Thriller, die vor dem Hintergrund des zweiten Weltkriegs spielen, sind wirklich keine Seltenheit mehr und unterscheiden sich nur noch von der Herangehensweise - in seltenen Fällen bestechen sie auch noch durch eine außergewöhnliche Handlung. "Morituri" gehört dazu, da der Film ein relativ unverbrauchtes Szenario an den Start legt.
Marlon Brando gibt uns hier den recht schmierigen Agenten, der widerwillig dazu bewegt wird, sich als Hans Keil auf einem deutschen Frachter niederzulassen, um dort darauf zu achten, dass im Fall einer Übernahme durch die Allierten die deutschen den Frachter nicht versenken. Dazu muss sich Brando erstmal auf dem Schiff behaupten, denn Kapitän Müller (knallhart gespielt von Yul Brynner) ist zuerst alles andere als ein freundlicher Gastgeber, ist allerdings auch nicht der Vorzeige-Nazi, wie man ihn sich als getreues Klischee vorzustellen hätte.
Der Film wird nie überlaufend spannend, sondern konzentriert sich überwiegend auf eine ausgewogene Handlung ohne tiefe Logikrisse und fehlender Charakterzeichnung. Demnach hat man als Zuschauer auch viele Dialoge zu ertragen, die aber selten lahm sind. Marlon Brando gibt hier eine recht geleckte Vorstellung zum besten und lässt seine Figur arrogant, aber mit dem Herz am rechten Fleck erscheinen. Gelegentlich stößt Brandos Schauspielerei aber schon auf, denn den ganzen Film über reduziert er seine Mimik auf einen altklugen, misstrauischen Blick.
Yul Brynner sorgt schon für etwas mehr Abwechslung. Mal assoziert man seinen Müller mit einem einwandfreien Arschloch, dann findet man ihn plötzlich auf irgendeine Art sympathisch und am Ende hegt man sogar etwas Mitleid, wenn er dem Alkohol verfällt und seinen Rang abgeben muss - ausgerechnet an einen waschechten Nazi, der nichts hält von Landesverrat und stur die Interessen Nazideutschlands verfolgt. So mittig im Film taucht auch eine Jüdin auf, die natürlich zu einer Polarisierung auf dem Schiff führt - freundlicherweise ist Müller einer von denen, die der Jüdin nichts böses tun wollen. Hin oder her, dieses junge Mädel wird am Ende doch rücksichtslos erschossen.
Im letzten Viertel fährt der Film doch noch ein erstaunlich erfrischendes Tempo auf, verkommt aber nicht zu einem aufgesetzt wirkenden Action-Theater ohne Sinn und Verstand. Die Spannung wird nie nervenzerreißend, schafft aber eine willkommende Kurzweilligkeit. Das Ende ist dann nicht ganz so spektakulär, wie man erwarten sollte. Das Schiff (welches übrigens Gummi transportiert) wird schließlich doch in die Luft gejagt, bleibt aber über Wasser. Brando und Brynner warten dort noch darauf, dass das Schiff letztlich untergeht, denn momentan wird es irgendwie noch von dem geschmolzenem Gummi gehalten...aha? Auch wenn das physikalisch und meinetwegen auch chemisch möglich sein sollte, ein besseres Ende hätte der Film schon verdient, anstatt die beiden Hauptfiguren unentschlossen an Bord liegen zu lassen.
Fazit
Subtiler, spannender Kriegsthriller, der selten langatmig wird und mit einigen guten Darstellern aufwarten kann. Marlon Brando kann zwar auf Dauer nicht überzeugen als schmollender Agent mit sage und schreibe einem Gesichtsausdruck, dafür wärmt Yul Brynner die Angelegenheit gleich wieder auf. Ein guter, wenn auch nicht perfekter Film.
7/10