Was für ein Film!
Man weiss nicht, ob man lachen oder weinen sollte.
Ein Hollywood-Produzent meinte mal, dass es erstaunlich ist, dass, obwohl bei einer Filmproduktion unzählige Künstler mitarbeiten, doch noch in vielen Fällen etwas Brauchbares rauskommt. Und wenn man "Lost In La Mancha", gesehen hat, weiss man, dass es auch schiefgehen kann. Und wie.
Wer sich schon immer genervt hat, dass in Making-Ofs (die ohnehin nur zu Werbezwecken gedreht werden) alle einander nur auf die Schultern klopfen und labern, wie toll dieser Film ist und wie schön es ist, dabei zu sein, sollte "Lost In La Mancha" sehen. "Einen Film zu drehen ist die Hölle", hat Sergio Leone mal gesagt.
Terry Gilliam, erfahren in Flops wie "Münchhausen" und Kämpfen gegen Studiosysteme, versuchte im Sommer 2000, seinen langgehegten Traum, die legendäre Geschichte des gegen Windmühlen kämpfenden spanischen Edelmanns Don Quichotte, seines treuen Dieners Sancho Pansa und seines dürren Gauls Rosinante zu verfilmen. Zehn Jahre arbeitete Gilliam daran, jetzt endlich los es losgehen. "The Man Who Killed Don Quixote" sollte mit Stars wie Johnny Depp, Jean Rochefort und Vanessa Paradis in Spanien gedreht werden, doch schon bei der Planung stellt sich heraus, dass das Geld niemals reichen wird für Gilliams extrentrische Ideen. Aber man wirft sich tapfer in die Schlacht, Hauptsache, man kriegt einige Bilder. Nicht so wichtig, dass bereits der grosse Orson Welles an der Verfilmung scheiterte. Idealismus, wie wir ihn lieben. Doch Gilliam und seine Crew erleben einen Albtraum ...
Viele Filme scheitern bereits in der Produktionsphase und werden nie fertiggestellt, aber so nahe, so intim, war man noch nie dabei. Von der achtwöchigen Vor-Produktion bis zu den sechs Drehtagen lernen wir, auf welch wackeligen Beinen so ein grosser Film steht: Die Produktion stolpert von einem Desaster ins nächste, teilweise durch höhere Gewalt, aber auch oft durch eigene Unfähigkeit. Mittendrin Terry Gilliam, der trotz aller Widrigkeiten die Fahne hochhält und weiter kämpft, wie Don Quichotte.
Ein Film über ein 32-Millionen-Dollar-Debakel und über einen Traum, der wie eine Seifenblase zerplatzt ist. Eine Tragikkomödie, wie sie nur das Leben schreiben kann.
Absolut sehenswert.
Ich empfehle auch die Filme "Hearts Of Darkness: A Director's Apocalypse" über die Dreharbeiten von Coppolas "Apocalypse Now", und "Full Tilt Boogie" über Rodriguez' "From Dusk Till Dawn".
Wer sich für Film interessiert, sollte solche Dokus sehen, nur schon, um ein wenig zu schätzen, dass jeder Film, auch wenn er schlecht ist, zwischen unzähligen Klippen hindurchschiffen musste, um auf der Leinwand gezeigt zu werden.