür, die Dreidimensionalität  wieder aus den meisten Videoversionen zu entfernen, was sich meiner Meinung nach auf den packenden Showdown, welcher bei mir spürbar punkten konnte, nicht negativ ausgewirkt hat.

Mehr als nur eine nette Ergänzung sind die alternativen Interpretationen und die interessanten Hintergründe zu Freddys Vergangenheit. Hier wird die verworrene Verbindung der Hauptfiguren durchleuchtet und ein mögliches Alibi für Krügers Entwicklung zum Massenmörder an einer schwierigen Kindheit ausgemacht, was einerseits etwas plakativ, schablonenhaft und abgedroschen wirkt, anderseits dessen Taten in einem leicht veränderten Licht erscheinen lassen. Allgemein stellt sich für mich auch im realen Leben die Frage, ob traumatische Erlebnisse derlei Fehlleitungen entschuldigen dürfen und hier muss ganz klar festgehalten werden, für gewisse Verbrechen darf es keine Ausreden geben. Schauspielerisch jedoch meistert Robert Englund die Aufgabe mit Bravour, unmaskiert sein Dasein als zwiespältiger, gewalttätiger Familienvater mit dem perfekten Schein nach außen hin zu verkörpern und die Rolle seines ebenso brutalen Erzeugers in Krügers Jugend füllt Alice Cooper als Gaststar mit einer charismatischen Performance ansprechend aus. Nebenbei erwähnt konnte Rachel Talalay auch weitere bekannte Darsteller wie Johny Depp (Nightmare 1), Roseanne Barr, Tom Arnold und Produzent Robert Shaye für kleinere Cameo-Auftritte begeistern, was der gesamten Produktion zweifelsfrei nicht schlecht zu Gesicht steht.

Die weiteren Akteure liefern durchschnittliche bis verbesserungswürdige Leistungen ab. Lisa Zane (Maggie) ist von der Natur her mit einer nicht ganz abstreitbaren Attraktivität ausgestattet und glänzt auch mit ausdrucksstarker Mimik, von den Protagonisten konnte sie bei mir den besten Eindruck hinterlassen. Nicht minder attraktiv ist die blonde Lezlie Deane (Tracie), welche mich allerdings bezüglich ihrer Figurenzeichnung nicht überzeugen konnte. Sie wirkt mit ihren aufgesetzten Kampfsportfähigkeiten wie ein Abbild anderer fäusteschwingender Jugendlicher aus vorangegangenen Teilen. Shon Greenblatt agiert in der Schlüsselfunktion als letzter überlebender Teeny Springwoods gefällig und zeigt eine transparente Vorstellung seiner durchlebten Emotionen während ich in der Besetzung der beiden weiteren Krügeropfer Breckin Meyer (Spencer) und Ricky Dean Logan (Carlos) ein etwas unglückliches Händchen sehe. Beide haben mich mit ihrer Art der Rollenausführung nur beschränkt zufrieden stellen können. Das Prädikat "mangelhaft" verleihe ich Yaphet Kottos Darbietung als pseudointellektueller Doc, dessen Dasein ich unter anderem auch wegen seinem bedröppelt anmutenden Minenspiel als völlig überflüssig erachte.

Trotz weitgehendst schlechter Resonanzen war Freddys Dead - The Final Nightmare an den Kinokassen verhältnismäßig erfolgreich und konnte mit einem Budget von 9 Millionen Dollar alleine in Amerika 35 Millionen Dollar einspielen, was diesen Teil aus finanzieller Sicht als rentabel erscheinen lässt. Auch der werte Autor sieht in Nightmare on Elm Street 6 - Freddys Finale keinen Komplettreinfall, sondern einen phasenweise recht unterhaltsamen, fantasievollen Fun-Slasher mit einem gewohnt starken Robert Englund, Kritikpunkte wie fehlender Grusel, niedriger Härtegrad und der überschaubare Bodycount müssen aber auch offen angesprochen werden. Nightmare 6 wirkt auf mich wie eine abgespeckte Lightversion von Nightmare on Elm Street 4 - Be ready for Freddy, der ähnliche Stärken in den unterhaltsamen Todesfällen mit deutlichem Humoreinfluss hatte und zusätzlich noch mit einer erhöhten Opferanzahl und mit ein bisschen mehr blutigen Schauwerten glänzen konnte. MovieStar Wertung = 6 von 10 Punkte,  mit starker Tendenz zur 7, welche nur knapp verfehlt wurde.


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