"Prey - Beutejagd" (Holland 2016) spielt in Amsterdam, womit er einer der wenigen Tierhorror um große Bestien ist, der in einer belebten Stadt spielt.
Zudem gehört er zu den blutigsten. Zwar kein Gore-Fest wie Horrorfilme der 70er, aber für einen Tierhorror schon im oberen Bereich was Blut, zerfleischte Torsos und sogar mehrere gefressene kleine Kinder angeht.
Das alles wird nervenzerfetzend spannend in einer einfallsreichen Handlung präsentiert. Erstaunlich, wie viele unterschiedliche Spannungssituationen sich das Team einfallen lässt.
Manches ist ein wenig übersteigert, aber lächerlich wird es nie. Genug Realismus-Feeling, um aufregend zu bleiden, aber auch genug dreiste Freiheiten, um kess modern zu sein. Auch einige skurrile Typen dürfen da nicht fehlen, aber niemand wird zur Witzfigur.
Was die Menge der Toten angeht, so kann er mit "Der Geist und die Dunkelheit" mithalten, erreicht diesen aber weder in Dramaturgie noch Glaubwürdigkeit noch Seriosität.
"Prey" ist eher ein unterhaltsames Kino der heutigen stilvollen Übertreibungen.
Allround-Talent Dick Maas (Regie, Drehbuch, Produktion, Musik) kehrt damit zu den Wurzeln seines besten Filmes "Verfluchtes Amsterdam" zurück, der ebenfalls diese Stadt hervorragend fotographiert aus tollen Blickwinkeln zeigte. Das tut "Prey" auch und bietet sowohl grandiose Kameraführung als auch brillante Beleuchtung, welche auch Nachtszenen zu raffiniert ausgeleuchteten Szenarien á la 80er und 90er macht.
Die Darsteller (u.a. Sophie van Winden, Julian Looman, Mark Frost) ist ohne Beanstandung und glaubhaft. Es gibt Action, Angst und Atmosphäre.
Im grunde stimmt an diesem Film alles. Darum darf man ihn gerne zu den Top 10 des Tierhorrors rechnen. Bei nur 3,53 Millionen € Budget ein filmisch erstaunlich großer und spektakulärer Streifen, dessen CGI-Löwen leider nur mittelprächtig sind. Sie sind gut genug, um den Film nicht zu verderben, aber ein solches Event hätten das beste an Tricktechnik verdient, was man aufbieten kann - dafür braucht man aber ein fetteres Budget. Eine gute Idee wäre, den Film, wenn er eines Tages zum Kultfilm geworden ist (das ist schon ganz anderen passiert, die schwächer waren), digital neu zu bearbeiten und bessere Effekte inzufügen. Technisch kein Problem, es muss nur jemand das Geld locker machen - das wäre besser inverstiert als jedes Jahr 100 Remakes von Filmen zu drehen, die keine Remakes brauchen.
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Zwei Filme mit dem Titel "Prey", beide Tierhorror über gefährliche Löwen, aber weder örtlich noch inhaltlich irgendeine Verbindung. Beide auf unterschiedliche Art sehr gut.
Darum nicht verwechseln mit:
"Prey" (Südafrika 2007, Regie: Darrell Roodt) spielt in der afrikanischen Natur, wo Bridget Moynahan mit ihren Stiefkindern in einem Geländewagen Zuflucht sucht vor angreifenden Löwen, die einige Menschen töten.