Review

kurz angerissen*

Für ihre Fans ist eine siebenfache Noomi Rapace natürlich ein kleiner Traum. Kaum jemand wird umhin kommen, ihr eine sehr gute Leistung zu bescheinigen; mindestens eine von den Sieben bekommt ja auch in praktisch jeder Szene die Gelegenheit zu einer Demonstration schauspielerischen Könnens. Während die äußere Aufmachung der verschiedenen Noomis Klischees andeutet (die nerdige Kapuzenträgerin mit IT-Fähigkeiten, die Marilyn, die Natürliche, die Freche mit Kurzhaar etc.), wird doch sehr viel darin investiert, die individuellen Ausprägungen der Geschwister nicht allzu sehr ins Autarke auswachsen zu lassen. Es dient der Glaubwürdigkeit, dass vor allem ihre Gemeinsamkeiten betont werden, die sich durch die gemeinsamen Erfahrungen im Inneren des Apartments und beim Teilen der gleichen Identität außerhalb ergeben haben. Insofern ist die Hauptdarstellerin schon gewissermaßen die Hauptattraktion.

Natürlich gilt auch hier: Wenn man weiß, dass keine Siebenlinge um den Tisch versammelt sind, sondern eine Darstellerin in sieben Rollen, wird die Illusion automatisch zum Theaterstück. Da kann die Montage die Interaktionen von Rapace mit sich selbst auch noch so natürlich erscheinen lassen. Das hat automatisch Auswirkungen auf den Tonfall, mit dem eine solche Dystopie ihre Kritik an der Gegenwart äußern kann. Die Würde des Menschen wird mit Zaunpfählen und Ausrufezeichen verteidigt und am Beispiel einer Welt mit harter Ein-Kind-Politik anschaulich gemacht. Die Ausgangslage ist nicht einmal per se Science Fiction, sondern in einem Land wie China in abgemilderter Form bereits Realität gewesen. Es ist also vielmehr die brutale Exekutive, die das SciFi-Element bereitstellt. Sie fungiert als Warnleuchte und soll zum Nachdenken über den Wert jedes einzelnen Lebens anregen.

Und da harte Gesetze zu harten Gegenreaktionen führen, muss die Philosophie über demografische Veränderungen und deren Auswirkungen schnell Platz machen für einen Action-Thriller mit klassischen Ausbildungs-Elementen. Für Willem Dafoe bedeutet das, als Stereotyp (Vaterfigur, Mentor und Ausbilder in einem) in Rückblenden gefangen zu bleiben. In der Filmgegenwart ergeben sich aufgrund der ungewöhnlichen Konstellation allerdings neue Möglichkeiten; man könnte schließlich theoretisch einfach mal die Hauptdarstellerin über den Jordan springen lassen, ohne deswegen gleich das Ende der Handlung herbeizuführen.

Als Genre-Werk ist "What Happened To Monday" mit temporeichen Verfolgungsjagden und aufwändig choreografierten Kampfszenen tatsächlich gelungen, auch wird in einigen Zwischentönen das inhaltliche Potenzial deutlich. Für einen großen Wurf allerdings bleibt das Szenario zu künstlich, zumal die sieben Identitäten der Hauptrolle wie Pop-Outs aus der Handlung ragen.

*weitere Informationen: siehe Profil

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