Die Idee, dass man unfreiwillig in einer Psychohölle landet, dort eingesperrt und gefangen ist, ist durchaus reizvoll und spannend. Die Umsetzung bei "Get out" hinkt allerdings etwas aufgrund mehrerer schwerer Logikpatzer. Ohne zu spoilern kann ich dies nicht erklären, darum...
*SPOILER ON*
Gehirne von alten Menschen in junge Körper transplantieren scheitert schon daran, dass diese Organe altern und irgendwann an Demenz zu Grunde gehen. Sie sind keine auswechselbare Speicherkarte.
Außerdem wird das Thema Hypnose völlig an der Realität vorbei wiedergegeben. Den Zuschauern wird regelrecht Angst davor eingeimpft. Dass man den Willen von jemand komplett brechen und gegen dessen Wunsch umkrempeln kann ohne Gewalteinwirkung ist blanker Unsinn. Damit Hypnose funktioniert muss der Hypnotisierte sich voll darauf einlassen und sich hingeben wollen. Eine andere Variante wäre die der Foltergefängnisse, dass man den Opfern eine Gehirnwäsche verpasst, ihre Kooperationsbereitschaft durch Schläge, starke Drogen und Zwangsmaßnahmen wie z.B. Fixierung auf audio-visuelle Eingaben herstellt. Die Resultate solcher Eingriffe in die menschliche Psyche sind aber nicht dauerhaft stabil ohne regelmässige Auffrischung.
Fragwürdig auch, warum "der Held" der Geschichte nicht früher den Hasenfuß macht und so lange dem offensichtlichen Irrsinn beiwohnt.
Positiv bewerte ich allerdings einen spirituellen Zusammenhang: Die materiell-ausgerichtete Wissenschaft geht ja davon aus, dass unser Bewußtsein im Gehirn sitzt. Der Film zeigt, dass dem nicht so ist, denn sonst müsste man diejenigen, denen ihr Gehirn entfernt und ersetzt wurden, nicht mit Hypnose fügig halten.
Völlig unlogisch ist allerdings, dass durch eine Gehirntransplantation auch die Seele in einen neuen Körper übertragen können werden soll. Ergibt irgendwie keinen Sinn.
*SPOILER OFF*
Der Hauptdarsteller spielt die Verletzlichkeit, die Unsicherheit und den Kontrollverlust gut, andere Szenen hingegen in Dialogen, in denen Mimik, Gesichtsausdruck und v.a. der Blick der Augen gefragt sind, mißlingen ihm völlig. Er glubscht starr mit seinem Froschäuglein in die Leere und lässt kaum eine Gesichtsregung erkennen. Darum ist es fraglich, ob er die ideale Besetzung darstellt.
Seine Freundin, deren Familie mitsamt Freundeskreis hingegen wird sehr schön als beknackt portraitiert. Die mißhandelten "schwarzen" Opfer spielen geradezu überragend ihre Rollen.
Kleine Fehler gibt es ebenso: In der ein oder anderen Szene fragt man sich als Zuschauer, warum bei dieser oder jener gerade gewonnener Erkenntnis, der Protagonist sich nicht schleunigst in Bewegung setzt, sondern stattdessen an Ort und Stelle gemütlich verharrt. Das erinnert stark an die Actionthriller, in denen Unbewaffnete verfolgte, Waffen gefallener Gegner nicht an sich nehmen, um sich besser verteidigen zu können...
Der Film hätte sehr viel mehr Wirkung entfalten können, wenn die Logikfehler nicht wären, die leider mit einem starken Abbruch bei der Glaubwürdigkeit einher gehen.
Fazit: Sehenswert aufgrund der dichten und spannenden Atmosphäre - jedoch leider mit starken Abstrichen in Logik und Plausibilität. (5/10)