Kostja Ullmann spielt Saliya Kahawatte, dessen Sehvermögen aufgrund einer Netzhautablösung stark eingeschränkt ist. Das hält den ehrgeizigen Teenager jedoch nicht davon ab, an einem normalen Gymnasium das Abitur abzulegen und es soll ihn auch nicht davon abhalten, seinen Traumberuf zu ergreifen: Er möchte in einem Hotel arbeiten. Er bewirbt sich bei einem Münchener Luxushotel, ohne seine Sehbehinderung anzugeben und wird schließlich zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Er erhält einen Ausbildungsplatz, weil niemand seine Behinderung bemerkt. In den kommenden Monaten muss er trotz seiner eingeschränkten Sicht versuchen, in der Küche, im Service und an der Hotelbar zu bestehen, wobei er von einem Kumpel und Mitauszubildenden, gespielt von Jacob Matschenz, unterstützt wird.
„Mein Blind Date mit dem Leben“, inszeniert von „Sophie Scholl - Die letzten Tage“-Regisseur Marc Rothemund bedient so ziemlich alle Klischees, die im Ausland über den deutschen Film existieren: Ein Feel-Good-Movie mit netten Figuren und Love-Story, 111 Minuten seichter Eskapismus, wie er vom deutschen Publikum offensichtlich nachgefragt wird. Allerdings hätte die auf wahren Tatsachen basierende Geschichte des fast blinden Saliya Kahawatte, der über Jahre sein Umfeld über sein Augenleiden hinwegtäuschen konnte, einen authentischeren und auch etwas ernsthafteren Film verdient gehabt.
Stattdessen ist „Mein Blind Date mit dem Leben“ vor allem eines: Konventionell. Kostja Ullmann, wie immer Sunnyboy vom Dienst, spielt einen Mann, der einen Traum hat und sich auch von seinem Augenleiden nicht davon abhalten lässt - und dem es allzu leicht fällt, sich im Hotel zu orientieren und sein Umfeld über den Zustand seines Sehvermögens zu täuschen. Und dann sind da noch die vielen allzu sympathischen Nebenfiguren wie sein Kumpel im Hotel, die von Anna Maria Mühe verkörperte Lieferantin, in die er sich verliebt oder die afghanische Küchenhilfe, mit der er sich anfreundet. „Mein Blind Date mit dem Leben“ ist zu sehr darauf zugeschnitten, dem Zuschauer ein gutes Gefühl zu vermitteln und nicht darauf, eine reale Geschichte angemessen zu erzählen. So folgt auch die Love-Story dem üblichen Dreiklang aus Annäherung, scheinbarer Katastrophe und Versöhnung, bis am Ende dann alle Dämme brechen und der Kitsch überhandnimmt. Ernste Töne, die mehr Tiefgang und Authentizität vermittelt hätten, schlägt der Film derweil nur selten an.
Unterhaltsam ist der Film dennoch über weite Strecken, weil die Geschichte zumindest anfangs durchaus interessant ist und Marc Rothemund ein zügiges Tempo vorlegt, das zum Ende hin dann aber leider ein wenig ins Stocken kommt. Überhaupt sind 111 Minuten Laufzeit etwas zu viel des Guten. Im weiteren Verlauf sorgen indes der herzliche Humor und vor allem die Frotzeleien zwischen Kahawatte und seinem Kumpel für beste Unterhaltung, bei denen im „Ziemlich beste Freunde“-Stil auch mal Witze über die Sehbehinderung des Auszubildenden gemacht werden. Stellenweise springt letztlich auch die gute Laune über, die der Film mit seinen sympathischen Darstellern und seiner wohligen Atmosphäre versprüht - wenn man sich denn nicht allzu sehr an den vertanen Chancen stört.
Fazit:
Marc Rothemund zwängt die interessante wie bewegende Geschichte des Saliya Kahawatte in das enge Korsett eines konventionellen Feel-Good-Movies, das zwar etwas Kurzweil bietet, aber die nötige Authentizität vermissen lässt.
50 %