Review

Auf Hochglanz poliert & das Herz nicht am Schlosstor vergessen

Ein dutzendfach erzähltes Märchen, etliche Verfilmungen, eine von Disneys Zeichentrick-Perlen, schwer nostalgie-beladen, ein Musical - die Geschichte der belesenen & selbstständigen Belle, die durch einen verwunschenen Prinzen in dessen magischem Schloss gefangen gehalten wird & sich in dieses Biest verliebt, kann man fast mitsprechen. Wahrlich A Tale as old as Time. Dementsprechend groß war die Herausforderung für Disney mit ihrer neuesten Verfilmung dem Stoff neue Reize abzugewinnen. Zum Glück gelingt das wundervoll & der Film ist näher an der Qualität des letztjährigen "Jungle Book" als an früheren Disney-Real-Verfilmungen ala "Cinderella" oder "Alice im Wunderland". Die neue "Schöne & das Biest" ist ein glänzendes Update der klassischen Geschichte, dass nicht nur Kinderaugen strahlen lassen wird. Fans können & werden Jubeln. Keine trockene Disney-Gelddruckmaschine ohne Seele, keine simple Nacherzählung & absolut mit Daseinsberechtigung.

Wenn ich wählen müsste, wäre das Zeichentrick-Original aus den 90ern zwar immer noch mein Favorit, allein wegen daran hängenden Erinnerungen, doch in manchen Aspekten kommt ihm die Neuinterpretation erfreulich nahe oder setzt sogar noch einen drauf. Die Sets & Kostüme sind eine Augenweide, die Songs & Melodien verursachen noch immer Gänsehaut, die Effekte kriegt man momentan nicht besser hin - alles wie erwartet Hollywood-Luxusklasse. Doch wo "The Beauty & the Beast" richtig punktet, ist bei Dingen, die nicht selbstverständlich waren. Zum Beispiel Abweichungen & Erweiterungen der Originalgeschichte. Hintergrundinfos über beide Familien oder das Mehr an Zeit zum Erblühen der Liebe zwischen den zwei ungleichen Gestalten, tut der Geschichte gut. Epischer wurde diese noch nie erzählt & kann man sich diese nicht ausdenken. Da ist man gerne wieder Gast!

Kleinere Längen der im Kern immer noch recht simplen Liebesgeschichte werden durch Rococo-Eyecandy & recht gelungene neue Songs überbrückt, an das nicht ganz perfekte Computer-Gesicht des Biests gewöhnt man sich mit der Zeit. Alles wirkt pompöser, größer, actionreicher & der grundsätzlich recht dunkle Anstrich macht Einiges her. Nicht zu düster für Kinder, aber wesentlich reizender für Erwachsene. Sehr gute Balance, nicht nur bei der Atmosphäre sondern auch wortwörtlich beim Ton. Denn die Verteilung der Songs könnte kaum gelungener sein. Musical, Märchen, Film - in allen Kategorien hohe Punktzahlen. Nie Langeweile. Dem lebendigen Schlosszubehör fehlt es im Gegensatz zu seinen gemalten Pendants vielleicht etwas an Charme & die deutsche Synchro tut sich gerade bei den Songs sehr schwer auf den Punkt zu sein - daher ganz klar eher im O-Ton gucken.

Das Herzstück & die größte Stärke dieser neuen, schicken Version ist ganz klar die Besetzung. Ob es die erfreulichen Gastauftritte der Synchronsprecher im Finale sind oder ein Kevin Kline als Belles Erfinder-Vater - Fehlbesetzungen sucht man vergebens. Ganz im Gegenteil: Belle & Gaston könnten nicht besser getroffen worden sein. Emma Watson verleiht der einst doch recht eindimensionalen Leseratte ganz neue Facetten & ist mehr als wunderhübsch. Selbst wenn sie ihr Hermine-Babyface in meinem Kopf wohl nie endgültig ablegen können wird. Luke Evans als eingebildeter Gaston bringt gleichzeitig Charisma, perfektes Aussehen wie Hassenswürdigkeit mit. Und Josh Gad als schrullig-schwuler Le Fou hat das Zeug zum absoluten Fanliebling & stiehlt jede Szene in der er zu sehen ist. Plus seine Chemie mit Gaston sprüht Funken. Fast mehr als die zwischen Watson & Dan Stevens, der sein Können eher in der Mimik des Biests zeigt. Was für ein zauberhaftes Ensemble, was für ein würdiges Remake!

Fazit: eine der besten Disney-Live-Action-Verfilmungen & beinahe ebenbürtig zum Zeichentrick-Klassiker. Optisch brillant, perfekt besetzt, an den richtigen Stellen detaillierter. Egal wie abgenudelt das Märchen ist - "Die Schöne & das Biest" (2017) weckt die Magie als wär's das erste Mal!

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