Die alten Karl-May-Verfilmungen aus den 60er/ 70er Jahren haben Kultstatus, sodass eine Neuauflage ein mutiges oder dummes Unterfangen ist. RTL hat es trotzdem versucht, als dreiteiliges "Event".
Optisch gibt es nichts zu meckern. Die Filme sind opulent ausgestattet, die Landschaften sehen toll aus.
Da die Erstverfilmungen mittlerweile fast 50 Jahre alt sind, könnte man natürlich nicht auf die alten Darsteller zurückgreifen, mit Ausnahme von Mario Adorf, der im dritten Teil erneut als Bösewicht auftaucht. Aus den DDR-Western hat man sich für die erste Folge Gojko Mitic ausgeliehen, der Intschu Tschuna spielt.
Auch der Look ist komplett anders. Im Gegensatz zu den Reinl-Filmen bemüht man sich um "Authentizität" , will also realistisch wirken, so dass es reale Ortsnamen und Landkarten gibt und die Indianer mit Akzent sprechen.
Der Fokus liegt, trotz des Titels, auf Old Shatterhand (der seinen englischen Namen von den Indianern bekommt...) und wie er von jungen Ingenieur zum weißen Häuptling der Apachen wird. Gespielt wird er von Woran Wilke Möhring, der die Rolle schauspielerisch gut bewältigt, aber leider viel zu schmächtig für den Charakter ist. Dazu kommt ein massiver Fehler im ersten Teil. Mays Old Shatterhand speist seine Moral aus einer tiefen, fast schon pietistischen Religiösität. Klar, dass Helden heutzutage atheistisch sein müssen,aber das passt eben nicht zur Figur. Man hätte das Thema einfach, wie in den alten Filmen,weglassen sollen. Ansonsten ist die Entwicklung nachvollziehbar,hat aber mit der Vorlage nichts zu tun, vor allem die Liebesgeschichte, die May ausdrücklich verneint.
Winnetou selbst ist perfekt gecastet und könnte einer Illustration zum Buch entsprungen sein, wirkt allerdings vor allem im zweiten Teil zu locker für den idealisierten edlen Wilden.
Die Geschichten haben nichts mit den Büchern zu tun - das hatten die alten aber auch nicht. Sie funktionieren gut genug für 95- 125 Minuten und damit bin ich zufrieden.
Im zweiten Teil wird übrigens eine uralte Gottheit namens Cthulhu erwähnt, auch wenn das keinerlei Einfluss auf die Handlung hat.
Die drei Filmchen werden niemals den Effekt haben,den Pierre Brice und Lex Barker hatten,sind aber auch nicht der befürchtete Totalausfall.