kurz angerissen*
Das leere Schiff liefert in der Theorie ein wunderbares Set für eine hervorragende Science-Fiction-Geschichte, wird in der Praxis aber leider zur treffenden Metapher für den vom Drehbuch ungenutzten Raum. Was hier sowohl Richtung Psychodrama der Marke „Robinson Crusoe“ als auch Existenzhorror nach Art von „Moon“ theoretisch möglich gewesen wäre, deuten einzelne Momente beim Rundgang des einsam Erwachten durch den gigantischen Raumkreuzer an; hat Chris Pratt jedoch einmal Jennifer Lawrence aus dem Tiefschlaf geholt, stellt sich die vielversprechende Kulisse in den Dienst einer profanen romantischen Erzählung, die weniger philosophisch ist als sie zu sein vorgibt.
Michael Sheen etwa weckt in seiner Support-Rolle nicht ganz unabsichtlich Erinnerungen an die Androiden aus „Alien“ ebenso wie an den Barkeeper aus „Shining“ und streut damit beunruhigende Gedanken an eine bevorstehende Katastrophe, entpuppt sich trotz aller Andeutungen letztlich aber enttäuschenderweise bloß als Stichwortgeber und Funkenleiter zwischen Mann und Frau. Ein paar mit Schwerkraft spielende Effektszenen greifen später begierig nach der technisch-wissenschaftlichen Ausrichtung eines „Gravity“ oder „Der Marsianer“ und erheben den Anspruch auf Realismus, können aber niemals in vergleichbarer Form aufzeigen, wie ausgeliefert die Figuren ihrer eigenen Technologie sind.
Noch dazu ist das Star-Gespann für den gesetzten Schwerpunkt falsch gewählt: Hätte man der durchaus interessanten Raum-Zeit-Konstellation mehr menschliche Tiefe geben wollen, hätte man vermutlich Darsteller wählen sollen, deren Anblick nicht automatisch auf kostspieliges Blockbusterkino hindeutet – wenn man schon in dieser Form mit teuren Produktionswerten und angesagten Schauspielern wuchtet, hätte man gerne noch ein, zwei zusätzliche Kniffe einbringen können, um wenigstens auf künstliche Weise für höhere Komplexität zu sorgen.
Einen Beziehungsfilm in einen Genre-Kontext zu setzen, ist nichts Verwerfliches, doch „Passengers“ geht die Sache von der falschen Warte aus an: Die Science Fiction wird nicht etwa als exotisches Gewürz verwendet, um ein menschliches Drama zu verfeinern; vielmehr wird sie mit Beziehungsballast porös gemacht, der aufgrund seines Star-Appeals und des unentwegten Augenmerks auf große Kinobilder nicht die Tiefe erlangt, die möglich gewesen wäre.
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