PG 13 Horror? In Amerika, trotz kleinem Budget, Platz 1 in den Kinocharts? Und in der Kürze (gerade mal 71 Minuten Nettolaufzeit) soll die Würze liegen? Na, dann gibt mal her das Gerät!
„Darkness Falls“ ist so ein Horrorfilm, der nach allen Regeln der Kunst seine Ingredienzien von bekannten und weniger bekannten Horrorfilme der letzten Jahre zusammenklaubt, um selbst an der Kinokasse ein wenig abzustauben. Man schnappt sich eine düstere Legende, ein paar dunkle Sets und lasse sie los. Fertig ist der Film auf den niemand gewartet hat.
Dabei müsste es doch jedem Zuschauer spätestens seit Kruegers Alptraumbesuchen bekannt sein, dass es einem übel genommen wird, wenn man mittels Lynchjustiz abgefackelt wird und sich später gern dem Nachwuchs vorstellt. Genau so geht die Zahnfee nämlich zu Werke, die in der einführenden Sequenz dem frühreifen (zumindest nach der Synchronstimme) Kyle nebst Mutter nachts besucht und letztere den Hals umdreht, weil Sohnemann sein letztes Milchzähnchen ausgefallen ist.
Dabei wird dann auch schon so ziemlich alles geboten, was der Film zeigen will und kann. Draußen ist’s dunkel, es regnet in Strömen, der Strom ist weg und das CGI-Monster sieht aus, als ob der SFX-Verantwortliche die Effektdiskette aus „House on Haunted Hill“ geklaut hätte. Husch-Wusch, flattern Schatten durch das dunkle Zimmer und hektisches Schnittgewusel nebst Nahaufnahme von Fees hässlicher Fresse (Stan Winston, das können sie besser!) machen uns klar, dass wir uns hier mächtig zu gruseln haben. Nur funktioniert das bei mir nicht, weil schon x Horrorfilme der letzten Jahre, insbesondere aus dem Hause Dark Castle Entertainment oder Spaniens toller Euroexport „Darkness“ nach genau diesem Schema gedreht worden sind, aber insbesondere in letztem Fall weitaus mehr Substanz und Ideen zu bieten hatten, wobei ich „Darkness“ schon nicht als sonderlich innovativ, aber immerhin als klasse inszeniert, empfand.
Aber kommen wir wieder in die Realität zurück, in die Gegenwart. Der inzwischen erwachsene, aber immer noch vom Trauma geplagte, Kyle lebt in der Großstadt, fern ab von Darkness Falls und hat eine Phobie für Taschenlampen, wie er auch im Verlauf des Films immer wieder unter Beweis stellt, obwohl die ihm meist alle fünf Minuten verloren gehen. Als eines Tages seine Jugendfreundin anruft und fragt, ob er nicht mal vorbeischauen kann, weil ihr kleines Brüderchen nicht schlafen kann und scheinbar auch unwillkommen, übersinnlichen Besuch bekommt, haben wir mit einem Schlag ¾ aller Klischees für Horrorplots abgehandelt.
Ohne lang zu Zaudern ist er in der nächsten Szene auch schon beim Gepeinigten (Ja, ne is klar…), dem das Übersinnliche anhaftet,(weiss er doch gleich, dass Kyle ein Mann mit Plan ist), im Krankenhaus (Ähm ja….) und präsentiert sich auch so gleich als die Heldenfigur, die sich seinen Ängsten stellt und nebenher, quasi als Bonus, seine Jugendfreundin erobern könnte, weil die nach all’ den Jahren immer noch ihn, den gestörten Heini, im Kopf hat.
Da der Plot so schrecklich wenig Substanz hat, wird Kyle doch schon bald von seinem Ängsten geplagt und halluziniert, weil er nicht so recht weiss, ob das Unternehmen so eine gute Idee war. Aus einer Bar wird mal eben in einen Geisterwald gestolpert, wo die Huibuhexe ihren Bodycount nun auch auf Unschuldige ausweitet (Motiv?), die Polizei völlig ohne Zusammenhang sogleich eine mordsmäßige Suche organisiert und tote Menschen wie Äpfel von den Bäumen fallen.
Da man als einzigen Schuldigen den Psycho von damals im Kopf hat, wird der auch gleich eingelocht, wovon die Zahnfee überaus begeistert ist, den Strom des ganzen Kaffs abschaltet (Wie?) und frei nach „Jeepers Creepers“ den Jungs in grün zeigt, was eine Harke ist. Als dann Kyle aus seiner Zelle fliehen kann, seine Freundin nebst Brüderchen aus dem Krankenhaus holt, wird aufs Finale zugesteuert, es fallen denkwürdige Sätze wie „Ich wusste, du kommst zurück“ und „Wir werden alle sterben“, die Hexe erhöht den Bodycount mittels Krankenhauspersonal und frei nach dem 10-kleine-Negerlein-Prinzip wird Treppen hinuntergehüpft, bis auch der letzte Zuschauer an seinem Lachen erstickt ist. Nach einem dreisten „Im Wagen sind wir sicher“ gibt es final noch mal CGI aus der Retorte, das schwarze Bettlaken zeigt, dass sie tatsächlich Freddy Kruegers eineiiger Zwilling ist und Hollywoodhorrorfilme immer gleich ausgehen müssen. Na subba…
„Darkness Falls“ hat aber nun wirklich kein Fünkchen Innovation und wenn nicht die solide, aber stillose Inszenierung wäre, würde dieses Exemplar völlig absaufen. Den Großteil des Films bekommt die Protagonisten zu sehen, wie sie mit Taschenlampen immer wieder durch dunkle Sets flüchten, das renitente CGI-Tuch schemenhaft durchs Bild wuselt, der Supportcast fleißig vor sich hin kreischt und stirbt, ohne ihn später mal wieder zu sehen und hier und da mal ein Knallwummsgeräusch den Zuschauer, wenn er eine entsprechende Anlage hat, aufschrecken lässt. Die Charaktere sind von der Stange und platt wie stille Gewässer tief, während die Rockmucke in den unpassendsten Momenten den letzten Funken Atmosphäre abtötet. Der Plot erweist sich zwar als überaus geradlinig, hätte aber durchaus mehr Tiefe, vor allem in Bezug auf die Hauptcharaktere, vertragen können.
Fazit:
Überflüssiger Horrorfilm, der kein Funken Innovation, aber haarsträubende Logikpatzer zu bieten hat. Wenn man moderne Beiträge wie „House on Haunted Hill“ oder „Darkness“ mit diesem ideenlosen, uninspirierten Recyclingprodukt vergleicht, wird man schnell feststellen, dass „Darkness Falls“ nichts weiter als ein müder Videothekenstaubfänger ist. Na ja, Leute die sich nicht daran satt sehen können, wie gepeinigte Charaktere durch schlecht beleuchtete Sets rennen, um einem CGI-Geschöpf zu entkommen, werden sich wohl dennoch unterhalten fühlen….