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Publiziert in der "The Heroes of War - Naval Battles" Kollektion neben Froschmänner [ 1951 ], Duell im Atlantik [ 1957 ] und Die Letzte Fahrt der Bismarck [ 1960 ] ist Morituri im Gegensatz zu seinen Artkollegen schwerer zu packen. Er ändert sich desöfteren, räumt sich selber Platz für Entwicklungen ein und vollzieht diese dann auch, ohne gleich die ganze Grundierung umzustellen. Einen Vorgeschmack darauf bekommt man bereits in der Titelsequenz, als ein scheinbar uninteressantes Bild und eine eher fröhlich - banal klingende Melodie durch geringste Abweichungen Aufmerksamkeit erzeugen und dabei auch die Atmosphäre von einer harmlosen zu einer bedrohlichen verlagern. Der Film wechselt mehrmals die Fassade und sucht sich dabei auch einen Weg durch diverse Genres; windet sich wie unter Druck und scheint sich wie seine Figuren unter erpresserischer Beeinflussung zu entwickeln.

Die Werbezeile "World War II, Espionage, adventure and human lives have never before been combined so explosively" fasst dabei den Inhalt in seinen oberflächlichen Kriterien recht gut zusammen.
Basierend auf dem Roman des ehemaligen Marineattaché und jetzigen Novellisten und Drehbuchautoren Werner Jörg Lüddecke erzählt 'Die dem Tod Geweihten' von mehreren Individuen, die verschiedene Ziele erreichen wollen; wobei die Gegensätze noch dadurch vergrössert werden, dass dabei auch die Motive unterschiedlichster Art sind. Und letztlich noch hinzukommt, auf welcher Seite man ethisch und sittlich stehen sollte, was Loyalität und Überzeugung für einen Einfluss haben und wer die Richtigkeit des Denkens und Tuns überhaupt entscheidet.

Kapitän Rolf Mueller [ Yul Brynner ] soll einen Blockadebrecher von Tokio über 15000 Meilen durch feindliches Gebiet nach Bordeaux bringen. An Bord sind 7000 Tonnen Rohgummi sowie einige politische Gefangene und kriminelles Mob. Mueller ist wenig begeistert, würde sogar persönliche Konsequenzen für eine Befehlsverweigerung in Kauf nehmen, aber gibt nach einer offenkundigen Drohung auch für seine Familie bei.

Weit entfernt davon, in Indien, wird Robert Crain [ Marlon Brando ] vom englischen Offizier Col. Statter [ Trevor Howard ] gezwungen, einen geheimen Auftrag anzunehmen. Die Briten wollen das Schiff mitsamt seiner Ladung. Er soll sich als deutscher Standartenführer getarnt auf Muellers Schiff begeben und die dort befindlichen Sprengladungen deaktivieren. Falls er sich weigert, schicken sie ihn nach Hause: Crain heisst eigentlich Schröder, ist Deutscher, war Reserveoffizier im Pioniersprengkommando und hat sich vor Jahren aus dem Staub gemacht.

Die Konflikte der Handlung liegen sowohl im Äusseren als auch im Inneren; man stellt nur wenige Tatsachen vor und begibt sich dann in die Rastlosigkeit. Gestaltet sich um. Wer heute Freund ist, wird morgen zum Feind. Wer heute Feind ist, wird morgen zum Freund.
Ähnlich wie das deutsche Schiff über die Zeit hinweg zur Tarnung einen britischen und dann neutral schwedischen Anstrich zulegt, so benehmen sich auch die an Bord befindlichen Personen und schlussendlich auch die wenig gesinnungsflotte Erzählführung selber.
Regisseur Bernhard Wicki kann in seiner dritten Hollywoodarbeit nicht verhindern, dass die Stimmung trotz technischer Raffinesse mehrere Male ziemlich am Kippen ist und der Film unerfreulich wird. Weil das Grauen sehr offenherzig Platz fordert. Allerdings ist dies Uneinheitliche, Nicht - Anbiedernde auch einer der Gründe, die den Film trotz seiner Logikfreiheiten spannend machen. Neben manchen technisch versierten Thrillmomenten, in denen oft mit Schattenbildern experimentiert wird, fasziniert die Zerrissenheit und damit auch das Unvorhersehbare. Die Agentengeschichte mit simplen Spionageplot wird nach und nach von einem Kriegsfilm übernommen, der seine Betrachtungen über die Umstände einbringt und dem Zuschauer das Ergebnis der Schlussfolgerungen selber auferlegt. Wicki ist als Moralist des deutschen Nachkriegskinos [ Warum sind sie gegen uns?, Die Brücke, Das Wunder des Malachias ] kein Sittenrichter, sondern ein Sittenlehrer. Beschliesst die Diskussion nicht, sondern gibt ihr durch den offenen Ausgang erst den Anreiz.

Hier macht Keiner wirklich gern seine Tätigkeit. Der Spion wider Willen in der mißliebigen Identität seines Gegners trifft auf einen pragmatisch patriotischen Kapitän, der nur widerstrebend seinen Job erledigt und sich jetzt noch einen Aufpasser von der SS aufgehalzt glaubt. Ausserdem hat er genug Probleme mit seinem ideologisch fanatischen Ersten Offizier Kruse [ Martin Benrath ], der an verschärfte Formen von Disziplin an Bord glaubt, anders als Mueller auch die Träume von einem deutschen Weltreich in sein Parteibuch trägt und nur auf die Chance zur Kommandoübernahme wartet.
Begibt sich die präzis - unterkühlte Inszenierung anfangs nur auf geringfügig modifizierte Formen von rein externalen Einschleichen und Anschleichen, so steht alsbald die Manipulation, Mutation und Verzerrung im Vordergrund. Darunter versteckt auch eine politische Deutung, die den Deutschen an sich scheinbar in all seinen Facetten abklären möchte. Was dann etwas zu komplex und gleichzeitig auch manchmal zu sehr vereinfacht wird und damit den Film auseinander zu reissen droht.

Conrad Halls wendige Kamera folgt erst strikt seiner Hauptperson Crain, geht mit ihm an Bord und steigt ihn begleitend in finsterer Schwarz/Weiß-Fotografie auch in den Maschinenraum hinab. Ist das Auffinden der Sprengsätze und ihre Entschärfung schon gefährlich genug und kann allein der Aufenthalt an verbotenen Orten zur Entdeckung der wahren Absichten führen, so wird es schnell noch komplizierter.
Diese enge Konzentration verliert sich, als die Ausweitung und differenzierte Aufspaltung der Erzählung stattfindet. Nun wird der ganze Frachter in Augenschein genommen; lange Aufnahmen verfolgen auch die Wege anderer Figuren. Ihre Mehrdimensionalität und die der angespannten Situation kommen in vielfältigen Spielarten zum Ausdruck. Das vorher Nichtgegenwärtige des gar nicht soweit abseits befindlichen Krieges taucht auf, aus Imagination wird Reflexion und die Tiefenstruktur des szenischen Augenblickes teilt sich noch stärker in Sein und Schein. Eine subjektive Realitätsvorstellung ersetzt das scheinbar Naheliegende, das Evidente wird zweischichtig und die Täuschungsmanöver gehen auf weitere Beteiligte über. Symbolisch wird das Schiff in einer alles verschlingenden Nebelbank eingehüllt, in der sich keine positive Zukunft abzeichnen kann.
Das Bewegen und Reden im endlichen Raum auf und unter Deck wird zu einer jederzeit tödlichen Vabanque, bei der der nächste Moment auch schon der letzte sein kann.

Der stets mögliche Zusammenbruch des Trugbildes erlangt zentrale Bedeutung, als die junge Jüdin Esther Levy [ Janet Margolin ] an Bord kommt. Sie hatte als Operationsschwester für die Alliierten auf einem ihrer Schiffe gearbeitet, bis dies von den Deutschen bombardiert und versenkt wurde. Sie steht inmitten der Parteien: Die bisher zugänglichen Amerikaner meiden sie nun wegen der aufgedeckten Herkunft  und die Deutschen sind noch schlechter auf sie zu sprechen.
Überschattet von Ereignissen der Vergangenheit, dem vernichtenden Klima von Angst und Misstrauen und unter drohendem Zeitdruck von Crains Mission bricht die Gewalt hervor. Der Entlarvungsvorgang zwischen vorgespielten Benehmen und wirklicher Intention findet in den langen letzten Minuten auf physischer Ebene statt und verwandelt das Marinefahrzeug in eine erbitterte Kampfzone.

Beim Erscheinen ein Flop und selbst durch mehrere Umgestaltungen des Titels von Morituri zu Code Name: Morituri, The Saboteur oder auch The Saboteur - Code Name: Morituri keine wirkliche Gunst von Publikum erhaltend, steht der Film auch in der Anerkennung von Kritikern auf schwerem Fuss. "Platte Katharsis", "bescheidener Anspruch", "plumpe Ironie" lauten einige Meinungen. Brandos Schwerfälligkeit wird bemängelt und - diesmal wenigstens im Ansatz nachvollziehbar - seine blasierte Synchronisation durch Harald Juhnke in Frage gestellt.
Das Widersprüchliche in Wickis Behandlung, der mit allen Mitteln versucht, in einer destruktiven Allegorie den Konsens eines gleichgeschaltenen Nationalismus zu überwinden, die Schwierigkeit, eine klare Aussage finden und sich damit und der allgemeinen Ehrlosigkeit anfreunden zu können, bleibt bis in die heutige Zeit über.

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