Review

Rat mal, wer zum Essen kommt: Es passiert ja nicht mehr oft, dass einer im Horror-Genre, eigentlich im Ami-Kino überhaupt, noch mal ein neues Fass aufmacht - um im Bild zu bleiben: ein neues Gericht auf die Karte setzt.
Genau das ist Jordan Peele mit "Get Out" aber gelungen, kein Wunder, dass der Buzz so groß war.
Wobei das sicherlich auch damit zusammenhängt, dass Peele weder derbe Gewalt noch irgendeinen Spukhaus-Scheiß oder andere gängige Horror-Topoi verwendet - das macht den Film natürlich auch für Maintreamer kuckable.
Zumal er so ziemlich das schlaueste Unterhaltungswerk ist, dass mir seit langer Zeit untergekommen ist.
Wie Peele uns hier anderthalb Stunden durch die Augen eines Schwarzen miterleben lässt, wie der mit seiner weißen Freundin den Antrittsbesuch bei deren Familie absolviert, ist brillant. Die merkwürdig übernetten Eltern, die betonten Versuche, Anknüpfungspunkte an die schwarze Kultur zu finden, der Bruder der Freundin, der sich offenbar nur schwerlich kontrollieren kann und vor allem die zombiesken (schwarzen) Angestellten - die Athmo ist von vorn herein auf stranger things gestellt.
Was sich daraus entwickelt, erzählt Peele sehr subtil anhand der toll gezeichneten Beziehung zwischen dem Hauptdarsteller Daniel Kaluuya und seiner gleichfalls großartig spielenden Whitie-Flamme Allison Williams.

Wie Peele hier das Thema Rassismus im Genre-Gewand abhandelt, ist eindringlich, originell und nie platt mit etlichen humoristischen Momenten inszeniert.

Allerdings, und jetzt muss ich FETT SPOILERN, um meinen Punkt ausführen zu können:
Allerdings lässt das Drehbuch einen überaus entscheidenden Punkt schlicht und einfach außen vor: die ganze Bodyswitch-Nummer, wie soll die funktionieren? Ich meine gut, von Chris (Kaluuya) wollen sie nur die Augen, das wär ja kein Problem, aber der Geist-Transfer? Wtf?
Da kann man so eine Kleinigkeit wie: Wie gelingt es dem gefesselten Chris eigentlich, sich Füllmaterial aus dem Sessel in die Ohren zu stopfen? - was ja für die Handlung sehr wesentlich ist - also so eine Petitesse kann man da von mir schon eher ignorieren. Indiana Jones kommt ja auch aus jeder Schlangengrube wieder raus.

SPOILER-ENDE

Aber wegen dieser beiden Punkte kann ich - der ansonsten großartigen, innovativen Story zum Trotz, dann doch nur sieben Punkte geben. Sieben sehr gute Punkte. Ich habe mit großem Vergnügen geschaut.

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