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Eine Kamera, Jennifer Lawrence und Chris Pratt, - das sind wohl die drei Dinge, die Regisseur Morten Tyldum auf eine einsame Insel mitnehmen würde. Die Insel wird gegen ein Raumschiff getauscht, Ideen von „Shining“ über „Gravity“ bis „Titanic“ eingebaut und schon steht ein Kammerspiel, welches trotz überschaubarer Figurenkonstellation über weite Strecken erstaunlich gut unterhält.

Rund 5000 Passagiere befinden sich auf der Avalon, einem Raumschiff mit Kurs auf Homestead 2, einer Erdkolonie. Als Mechaniker Jim (Chris Pratt) aus dem Tiefschlaf erwacht, muss er schockiert feststellen, dass seine Kapsel sich rund 90 Jahre zu früh geöffnet hat, er der einzig wache Mensch weit und breit ist und es keine Möglichkeit gibt, den Tiefschlaf erneut anzutreten. Als er sich nach Monaten der Isolation in die schlafende Aurora (Jennifer Lawrence) verguckt, fasst er einen folgeschweren Plan…

Auch Dornröschen pennte in paar Jahre, bevor der Prinz sie rettete, nur dass Aurora zu einer unfreiwilligen Romanze gezwungen wird. Natürlich handelt Jim egoistisch, jedoch nachvollziehbar, denn spätestens nach drei, vier Monaten würde nahezu jeder ähnlich reagieren (vielleicht auch direkt mehrere Frauen aufwecken), denn Konversationen mit dem Barkeeper-Androiden Arthur (Michael Sheen) verschaffen nur bedingt Abwechslung.
Sehr interessant gestaltet sich primär das erste Drittel, als Jim die Räumlichkeiten und die technischen Gimmicks auslotet, mehrfach versucht, in die Kommandozentrale einzudringen und mit der Zeit zu einem Robinson Crusoe zuwächst.

Es folgt ein wenig Beziehungskitsch mit dezenten Andeutungen körperlicher Zuneigung, wobei natürlich stets im Raum steht, wann das Geheimnis des Aufweckens gelüftet wird und wie sich mögliche Konsequenten gestalten. Diesbezüglich geht der Stoff allerdings nicht allzu sehr in die Tiefe, Fragen nach Moral und Verantwortung fallen im finalen Akt einiger Action zum Opfer, die zwar einigermaßen spannend in Szene gesetzt ist, jedoch eklatante Logiklöcher ins Spiel bringt. Wie Gravitationsverhalten im Zusammenhang mit Wasser oder Lichtgeschwindigkeit im Kontext mit Reisezielen.

Zumindest ist der Produktion das satte Budget von rund 110 Millionen Dollar anzusehen. Die Sets sind toll gestaltet, die Computereffekte sind erstklassig und auch das Raumschiff kommt bei einigen Außenaufnahmen recht imposant rüber. Lawrence und Pratt performen derweil solide und auch der Score ist routiniert abgestimmt und vermittelt besonders im Mittelteil eine isolierte Stimmung in den Weiten des Alls.

Was den positiven Eindruck merklich schmälert, ist die reichlich konservative Aussage gegen Ende der Erzählung, welche zwar eine Fortsetzung zulässt, jedoch unterm Strich zu glatt gebügelt daherkommt. Optisch ist nichts zu bemängeln, erzählerisch ist die erste Hälfte stark, danach geht es leider ein wenig bergab.
Dennoch ein unterhaltsamer Beitrag, der schon aufgrund der Ausstattung und der hochinteressanten Prämisse sehenswert ist.
6,5 von 10

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