Zweisamkeit im All mit zahmen Hindernissen
Chris Pratt und Jennifer Lawrence könnten auch in der Live-Action-Version der Augsburger Puppenkiste mitspielen und die Leute würden den Kinos die Türen einrennen. Um die zwei geht momentan, mit gutem Recht, in Sachen Mainstream-Starpower kaum etwas. So entfernte sich auch der teure "Passengers" von Woche zu Woche vom Flopsein und fand seine Fans. Spaß hatte ich ebenfalls, an den beiden hübschen Stars, an deren Chemie und den Dekors des einmalig scharfen Raumschiffs. Doch im Grunde ist es nur eine enorm abgesteckte, recht banale Version von "Titanic" trifft "2001: A Space Odyssee" und "Wall-E". Zwei Liebende auf einem Raumschiff, dass sich auf Selbstzerstörungskurs befindet. Simpel, ausgedehnt, ausgedünnt und sich komplett auf seine zwei Megastars verlassend. Das reicht zusammen mit einer spektakulären Optik für einen familienfreundlichen Filmabend - doch wer sich an ihn nächste Woche noch erinnern kann, hat entweder ein starkes Gedächtnis oder guckt nur einen Film im Monat. Oder besser beides.
Obwohl "Passengers" angenehm ruhig und romantisch ist, ist er vor allem ein optisches Wunderwerk und reines Eyecandy. Das einzige was noch perfekter wirkt als die zwei Stars sind die futuristischen Kulissen - allen voran die Bar samt Robo-Barkeeper. Da die zwei Sympathieträger einfach funktionieren momentan, kommt sogar gegen Ende Spannung auf. Sowohl ob einer geopfert und wie sich emotional entscheiden wird. Leider verspielt der liebliche Sci-Fi-Blockbuster bei mir etliche Punkte mit seiner zarten, unmutigen Art und etlichen vermeidbaren Fehlern. Dass Andy Garcia und Laurence Fishburne nur mal kurz in die Kamera gucken dürfen, kann ich verschmerzen, ebenso ein viel zu braves Happy End oder eine zähe, tempoarme Einführung. Doch der Film hätte massig interessante Finten, Abkürzungen, Denkanstöße und Wendungen einschlagen können - von größerer Konfrontation zwischen den zwei Charakteren im letzten Drittel bis hin zu nur angedeuteten Konflikten mit der Künstlichen Intelligenz im Hause Raumschiff Avalon. Es hätte ein böses Psychoduell an allen Fronten geben können - so ist es brave Hausfrauen-Science-Fiction, die immer den sichersten Weg fliegt.
Fazit: zwei Superstars auf ihrem bisherigen Berühmtheitshöhepunkt retten ein eigentlich recht belangloses Sci-Fi-Schmonzettchen. Die Effekte und das Design sind dafür State of the Art und tief beeindruckend! Ich sage nur No-Gravity-Pool! Von jüngeren Sci-Fi-Meilensteinen wie "Gravity" oder "Der Marsianer" aber ein halbes Sonnensystem entfernt.