Review

Von Remakes japanischer Horror-Erfolge (The Ring, The Grudge) und älterer Horrorfilme (The Texas Chainsaw Massacre, The Hills have Eyes) bishin zu Beiträgen mit eigenständigen Ideen (Saw, Final Destination 1-3) spülte sich in den letzten Jahren eine wahre Flut an Horrorstreifen in die Kinos und DVD-Regale. Darunter auch ein paar mittelmäßige Stücke wie "House of Wax" oder eben "Darkness Falls", dem es trotz gut gemeinter Ideen an Länge und Substanz fehlt.

Vor zwölf Jahren starb die Mutter von Kyle (Chaney Kley) unter mysteriösen Umständen. Er glaubt, sie wurde von einem Dämon namens "Zahnfee" getötet. Nach einer Legende seiner Heimatstadt sammelt sie die Milchzähne der Kinder ein; wer sie jedoch dabei beobachtet, muss dran glauben. Glauben taten dies die örtlichen Behörden damals auch nicht und schoben Kyle promt den schwarzen Peter zu. In der Gegenwart leidet der kleine Bruder von Kyles Ex-Flamme Caitlin (Emma Caulfield) unter den gleichen Albträumen wie er damals. Kyle kehrt zurück, um sich der Zahnfee mehr oder weniger zu stellen...

Neben Eliza Dushku durfte sich 2003 mit Emma Caulfield (Bandwagon) ein weiterer "Buffy"-Darsteller allein in einem Horrorfilm bewähren. Sie spielt zwar nicht oscarreif, aber auch nicht schlecht. Eben durchschnittlich wie der restliche Film auch. Den lokalen Hero macht uns hier der eher unbekannte Chaney Kley (Natürlich blond), der seinen Part recht solide verkörpert, dennoch ebenfalls im Mittelfeld bleibt.

Splatterfreaks und Gorehounds wird "Darkness Falls" vermutlich sauer aufstoßen lassen. Der Bodycount mag zwar recht hoch sein, doch Blut spritzt hier nichtmal ein ganzer Liter. Denn die rachsüchtige Alte mordet überwiegend im Dunkeln, womit der Streifen widerrum einen Teil seines Horrorfeelings behalten kann. Würde die herumgeisternde Schachtel in hell beleuchteten Schauplätzen ans Werk gehen, würde so ziemlich jeder Schrecken innerhalb von Sekunden flöten gehen. Und so dauerts immerhin eine gute Viertelstunde bis man sich an den Schrecken gewöhnt hat. Und in der Dunkelheit und jene Begebenheit, dass die Zahntusse mächtig Muffensausen vor Licht hat, schöpft "Darkness Falls" sein Potential, was er zum großen Teil auch nutzt. Die Flucht vor der Dämonenfee im Krankenhaus, im Auto und darauf im Leuchtturm wurden recht spannend insziniert und wirkliche alle Protagonisten außer den drei Hauptfiguren bekommt die Olle in ihre Griffel, was Regisseur Jonathan Liebesman auch recht ordentlich in Szene setzt, wenngleich eben bildliche Brutalitäten fehlen. Wie die berühmten zehn kleine Negerlein fällt so ziemlich jede arme Sau der Fee zum Opfer, die sie sieht. Und das sind, wie gesagt, recht viele. Der Showdown im Leuchtturm wurde dann nochmal passabel runtergekurbelt und der weibliche Zahnjunkie darf recht knackig abgefackelt werden, nachdem man dessen Fratze zu sehen bekommen hat. Die olle Zahnschrulle haben Stan Winstons Leute routiniert gestaltet, auch wenn diese bekanntlich zu mehr in der Lage sind. Für mehr hat allerdings das Budget nicht gereicht. Leider hat es Liebesman nicht vermeiden können im restlichen Film sämtliche Horrorfilmklischees im Schnelldurchgang zu verwursten. So wird zu Beginn genregerecht die Legende aus "Tausend und eine schaurige Nacht" aufgetischt, wo der Grund des lokalen Schreckens erläutert wird, gefolgt vom Kindheitstrauma-Opener mit anschließender Heimkehrer-Story. Selbstverständlich hält man den heimgekehrten Sohn immer noch für schuldig, weshalb dieser gleich zweimal eine Zelle von Innen begutachten darf. Klischeehaft sind auch die Nebencharaktere. Da haben wir einmal den "guten" Anwalts-Freund Caitlins, der aber nie zum Schuss kommen konnte, da sie (natürlich) noch an ihrer Jugendliebe hängt, den unzivilisierten Kneipenschläger und gleich eine ganze Horde begriffsstutziger Streifenhörncher und Kittelträger. Gewürzt wird dies noch mit reichlich Dunkelheitsparanoia seitens Kyle und und dem Bengel, was anfangs ein wenig stört, im Filmverlauf aber glücklicherweise abnimmt, da die Flucht vor der entstellten Tusse überhand nimmt. Merkwürdig ist dann auch noch der Alterunterschied zwischen Caitlin und ihrem Bruder (sie vermutlich Anfang Zwanzig, er gerade mal Zehn oder so), sowie der Stromhaushalt im Krankenhaus. Als Patient würde ich mich für eine OP da niemals einweisen lassen. Doch dies sind allesamt nur kleinere Randfaktoren, die minimal stören. Wenn man nämlich diese kleinen Fehler und die sämtlichen Klischees vergisst, bekommt man recht spannenden Horror geboten, der nach erstem Anschauen aber auch wieder verloren geht. Die Musikuntermaling ist auch recht nett, aber nicht aufsehenerregend. Ein weiterer Mangel ist dann noch die Filmlänge, die mit 71 Minuten netto ziemlich kurz ausfällt. Man hätte doch ruhig noch ein paar Sequenzen mehr einbauen können, um die Zuschauer einigermaßen bei Laune zu halten.

Mein Fazit zu "Darkness Falls" ist somit, dass man spannenden Grusel für Zwischendurch geboten bekommt, wenn man sich nicht allzu sehr an den vielen Genreklischees und Randfehler stört. Bei weitem kein Horrorklassiker, bestenfalls ordentliche Massenware.

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