Mit Motiven des Psycho-Thrillers, des Rache-Thrillers und dessen Hintergründe spielendes Drama um die unterschiedliche Auffassung und Verarbeitung von Schuld und Sühne und einem sich nur kurz überschneidenden, dadurch aber jeweils eine fatale Richtung nehmenden Lebensweg. Ein Parallelgeschehen, in dem zwei Menschen innerhalb einer Sekunde durch das sogenannte 'Schicksal' alles bis dato erreichte und liebgewonnene und damit ihren Halt im Leben verlieren, wodurch sich ein Fatalismus anbahnt, welcher unablässig auf eine weitere Katastrophe zusteuert und im Mittelpunkt der dramaturgischen Aufmerksamkeit hier liegt. Dabei ist unabhängig jeder bisher tatsächlich gewollten und nicht so tatsächlich erreichten Kommerzialität auch dieser Film als Bestandteil des wechselhaften Alterswerkes von Schwarzenegger 'interessant' im Sinne der Betrachtung eines reifen, alt gewordenen Mannes, der nunmehr im letzten Drittel seines Daseins mit der Existenz selber und den abnehmenden und nicht mehr zunehmenden (physischen, aber auch seelischen und kognitiven) Kräften umgeht; ein Blickwinkel, den zuvor schon explizit die Vaterrolle in Maggie eingenommen hat, wozu bei Wohlwollen aber auch der betagte Sheriff in The Last Stand und der altgediente Haudegen in Sabotage zu zählt:
Als er seine Frau und die schwangere Tochter am Ende eines Arbeitstages vom Flughafen aufgrund ihrer Rückkehr abholen will, muss der Vorarbeiter Roman Melnyk [ Arnold Schwarzenegger ] dort erfahren, dass das Flugzeug hoch über den Wolken und kurz vor der geplanten Landung mit einer zweiten Maschine kollidiert ist. Zwar wird dem Immigranten mehrfach psychologische Hilfe angeboten und auch sein Vorgesetzter Matt [ Glenn Morshower ] lässt ihm alle Zeit der Welt, findet der gebrochene Mann aber nie wieder in sein altes Leben und den Beruf zurück und versteift sich nahezu auf das Unglück und seine Umstände. Währenddessen ist er für den verantwortlichen Fluglotsen Jacob "Jake" Bonanos [ Scoot McNairy ] nichts mehr so, wie es einmal war. Aufgrund seiner folgenden Gemüts- und Stimmungsschwanungen und zugunsten des jungen Sohnes Samuel [ Judah Nelson ] hat seine Frau Christina [ Maggie Grace ] eine Auszeit eingelegt und sich eine andere Wohnung gesucht. Zusätzlich musste er auch zu seinem eigenen Schutz die Identität, den Ort und den Beruf wechseln. Eines Tages stöbert Melnyk ihn auf.
Schwarzenegger führt dabei natürlich die Promotion an, ist der household-name, der angesichts der nachwachsenden Zuschauerschar und ihrer veränderten Sehgewohnheiten und -bedürfnisse auf der großen Leinwand nicht mehr allzu viel zählt, aber vom Bekanntheitsgrad selber immer noch massiv und für die Finanzierung (Budget zwischen 10 & 11 Mio. USD.) eines eher bedrückenden und lange Zeit stillen Sujets auch national und international entscheidend ist. In der Handlung selber ist er auch der 'Protagonist'; Derjenige, der zuerst in Augenschein genommen wird, aber mit dem 'Antagonisten' Jacob einen überaus gleichwertigen Gegenspieler und den eigens autarken Wechsel der Perspektiven erhält. Eine Schuldfrage für das Unglück wird nicht erörtert, und ist (vom Film) auch keine Schuld gesucht und deswegen keine zu finden, allerhöchstens zu bewerten, wie man jeweils mit den für Jacob so vielen Hunderten Toten und Roman mit dem Abschied der zwei wichtigsten Personen und damit dem fliehenden Halt im Leben umgeht.
Dabei konzentriert sich das Drehbuch vom Enemy - Autoren Javier Gullón gleichwertig auf die beiden Personen, die unabhängig voneinander ihre Kreise enger um den jeweils anderen ziehen, wobei alle Anderen Umherstehenden nicht nur schauspielerisch im besten Fall unauffällig, teilweise aber auch deplatziert, oder klischeehaft oder anderweitig 'daneben' oder auch fehl am Platze wirken, was allerdings im Sinne der Verlorenheit der beiden Hauptfiguren in ihrer Gesellschaft gesehen werden kann, deren soziale Umgebung trotz aller Versuche auch keinen Kontakt mehr aufnehmen kann und deren Anwesenheit oftmals gar nicht gewollt mehr ist. Als einzige Ausnahme könnte man die Übermittlerin der Todesbotschaft zählen, eine Psychologin, die die schreckliche Nachricht in aller Ruhe und dennoch (professionelle) Anteilnahme überbringt und mehrere Stellen zur Hilfe anbietet, auch im Nachhinein, sich aber nicht aufdrängt. Alle Anderen, die jeweiligen Vorgesetzten, die Anwälte, die Journalisten, auch der Psychiater sind im Grunde außen vor, nicht persönlich beteiligt und werden auch so inszeniert. Auch die Dialoge sind recht schwach oder banal scheinend, was ebenfalls in den Kontext der Geschichte passt, die darüber hinaus allerdings so einige Haken und Wendungen einhergeht, die unnötig bis aufgesetzt wirken und das viele Positive, das sonstige Gelingen immer wieder konterkarieren.
Der Stoff selber, der mit dem eher nachteiligen Siegel "inspiriert von einer wahren Geschichte" [dem der Flugkatastrophe von Überlingen, Juli 2002, adaptiert u.a. im Filmdrama 10 Sekunden und im Fernsehfilm Flug in die Nacht – Das Unglück von Überlingen, sowie auch in Dokumentarserien, Theater und Hörspielen] hausieren geht, nimmt einige Abkürzungen zu schnell oder zu viel, wird bspw. weder verständlich, warum Jacob Stress mit seiner Kleinfamilie hat noch warum er plötzlich im Waffengeschäft einkaufen geht, und warum später eine Reporterin die Adresse und neue Identität des Verschwundenen so mir nichts, dir nichts an einen Angehörigen der Opfer herausrückt, schafft es aber dennoch problemlos, durch die Thematik und die vermittelten Themen von Trauer, Verlust, Isolation, Depression, Wut, und vor allem auch dem Gefühlten und schlecht Auszusprechenden in der andauernden Verarbeitung der Tragödie, den willigen Zuschauer an die Hand und auf diese dunkle Reise in das Innere mitzunehmen. Alles bekannte Emotionen, alles Dinge, die man bereits und sei es 'nur' im kleineren Ausmaße (Verlust durch natürlichen, also 'erwartbaren' Tod, oder Auseinandergehen einer innigen Partnerschaft, der Umgang mit Krankheiten, depressiven Phasen usw.) selber erlebt hat und so quasi im kleinen Teil mitreden kann, involviert und identifiziert ist.