Das Leben ist ein Spiel.
Das ist das Prinzip, nachdem der Film "Intacto" seine wirklich originelle Geschichte erzählt. Etwas davon zu verraten, wäre bereits ein Betrug am Film, da seine Spannung wesentlich auf der Neugier des Zuschauers, die Zusammenhänge zu hinterfragen, aufbaut. Nur so viel: Es geht um Glück und Schicksal und um die Frage, ob man es letztendlich kontrollieren kann, oder nicht. Ist Glück eine "Gabe", kann man es quantifizieren, oder ist es purer Zufall? Viele (teilweise gar philosophische) Fragen wirft die mysteriöse Handlung des Films auf, ohne dabei konstruiert oder unlogisch zu wirken. Denn in sich macht die Geschichte von Anfang bis Ende mit den vielen eingestreuten kleinen Details durchaus Sinn. Die Tatsache, dass viele jener Details wesentlich zum Inhalt beitragen und die Hintergründe des Konstrukts nur sehr langsam ans Licht treten, bewirken eine Spannung, die den konzentrierten Zuschauer wirklich mitreißt. Allein die ausgefallenen Glücksspiele, die der Protagonist bestreiten muss, machen richtig Spaß.
Zwar ist die Story schon sehr abstrakt und hypothetisch (eigentlich schon Fantasterei), jedoch fungiert sie durch zahlreiche Anspielungen und Metaphern als interessantes Gedankenspiel, als Parabel vielleicht, zum Umgang mit Glück (oder eben Pech) und Schicksal. Jeder sieht das sicherlich anders, aber für ein gemütliches, nachdenkliches Gespräch mit interessierten Freunden zum Beispiel, bietet "Intacto" ja deswegen recht schöne Ansätze.
Die Gestaltung des Films bleibt während der gesamten Laufzeit auf einem hohen Niveau. Bild- und Tongestaltung können überzeugen, unter anderem durch schöne Landschaftsaufnahmen, tranceartige Klänge und sehr künstlich-kühle, stilvolle Settings. Die Schauspieler agieren gut, auch wenn der Film insgesamt recht wenig Wert auf ausschweifende Charakterdarstellungen legt, sondern eher bei seinem Kernstück, der Story, bleibt.
Spannende, intelligente Unterhaltung wird dem Zuschauer also in diesem Psychothriller geboten. Die Längen des Films werden gekonnt von der konstanten Grundspannung überdeckt, genretypische Handlungsverläufe und Actioneinlagen entfallen sowieso, sodass die Zeit wie im Fluge vergeht. Denn die Neugier des Zuschauers wird geweckt und erzeugt den mitreißenden "Thrill", von dem man wegen der Unberechenbarkeit des Films einfach nicht mehr losgelassen wird. Ist es nämlich nicht genau das, was uns selbst so vorantreibt im Leben, der Ausgang der eigenen Geschichte? 9/10.