Review

Yves hatte eine schwere Kindheit: Er wächst bei seiner Tante auf, in die er schwer verliebt ist. Zu seinem Leidwesen muss er sie mit anderen Männern teilen. Einmal mit ihrem Mann, und dann mit Marcel, ihrem Liebhaber, mit dem er sich prinzipiell zwar gut versteht, der aber immer richtig ärgerlich wird, wenn Yves der Tante beim Ausziehen zuschaut. Oder wenn die beiden Sex haben. Als der Ehemann Tante und Liebhaber beim Vögeln erwischt wird die Situation komplizierter, und schlussendlich tötet der Ehemann die (nackte) Tante, während Yves dabei durchs Schlüsselloch hilflos zuschauen muss. Sein Sexualtrieb und seine Psyche nehmen dadurch einen schlimmen Knacks, und als junger Mann gefällt er sich dann zunehmend in der Rolle des Voyeurs. Nächtelang lässt er sich durch die Bars am Montmarte treiben, wagt es aber selber nie ein Mädchen anzufassen. Oder gar angefasst zu werden. Im Laufe des Lebens verschlimmern sich seine Psychosen, und er wird immer einsamer und depressiver. Und manischer. Bis es zur Katastrophe kommt, und die unterdrückten Gefühle ausbrechen …

Wenn zu mir jemand sagen würde, dass ich einen Film drehen soll im Stil eines Bahnhofskinoreißers aus den ziemlich frühen 70er-Jahren, dann würde der wahrscheinlich genauso aussehen: Eine Frau schildert einem Psychiater das Leben ihres Freundes(?). Dazu sehen wir die passenden Bilder aus der Vergangenheit, hören mal mehr und mal weniger passende Musik, und der Psychiater gibt die passenden oder unpassenden Kommentare ab. Geredet wird meistens im Off, dazu wird dann das jeweilige Gesprächsgegenüber eingeblendet. Zu Beginn wird das ganze noch als wahre Geschichte verkauft, es gibt eine erkleckliche Anzahl an Striptease-Darbietungen, welche bis auf eine Ausnahme eher unerotisch daherkommen (die eine Ausnahme ist eine tatsächlich attraktive Dame, die sich recht flott zu der Hey Joe-Version von Deep Purple bewegt), die Männer sind schrecklich anzusehen und benehmen sich auch so, und über allem schwebt der Aufklärungsgeist der frühen 70er. Trotzdem, oder gerade deswegen: HEISSE HÖLLE EROTIK, wie er 1974 im Kino hieß, hat ziemlichen Schmackes und zielt fast von Beginn an schnell und sicher auf die niederen Instinkte des damaligen Bahnhofskinogängers bzw. heutigen Exploitationfans.
Ein paar Jahre später wäre daraus sicher ein vor Sex und Gewalt strotzender Reißer geworden, und ich glaube, das hätte mir auch besser gefallen. So wirkt das alles oft recht zahm, und man wünscht sich schon des Öfteren, dass Yves (bzw. Philip) seinen Phantasien mal ein wenig freien Lauf gelassen hätte. Im Endeffekt ist DURCH DIE HÖLLE dann eine ganz eine wilde Mischung aus Report, Mondo und psychologischem Pseudo-Drama, angereichert mit Zeitgeist und einigermaßen nackten und hübsch anzusehenden Frauen, dargereicht mit einigen sehr schönen Aufnahmen aus dem Frankreich der frühen 70er und einem oft wilden Schnitt. Mit einem Wort: Unterhaltsam.

Details
Ähnliche Filme