Der Kripobeamte Tommy Saunders ist wegen seiner ruppigen Art zum Dienst in Uniform verdonnert worden, unter anderem auch beim Zieleinlauf des Boston-Marathons am 15. April 2013. Dieser wird von zwei Explosionen erschüttert, die die Tsarnaev-Brüder, tschetschenische Immigranten, ausgelöst haben. So ist es Saunders, der in dem Chaos des Attentates Initiative ergreift, Kollegen lenkt und erste Spuren am Tatort sichert. Das FBI übernimmt zwar recht schnell die Ermittlungen, aber auch Saunders ist weiterhin mit an Bord und hilft wo er nur kann. Als schon wenige Stunden später die Attentäter identifiziert werden können und der Druck durch die Öffentlichkeitsfahndung wächst, entführen Dzhokhar und Tamerlan Tsarnaev einen SUV nebst Fahrer, um nach New York zu flüchten. Weitere Anschläge sind dort geplant…
Eigentlich ist es ja schon ziemlich schräg, dass man angesichts der höchst realen Terrorgefahr in unserer Zeit und direkt vor unserer Tür einen Film, der einen Bombenanschlag von vor gerade mal 4 Jahren zum Inhalt hat, faszinierend und höchst interessant findet, aber Peter Bergs „Boston“ funktioniert nun mal recht perfekt sowohl als atemloser Crime-Thriller wie auch als facettenreiches, Ensemble-Drama und schildert aus verschiedenen Perspektiven die Ereignisse rund um das Attentat beim Boston-Marathon am 15. April 2013. Dieses Geflecht aus oftmals kurzen, fragmenthaften Sequenzen mag auf den ersten Blick und vor allem in den ersten zwanzig Minuten, in denen auch gefühlte zwanzig Personen eingeführt werden, zwar etwas anstrengend wirken, verdichtet aber die Handlung ungemein und lässt den Zuschauer hierzulande zumindest ansatzweise daran teilhaben, was später als „B.(= Boston) Strong“ bekannt geworden ist: das Nicht-Unterbuttern-Lassen, das Nicht-Beugen vor Terror und Gewalt. Peter Berg beweist dabei, dass er auch ganz anders inszenieren kann als in seinen bisherigen Testosteron-Knallern wie „Battleship“ oder „Lone Survivor“: nämlich weitestgehend ohne große Action-Oper, ohne Hochglanz- bzw. VFX-Tableaus und immer schön dicht dran an Mensch und Geschehen. Dass es am Ende der Hetzjagd auf die Tsarnaevs, die mitunter auch die Kopflosigkeit mancher Polizisten und Behördenmitglieder zeigt, dann doch noch Kugeln hagelt und Autos durch die Luft fliegen, ist nicht dem Publikum geschuldet sondern schlichtweg den Tatsachen. Nur den ach so üblichen Pathos kann Peter Berg auch in „Boston“ natur- und sujetgemäß nicht ablegen, so dass gerade die letzten paar Minuten seines ansonsten durch und durch um objektive, ja fast schon dokumentarische Distanziertheit bemühten Films dem Originaltitel dann doch noch Rechnung tragen: „Patriots Day“. Bildformat: 2,35:1. Mit Mark Wahlberg, Kevin Bacon, John Goodman, Michelle Monaghan, J.K. Simmons u. a.
© Selbstverlag Frank Trebbin