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In den Vereinigten Staaten gilt das Regiedebüt von Komiker Jordan Peele bereits als die größte Überraschung des Kinojahres, was nicht zuletzt auf dem cleveren Spiel mit Rassismus-Klischees beruht. Dennoch gerät die Mischung aus „Rate mal, wer zum Essen kommt“ und „Rosemarys Baby“ ein wenig zu vorhersehbar, um vollends zu begeistern.

Der New Yorker Fotograf Chris (Daniel Kaluuya) ist seit fünf Monaten mit Rose (Allison Williams) liiert und soll erstmals den Schwiegereltern in spe vorgestellt werden, welche noch nicht wissen, dass Chris Afroamerikaner ist. Nach einem herzlichen Empfang auf dem Landsitz ist Chris zunächst erleichtert, doch die schwarzen Angestellten benehmen sich zunehmend merkwürdig und nach einer Hypnose durch Mutter Missy (Catherine Keener) scheint für Chris einiges verändert…

„White family, black servants, - a total klischee“ erzählt Familienvater Dean (Bradley Whitford) dem Gast beinahe beiläufig und in ähnlich satirischer Form spielt Peele häufig mit Vorurteilen in Sachen Hautfarbe. Das äußert sich bereits mit dem Einstieg, als sich ein Schwarzer in einer weißen Nobelgegend verirrt und von einem weißen Auto verfolgt wird.
Langsam baut die Erzählung ein latentes Gefühl von Unbehagen auf, was auf einer Gartenparty seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Da das Geschehen überwiegend aus der Sicht von Chris geschildert wird, überträgt sich diese merkwürdige Form der Ausgrenzung rasch auf den Betrachter und das titelgebende „Get Out“ wird spürbar. Demgegenüber wirken die Auflockerungen durch Chris´ Polizeifreund beinahe wie Fremdkörper.

Nachfolgend tun sich in mehrerlei Hinsicht Abgründe auf, wobei etwaige Wendungen nur bedingt überraschen und das letzte Drittel über weite Teile vorhersehbar ausfällt. Zwar kommt es zu kleinen Gewalteinlagen, diese gehen jedoch locker mit der FSK16 konform.
Derweil liefern die treffend besetzten Mimen solide ab, insbesondere Kaluuya performt recht nuanciert, dessen Figur man das Unwohlsein und die Versuche des Überspielens zu jeder Zeit abnimmt.
Stark ist auch der Score, welcher vorrangig auf Perkussion setzt, ein paar afrikanische Gesänge einbindet und insgesamt recht genau auf jeweilige Stimmungen abgestimmt ist.

Vielleicht sollte man nicht mit zu hohen Erwartungen an das Werk herangehen, welches sich weniger als Horror, denn als gelungene Mischung aus Psychothriller und Gesellschaftssatire entpuppt.
Während auf handwerklicher Ebene kaum Mankos auszumachen sind, kommt es zwar zu kleinen erzählerischen Wendungen und es wird ab und an treffsicher mit der Erwartungshaltung des Zuschauers gespielt, doch in Sachen Spannung bleibt der große Wurf letztlich aus.
7 von 10

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